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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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durch Quirm fahren, während ein netter junger Mann Champagner aus deinem Pantoffel trinkt, aber das hast du nie getan, weil die dort in Quirm irgendwie sehr seltsam drauf waren, und dem Wasser konnte man auch nicht trauen, und wie sollte das mit dem Champagner eigentlich funktionieren? Lief der nicht raus? Was würde passieren, wenn dir deine Zehen wieder Probleme machten …? Also hast du es nie getan. Und du wirst es auch nie tun.
    »Ich habe nie gesagt, dass Trev ein schlechter Kerl ist«, sagte sie laut. »Kein Gentleman, klar, und er braucht ab und zu mal einen Klaps, um sich ein paar Manieren anzugewöhnen, und er nimmt das Leben viel zu sehr auf die leichte Schulter, aber er könnte etwas aus sich machen, wenn er irgendwann vielleicht mal ein richtiges Ziel vor Augen hätte.«
    Juliet schien ihr nicht zuzuhören, aber das wusste man nie so genau.
    »Es liegt am Fußball. Ihr steht auf verschiedenen Seiten. Das geht nie gut«, schloss Glenda.
    »Und wenn ich ganz einfach für die Dösel bin?«
    Noch gestern hätte sich das wie ein Sakrileg angehört; heute stellte es nur noch ein gewaltiges Problem dar.
    »Zum einen würde dein Vater nie wieder ein Wort mit dir reden. Und deine Brüder auch nicht.«
    »Die haben sowieso keine Ahnung und fragen immer nur, wann das Essen endlich fertig is. Weißte, heute hab ich den Ball zum ersten Mal von ganz nah gesehen! Und weißte was? Es war’s nich mal wert. He, und morgen is im Shissa ’ne Modenschau. Sollen wir hin?«
    »Shissa? Hab ich noch nichts von gehört«, schnaubte Glenda.
    »Das is’n Zwergenladen.«
    »Kommt schon eher hin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen irgendetwas so nennen. Man müsste ja Angst haben, gleich dem ersten Druckfehler zum Opfer zu fallen.«
    »Wir können doch hin. Das is bestimmt toll.« Juliet wedelte mit einer zerlesenen Ausgabe von Ba-babbel. »Und diese neue Mikro-Kette soll richtig gut und schön weich sein und nicht mal scheuern, steht hier drin, und dann sollen auch Helme mit Hörnern dran wiederkommen, nachdem sie so lange in der Versen … kung verschwunden waren. Wo is’n das? Außerdem ist morgen noch dieses Matti … Matti … nee.«
    »Aber wir gehören nicht zu den Frauen, die zu Modenschauen gehen, Jules.«
    »Du nicht. Aber warum ich nicht?«
    »Also, weil … tja, ich wüsste schon mal nicht, was ich dazu anziehen soll.« Glenda verzweifelte allmählich.
    »Deshalb sollst du ja zu Modenschauen gehen«, erwiderte Juliet blasiert.
    Glenda machte den Mund auf und wollte ihr eine gepfefferte Antwort geben, dann dachte sie: Es hat nichts mit Jungs zu tun und nichts mit Fußball. Es ist sicher.
    »Na schön. Vielleicht ist es ja ganz nett. Hör mal, heute Abend haben wir ordentlich was weggearbeitet. Jetzt bringe ich dich nach Hause, erledige meine Sachen und komme wieder her. Dein Vater macht sich bestimmt schon Sorgen.«
    »Der ist bestimmt in der Kneipe«, sagte Juliet, womit sie höchstwahrscheinlich recht hatte.
    Sie brauchte ein bisschen Zeit für sich, musste mal die Füße hochlegen. Der Tag war nicht nur lang, sondern auch voll gewesen, und sie brauchte etwas Zeit, damit sich alles setzen konnte.
    »Wir nehmen uns einen Sessel, wie findest du das?«
    »Die sind viel zu teuer!«
    »Aber wir sind nur einmal jung, das ist meine Meinung.«
    »Das hab ich noch nie von dir gehört.«
    Vor der Universität warteten mehrere Trollsessel. Sie kosteten einen satten Fünfer pro Fahrt, aber die Sessel in den Gestellen, die den Trägern um den Nacken geschnallt waren, waren viel bequemer als die Bretter in den Bussen. Mit dem Trollsessel anzukommen war natürlich übertrieben schick; überall bewegten sich die Vorhänge und wurden die Lippen gespitzt. Das war das Merkwürdige an der Straße: Wenn man dort geboren war, passte es den Leuten überhaupt nicht, wenn man anfing, nicht mehr dazuzugehören. Oma hatte dazu immer »Das gehört sich nicht für unsereinen« gesagt. Damit ließ man seinesgleichen fallen, sozusagen.
    Sie schloss Juliets Tür auf, weil das Mädchen immer so lange am Schloss herumfuhrwerkte, und wartete, bis sie die Tür wieder hinter sich zugemacht hatte.
    Erst dann sperrte sie ihre eigene Haustür auf, die genauso fleckig und abgeblättert war wie die nebenan. Sie hatte die Jacke noch nicht ganz ausgezogen, als jemand gegen das verwitterte Holz hämmerte. Glenda riss die Tür wieder auf. Draußen stand Herr Stollop, Juliets Vater. Eine Faust hielt er noch erhoben, und rings um ihn herum rieselten

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