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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie nix.«
    »Aber sie haben ziemlich viel gehört?«
    Diese Frage ging über Stollops Verstand, ohne auch nur das Bein heben zu müssen.
    »Und es war mit Sicherheit einer von den Döseln?«
    »Ja«, sagte er. »Sie haben gehört, dass er tot ist, aber du weißt ja, wie diese elenden Dösel lügen.«
    »Wo sind Ihre Jungs jetzt?«
    Einen Augenblick flammten die Augen des alten Mannes auf. »Sie sind verdammt noch mal zu Hause, sonst nehm ich sie in die Mangel. Wenn so was passiert ist, laufen da draußen schnell ein paar ziemlich üble Banden rum.«
    »Also eine weniger jetzt«, sagte Glenda.
    Stollops Gesicht war aus Furcht- und Elendpigmenten gemalt. »Es sind keine schlechten Jungs, bestimmt nicht. Eigentlich sind sie ganz lieb. Die Leute hacken immer nur auf ihnen rum.«
    Ja, und zwar unten im Wachhaus, dachte sie, wo die Leute auf sie zeigen und sagen: »Die sind’s gewesen! Die Großen dort! Die würde ich überall erkennen!«
    Sie ließ den kopfschüttelnden Mann stehen und rannte die Straße hinunter. Der Troll konnte nicht erwarten, in dieser Gegend eine Fuhre zu bekommen, und es hatte keinen Sinn, noch länger da stehen zu bleiben und mit Farbe vollgerieselt zu werden. Mit ein bisschen Glück erwischte sie ihn noch auf seinem Rückweg in die Stadt. Kurz darauf merkte sie, dass ihr jemand folgte. Dass sie jemand im Dämmerlicht jagte. Hätte sie doch nur daran gedacht, das Messer mitzunehmen. Sie verbarg sich in einer dunkleren Ecke, und als der messerschwingende Irre auf ihrer Höhe war, trat sie daraus hervor und rief laut: »Hör auf, mich zu verfolgen!«
    Juliet stieß einen kleinen Schrei aus. »Sie haben Trev erwischt«, schluchzte sie, während Glenda sie in den Arm nahm. »Ich weiß, dass sie ihn haben!«
    »Sei nicht dumm«, sagte Glenda. »Nach einem großen Spiel gibt es immer jede Menge Prügeleien. Es hat keinen Sinn, sich deswegen Sorgen zu machen.«
    »Warum bist du dann so schnell losgerannt?«, fragte Juliet rasiermesserscharf. Darauf gab es keine Antwort.
     
    Der Brüller ließ ihn mit einem Nicken und einem Grunzen durch den Personaleingang ein, und er ging ohne Umwege hinab ins Kerzengewölbe. Ein paar Jungs waren auf ihre akribische und sehr langsame Weise beim Tropfen, aber Nutt war nirgendwo zu sehen, bis Trev seinen Verstand und sein Riechorgan riskierte und einen Blick in den kommunalen Schlafbereich warf, wo er Nutt schlafend und sich den Bauch haltend auf seinem Lager fand. Es war ein extrem großer Bauch. Im Vergleich zu seiner sonst so adretten Erscheinung sah Nutt aus wie eine Schlange, die eine extrem große Ziege verschlungen hatte. Trev musste wieder an das neugierige Gesicht des Igors und an dessen sorgenvolle Stimme denken. Neben dem Schlafsack erblickte er ein kleines Stück Pastetenkruste und ein paar Krümel. Dem Geruch nach handelte es sich um eine sehr gute Pastete. Eigentlich gab es nur eine Person, die eine derartig verführerische Pastete backen konnte. Was auch immer ihn erfüllt hatte, die unsichtbare Erleuchtung, die ihn vom Wachhaus bis hierher beinahe hatte tänzeln lassen, entwich nun wieder durch seine Füße.
    Er ging durch die steinernen Korridore zur Nachtküche. Der Optimismus, der ihm eventuell noch geblieben war, wurde – eine Hoffnung nach der anderen – durch die Krümelspur ausgelöscht, aber die Erleuchtung stieg wieder in ihm auf, als er Juliet sah, und natürlich auch Glenda, die in den Überresten der ehemaligen Nachtküche standen, einem wüsten Durcheinander aus umgeworfenen Schränken und Pastetenkrustenstücken.
    »Oha, der Herr Trevor Likely«, sagte Glenda und verschränkte die Arme. »Ich hätte nur eine einzige Frage: Wer hat die ganzen Pasteten gegessen?«
    Die Erleuchtung schwoll an, bis sie Trev mit einer Art silbernem Licht ausfüllte. Schon drei Nächte waren vergangen, seit er zum letzten Mal in einem richtigen Bett geschlafen hatte, und heute war nicht gerade ein normaler Tag gewesen. Er lächelte breit ins Ungefähre und wurde von Juliet aufgefangen, bevor er auf dem Boden aufschlug.
     
    Als Trev eine halbe Stunde später wieder aufwachte, brachte ihm Glenda eine Tasse Tee. »Ich dachte, wir lassen dich lieber schlafen«, sagte sie. »Juliet hat gesagt, du siehst schrecklich aus, demnach kommt sie allmählich wieder zu Sinnen.«
    »Er war tot«, sagte Trev. »Tot wie’n Sargnagel, und dann wieder nicht. Was soll das alles?« Er stützte sich auf und stellte fest, dass man ihn auf eine der schmuddeligen Schlafstellen im

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