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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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feltfame und gefährliche Dinge her.«
    »Ist vielleicht ’ne blöde Frage, aber kommst du selbst vielleicht aus Überwald?«, erkundigte sich Trev.
    »Wenn du fon fragft: ja«, lautete die Antwort.
    Trev zögerte. Man sah schon ab und zu einen Igor. Das Einzige, was man im Allgemeinen von ihnen wusste, war, dass sie einen noch schneller zusammenflickten, als die Stadtwache einen zusammenschlagen konnte, und dass sie seltsame Dinge in ihren Kellern trieben und nur bei Gewitter daraus hervorkamen.
    »Ich glaube, dein Freund könnte fehr gefährlich fein«, sagte Igor.
    Trev versuchte sich Nutt als gefährlich vorzustellen. Es war nicht einfach, es sei denn, man erinnerte sich an einen Wurf, der einen ganzen Torpfosten umhaute, der dazu noch mehr als eine halbe Straße entfernt stand. Lieber hätte er sich nicht daran erinnert.
    »Warum soll ich dir überhaupt zuhören? Woher weiß ich, dass du nicht gefährlich bist?«, fragte er.
    »Ach, ich bin gefährlich«, sagte Igor, »daf kannft du mir glauben. Und in Überwald gibt ef Dinge, denen ich lieber nicht begegnen würde.«
    »Ich höre dir nicht mehr zu«, sagte Trev. »Außerdem bist du ziemlich schwer zu verstehen.«
    »Unterliegt er feltfamen Ftimmungffwankungen?«, bohrte Igor weiter. »Wird er leicht tfornig? Weift du irgendetwaf hinfichtlich feiner Effgewohnheiten?«
    »Ja. Er mag Apfelkuchen«, sagte Trev. »Worauf willst du überhaupt hinaus?«
    »Ich fehe, daff ihr dicke Freunde feid«, sagte Igor. »Tut mir leid, daff ich deine Tfeit vergeudet habe.« Das Wörtchen »Tfeit« hing in der Luft wie die vielen Wassertröpfchen, die den Nebel bildeten. »Ich möchte dir einen Rat geben. Wenn du mich brauchft, frei einfach. Bedauerlicherweise wird ef dir nicht fwer fallen, tfu freien.« Die Gestalt wandte sich um und war sofort im Nebel verschwunden.
    Diese Igors bewegen sich irgendwie eigenartig, fiel Trev noch ein. Man sieht auch nie einen bei einem Fußballspiel …
    Er schaute diesem letzten Gedanken nach. Was hatte er sich damit sagen wollen? Dass jemand, der sich keinen Fußball anschaute, nicht richtig zählte? Ihm fiel keine passende Antwort ein. Er wunderte sich, dass er sich die Frage überhaupt gestellt hatte. Alles veränderte sich.
     
    Glenda traf mit Juliet, die zum Schweigen verpflichtet worden war, in der Nachtküche ein und gab Mildred und Frau Heckes gnädigerweise den Rest des Abend frei. Das passte beiden sehr gut, wie immer, zudem konnte sie sich bei Gelegenheit einmal auf die kleine Gefälligkeit berufen.
    Sie zog sich die Jacke aus und rollte die Ärmel hoch. Sie fühlte sich in der Nachtküche zu Hause, hier hatte sie das Kommando und alles unter Kontrolle. Hinter ihren schwarzen eisernen Herden konnte sie der Welt trotzen.
    »Also hör zu«, sagte sie zu der kleinlauten Juliet. »Wir sind heute nicht dort gewesen. Den Tag heute hat es gar nicht gegeben. Du warst hier und hast mir geholfen, die Öfen sauber zu machen. Ich sehe zu, dass du ein paar Überstunden kriegst, damit dein Vater keinen Verdacht schöpft. Verstanden? Hast du das kapiert?«
    »Ja, Glenda.«
    »Und wo wir schon mal hier sind, können wir auch gleich die Pasteten für morgen Abend vorbereiten. Morgen sind wir froh darüber, dass wir schon ein Stück vorgearbeitet haben, stimmt’s?«
    Juliet sagte nichts.
    »Sag: ›Ja, Glenda‹«, forderte Glenda sie auf. »Ja, Glenda.«
    »Also los, hack das Schweinefleisch klein. Wenn man was zu tun hat, muss man nicht so viel nachdenken, sage ich immer.«
    »Genau, Glenda, das sagst du immer«, sagte Juliet.
    Glenda glaubte, einen leisen Unterton herauszuhören, der sie ein wenig verunsicherte. »Sage ich das wirklich immer? Wann denn?«
    »Jeden Tag, wenn du hierherkommst und dir die Schürze umbindest, Glenda.«
    »Das hat meine Mutter immer gesagt«, sagte Glenda und versuchte, den Gedanken gleich wieder zu verscheuchen. »Und sie hatte natürlich recht! Schwere Arbeit hat noch niemandem geschadet!« Sie versuchte, den verräterischen Gedanken gar nicht erst zu denken: nur ihr. Pasteten, dachte sie. Auf Pasteten kann man sich verlassen. Pasteten machen einem keinen Kummer.
    »Ich glaub, Trev findet mich gut«, murmelte Juliet. »Er kuckt mich nicht so komisch an wie die anderen Jungs. Er kuckt mich an wie ein kleines Hündchen.«
    »Vor diesem Blick solltest du dich in Acht nehmen, mein Mädchen.«
    »Ich glaub, ich liebe ihn.«
    Wildschwein, dachte Glenda, und Aprikosen. Im Kühlraum müsste noch etwas davon übrig sein.

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