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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zusammenreißen. »Da hast du tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen, sehr schön. Aber du verstehst sicherlich, dass wir hier eine gewisse Verantwortung tragen. Schließlich war diese Stadt nicht mehr als eine Handvoll kleiner Dörfchen, ehe diese Universität errichtet wurde. Wir machen uns Sorgen um die vielen Ausschreitungen auf der Straße gestern. Uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, nach denen jemand umgebracht wurde, bloß weil er für die falsche Mannschaft gejubelt hat. Wir können nicht einfach zuschauen und zulassen, dass derlei Dinge passieren.«
    »Dann möchten Sie wohl auch die Assassinengilde schließen, ja?«
    Alle hielten vernehmlich die Luft an, auch Glenda. Der einzige vernünftige Gedanke, der ihrem Geist nicht entfloh, war: Ob diese Stelle in der Narrengilde noch offen ist? Die Bezahlung ist zwar nicht besonders, aber eine gute Pastete weiß man dort durchaus zu schätzen.
    Als sie es wagte, aufzuschauen, starrte der Erzkanzler zur Decke und seine Finger trommelten auf den Tisch. Ich hätte vorsichtiger sein sollen, jammerte sich Glenda selbst ins Ohr. Mit den Oberen sollte man sich einfach nicht einlassen. Du kannst vergessen, wer und was du bist, aber die vergessen es nie.
    Das Trommeln hörte auf. »Ein guter Einwand, gut formuliert«, sagte Ridcully, »und ich werde meine Erwiderung auf die gleiche Weise formulieren.« Er schnippte mit dem Finger, und mit dem Geruch von Stachelbeeren und einem leisen Plopp erschien eine kleine rote Kugel in der Luft über dem Tisch.
    »Zum einen: Die Assassinen sind zwar tödlich, gehen aber nicht zufällig oder mutwillig vor. Die größte Gefahr stellen sie letztendlich füreinander dar. Und letztendlich haben nur diejenigen einen Meuchelmord zu befürchten, die mächtig genug sind, zu glauben, dass sie sich dagegen wehren könnten.« Eine zweite kleine Kugel erschien.
    »Zweitens: Bei ihnen versteht es sich von selbst, dass kein Eigentum beschädigt wird. Sie sind ausnahmslos höflich und rücksichtsvoll und bekanntermaßen leise, und sie würden nicht im Traum daran denken, ihr Opfer auf einer öffentlichen Straße zu inhumieren.«
    Eine dritte Kugel erschien.
    »Drittens: Sie sind organisiert und deshalb staatsbürgerlicher Einflussnahme unterworfen. Auf derlei Dinge legt Lord Vetinari sehr großen Wert.«
    Und eine weitere Kugel ploppte auf.
    »Und viertens: Lord Vetinari ist selbst ein ausgebildeter Assassine, mit der Hauptfächerkombination Verstohlenheit und Gifte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er deine Meinung teilen würde. Außerdem ist er ein Tyrann, selbst wenn er die Tyrannei bis zu einem solchen Grad metaphysischer Perfektion entwickelt hat, dass sie eher ein Traum als eine Gewaltherrschaft ist. Er muss dir nicht zuhören, verstehst du. Er muss nicht einmal mir zuhören. Er hört auf die Stadt. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber so ist es. Und er spielt auf der Stadt wie auf einer Violine« – Ridcully machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort –, »er beherrscht sie wie das komplizierteste Spiel, das man sich vorstellen kann. Die Stadt funktioniert, nicht perfekt, aber besser als je zuvor. Ich halte die Zeit für gekommen, dass sich auch der Fußball verändert.« Er lächelte, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Welche Aufgabe bekleidest du hier bei uns, junge Dame? Was es auch ist, ich muss sagen, dass deine Talente dort völlig verschwendet sind.«
    Es war womöglich als Kompliment gemeint, aber Glenda, deren Kopf von den Worten des Erzkanzlers so schwirrte, dass sie ihr schon aus den Ohren tropften, hörte sich selbst sagen: »Das sind sie ganz bestimmt nicht, keineswegs. Sie haben bestimmt noch keine besseren Pasteten gegessen als meine! Ich bin für die Nachtküche verantwortlich!«
    Die Metaphysik der Realpolitik war für die meisten Anwesenden nicht besonders von Interesse, aber sie wussten alle, was sie an den Pasteten hatten. Glenda, die ohnehin bereits im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, sah jetzt sämtliche Augen schier glühend auf sich gerichtet.
    »Wirklich?«, sagte der Professor für unbestimmte Studien. »Wir dachten, das hübsche Mädchen wäre das.«
    »Im Ernst?«, sagte Glenda strahlend. »Nein, ich bin das.«
    »Und wer macht diese herrliche Pastete, die ihr manchmal hier heraufschickt, die mit Käsekruste und der zarten Schicht aus scharfen eingelegten Zwiebeln?«
    »Die Ackermannpastete? Die ist von mir. Mein eigenes Rezept.«
    »Wirklich? Wie schaffst du es bloß, dass die eingelegten

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