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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Staatsmacht dazu aufgefordert oder wir wollen es – nach Paragraph drei – trotzdem tun. Wir handeln hier als Platzhalter, als welche es uns verboten ist zu arbeiten.«
    »Würden Sie ›Drückeberger der Hand und des Geistes‹ vorziehen?«, fragte Ridcully, der sich immer freute, wenn er ausprobieren konnte, wie weit er gehen konnte.
    »Drückeberger der Hand und des Geistes per Gesetz«, erwiderte der Oberste Hirte betont offiziell.
    Ridcully gab auf. Wenn er wollte, konnte er so den ganzen Tag weitermachen, aber das Leben bestand nun mal nicht nur aus Spaß.
    »Damit wäre das geklärt. Ich muss Ihnen mitteilen, dass ich die wackeren Herren Frankly Ottomy und Alf Nobbs gebeten habe, uns bei unserem kleinen Seitensprung zu begleiten. Herr Nobbs sagt, dass wir, da wir keine Fanartikel an uns haben, keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns ziehen dürften.«
    Die Zauberer nickten den Brüllern nervös zu. Die waren natürlich bloße Angestellte der Universität, wohingegen die Zauberer … nun mal die Universität waren, oder nicht? Schließlich bestand eine Universität nicht nur aus Mörtel und Backsteinen, sondern auch aus den Leuten darin, insbesondere aus Zauberern. Aber die Brüller jagten ihnen, einem wie dem anderen, Angst ein.
    Es waren ausnahmslos kräftige, stämmige Männer, die aussahen wie aus Schinken modelliert. Und sie waren alle Abkömmlinge derjenigen Männer und praktisch identisch mit ihnen, die ebenjene Zauberer – jünger und gelenkiger natürlich, und es war erstaunlich, wie schnell man rennen konnte, wenn ein paar Brüller hinter einem her waren – schon früher durch die nebligen, nächtlichen Straßen gejagt hatten. Wenn sie einen erwischten, schleppten einen genau diese Brüller, die ein gewaltiges Vergnügen aus der Durchsetzung der Sondergesetze der Universität und ihrer spezifischen Regeln schöpften, vor den Erzkanzler und beschuldigten einen des Versuchs, sich tierisch betrinken zu wollen. Allerdings war das immer noch besser, als sich zu wehren, denn die Brüller waren weit und breit dafür bekannt, dass sie jede Gelegenheit zu einem kleinen Klassenkampf gerne ausnutzten. Obwohl das alles schon Jahre zurücklag, rief der unerwartete Anblick eines Brüllers selbst heute noch bei Männern, die mehr Buchstaben hinter ihrem Namen angehäuft hatten als ein ganzes Scrabble-Spiel beinhaltet, ein dunkles, schmachvolles Entsetzen hervor.
    Herr Ottomy, der sich dessen sehr wohl bewusst war, grinste anzüglich und legte den Finger an die Krempe seiner Uniformmütze. »N’Abend, die Herren«, sagte er. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich und mein Kumpel Alf passen schon auf Sie auf. Aber jetzt sollten wir mal los, denn in einer halben Stunde ist Anstoß.«
    Der Oberste Hirte wäre nicht der Oberste Hirte, hätte er das Geräusch der Stille nicht verabscheut. Als sie aus der Hintertür hinausschlurften und sich über das ungewohnte Reiben der Hosenbeine an ihren Knien beschwerten, wandte er sich an Herrn Nobbs und sagte: »Nobbs … das ist aber kein gewöhnlicher Name. Sagen Sie mal, Alf, sind Sie vielleicht zufällig mit Korporal Nobby Nobbs von der Stadtwache verwandt?«
    Angesichts des eklatanten Mangels an Etikette, dachte Ridcully, ging Nobby Nobbs erstaunlich gut mit der Taktlosigkeit um.
    »Nein, bin ich nicht!«
    »Aha, dann vielleicht ein entfernter Zweig der Sippe …«
    »Nein. Ein völlig anderer Baum!«
     
    Im grauen Licht ihres vorderen Zimmers betrachtete Glenda einen Koffer und verzweifelte. Sie hatte ihr Möglichstes mit brauner Stiefelwichse probiert, Woche um Woche, aber sie hatte ihn nun mal in einem Grabbelladen gekauft, und die Pappe unter dem lederartigen Außenmaterial kam immer mehr durch. Ihren Kunden schien es nie aufzufallen, ihr selbst aber schon, selbst wenn sie den Koffer überhaupt nicht sah.
    Er war ein geheimer Teil eines geheimen Lebens, das sie eine oder zwei Stunden an ihrem halben freien Tag pro Woche führte, und vielleicht ein bisschen länger, falls sich ihre heutigen Vertreterbesuche auszahlten.
    Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel und sagte mit kesser Stimme: »Wir alle kennen das Problem der Unterarmentlaubung. Es ist einfach unheimlich schwierig, die Flechten gesund zu halten … Aber …« Sie zog ein grünblaues Gefäß mit einem goldenen Stöpsel hervor, »ein Spritzer Frühlingsknospe hält diese Spalten den ganzen Tag über schön feucht und waldfrisch …«
    Sie geriet ins Stocken. Nein, das entsprach so überhaupt nicht ihrem

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