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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sybil gerannt!«
    »Ach«, sagte Nutt. »Tut mir leid, aber daran erinnere ich mich nicht. Aber allem Anschein nach ist diese Diagnose ein Irrtum gewesen. Habe ich recht?«
    Sie wechselten einen kurzen Blick. Trevor zog dabei den Kürzeren. Wenn Glenda wütend war, konnte ihr Blick wahrscheinlich Glas gravieren. Aber Nutt hatte nicht ganz unrecht. Mit einem Mann, der darauf bestand, nicht tot zu sein, ließ sich schlecht streiten.
    »Ähm, und dann bist du hierher zurückgegangen und hast neun Pasteten gegessen«, sagte Glenda.
    »Sieht ganz so aus, als hätten sie dir gutgetan«, sagte Trev mit spröder Heiterkeit.
    »Aber ich kann nicht sehen, wo sie alle hin sind«, schloss Glenda ab. »Das waren die reinsten Vollstopfer, eine wie die andere.«
    »Sind Sie jetzt böse auf mich?« Nutt machte ein ängstliches Gesicht.
    »Ich finde, wir sollten uns alle erst mal beruhigen«, sagte Trev. »Hör mal, ich hab mir ganz schön Sorgen gemacht, ich schwör’s dir, echt. Aber ich bin nicht böse auf dich, kapiert? Wir sind deine Freunde.«
    »Ich muss mich schicklich benehmen. Ich muss hilfsbereit sein!« Die Worte kamen wie ein Mantra von Nutts Lippen.
    Glenda nahm seine Hände. »Hör mal, das mit den Pasteten ist mir egal, wirklich. Ich freue mich, wenn jemand richtig Appetit hat. Aber du musst uns erzählen, was mit dir nicht stimmt. Hast du etwas getan, was du nicht hättest tun sollen?«
    »Ich sollte mich als wertvoll erweisen«, sagte Nutt, zog die Hände vorsichtig zurück und wich ihrem Blick aus. »Ich muss mich schicklich benehmen. Ich darf nicht lügen. Ich muss Wertschätzung gewinnen. Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit.«
    Er erhob sich, ging quer durch das Gewölbe, hob einen Korb mit Kerzen auf, kam zurück, zog seine Tropfmaschine auf und fing, ohne sich weiter um ihre Anwesenheit zu kümmern, an zu arbeiten.
    »Weißt du, was in seinem Kopf vor sich geht?«, flüsterte Glenda.
    »Als er jünger war, war er sieben Jahre an einen Amboss gekettet«, antwortete Trev.
    »Was? Das ist ja furchtbar! Wer kann so grausam sein?«
    »Vielleicht wollte man nur sichergehen, dass er nicht frei herumläuft?«
    »Die meisten Dinge sind anders, als sie auf den ersten Blick erscheinen, Meister Trev«, sagte Nutt, ohne von seinem fieberhaften Tun aufzublicken, »und die Akustik in diesen Kellern ist sehr gut. Ihr Vater hat Sie doch geliebt, oder nicht?«
    »Was?« Trev lief rot an.
    »Er hat Sie geliebt, zum Fußball mitgenommen, sich eine Pastete mit Ihnen geteilt, Ihnen beigebracht, wie man für die Dösel schreit. Hat er Sie auf den Schultern getragen, damit Sie ein bisschen was von dem Spiel sehen?«
    »Hör sofort auf, so von meinem Vater zu reden!«
    Glenda legte die Hand auf Trevs Arm. »Ist ja gut, Trev, alles in Ordnung, es ist doch keine fiese Frage, ehrlich nicht!«
    »Trotzdem hassen Sie ihn, weil er ein sterblicher Mensch wurde, weil er auf dem Straßenpflaster gestorben ist«, sagte Nutt und holte sich eine neue ungetropfte Kerze.
    »Das war fies«, sagte Glenda. Nutt beachtete sie überhaupt nicht.
    »Er hat Sie im Stich gelassen, Meister Trev. Er war keineswegs der Gott, als der er Ihnen in Ihrer Kindheit erschienen ist. Es stellte sich heraus, dass er nur ein Mensch war. Aber er war nicht nur ein Mensch. Jeder, der sich in dieser Stadt auch nur ein Spiel angesehen hat, hat von Dave Likely gehört. Wenn Dave Likely ein Narr war, dann ist jeder Mann ein Narr gewesen, der jemals einen Berg bestiegen hat oder durch einen reißenden Fluss geschwommen ist. Wenn er ein Narr war, dann ist es auch der Mann gewesen, der als Erster das Feuer gezähmt hat. Wenn er ein Narr war, dann ist auch der Mann ein Narr gewesen, der als Erster eine Auster probiert hat – obwohl ich angesichts der Arbeitsteilung der frühen Jäger- und Sammlerkulturen geneigt bin anzuerkennen, dass es höchstwahrscheinlich eine Frau gewesen ist. Vielleicht steigen nur Narren jeden Morgen aus dem Bett. Aber nach ihrem Tod strahlen manche Narren wie Sterne, und Ihr Vater ist ein solcher Stern. Nach dem Tod vergessen die Leute die Narreteien und erinnern sich an den Glanz. Sie hätten nichts dagegen tun können. Sie hätten ihn nicht davon abhalten können. Wenn Sie ihn hätten aufhalten können, wäre er nicht Dave Likely gewesen, ein Name, der für Tausende von Leuten den Fußball symbolisiert.« Nutt legte sehr vorsichtig eine wunderschön getropfte Kerze nieder und fuhr fort: »Denken Sie in Ruhe darüber nach, Meister Trev. Seien Sie nicht

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