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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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um ein wenig Erfahrung aus erster Hand zu bekommen, ein Gefühl dafür, wie das Spiel gespielt wird.«
    »Ähm. Aber strikt nach den neuen Regeln, womit ich die ganz alten Regeln meine, die wir uns zum Vorbild nehmen, und das bedeutet, dass die Erfahrung aus erster Hand auf jeden Fall bedeutet: ohne Hände«, gab Ponder zu bedenken.
    »Sehr guter Hinweis! Guter Mann! Sorgen Sie dafür, dass es alle mitkriegen, ja? Nach dem Mittagessen Fußballtraining auf dem Rasen!«
     
    Wenn man sich mit Zwergen abgab, durfte man eines nicht vergessen: Obwohl sie mit einem in der gleichen Welt lebten, waren sie davon überzeugt, dass diese, metaphorisch gesehen, auf dem Kopf stand. Nur die reichsten und einflussreichsten Zwerge wohnten in den tiefsten Höhlen. Für einen Zwerg war ein Penthouse mitten in der Stadt so ähnlich wie ein Slum. Zwerge mochten es eher dunkel und kühl.
    Und das war nicht alles. Ein Zwerg auf dem aufsteigenden Ast war in Wirklichkeit ganz unten, und die Oberklassenzwerge waren unterste Schicht. Ein Zwerg, der reich und gesund war und großen Respekt auf seiner eigenen Rattenfarm genoss, fühlte sich verständlicherweise am Tiefpunkt und wurde sehr gering geschätzt. Wenn man mit Zwergen redete, stellte man seinen Verstand auf den Kopf. Die Stadt auch. Wenn man in Ankh-Morpork zu graben anfing, fand man natürlich immer noch mehr Ankh-Morpork. Viele tausend Jahre davon, die darauf warteten, ausgegraben und abgestützt und von glänzenden Zwergenbacksteinen ummauert zu werden. Es war Lord Vetinaris »Großartiges Projekt«. Die Stadtmauern umschlossen die Stadt mit einem Korsett wie aus dem glücklichsten Traum eines Fetischisten entsprungen. Die Schwerkraft erlaubte nur ein beschränktes Maß von »nach oben«, aber die tiefe Lehmschicht der Ebene bot unbeschränkten Vorrat von »nach unten«.
    Deshalb staunte Glenda nicht schlecht, als sie Shissa gleich ebenerdig im Schlegel fand, direkt neben den richtig schicken Kleiderläden für die feinen Menschendamen. Andererseits war es einleuchtend: Wenn man einen skandalösen Profit mit dem Verkauf von Kleidern machen wollte, war es sinnvoll, sich zwischen den anderen Läden zu tarnen, die genau das Gleiche taten. Bei dem Namen war sie sich nicht ganz sicher, aber allem Anschein nach bedeutete Shissa auf Zwergisch soviel wie »eine herrliche Überraschung«, und wenn man über derlei Dinge lachte, blieb einem nicht mal mehr Zeit zum Luftholen.
    Sie näherte sich der Ladentür mit der Befürchtung, dass sie in dem Augenblick, in dem sie den Fuß hineinsetzte, fünf Dollar pro Minute allein fürs Atmen bezahlen musste und anschließend ohne viel Federlesens auf den Kopf gestellt würde, damit man sie mithilfe eines Hakens von ihrem gesamten Hab und Gut erlösen konnte.
    Der Laden war wirklich nobel. Allerdings zwergen-nobel. Das hieß immer unglaubliche Mengen gewobenes Metall und genug Waffen, um eine Stadt einzunehmen – erst wenn man genauer hinsah, fiel einem auf, dass es Kettenhemden und Waffen für Frauen waren. Genau darum schien es hier zu gehen. Die Zwergenfrauen hatten keine Lust mehr darauf, ständig wie Männer auszusehen, und waren – metaphorisch ausgedrückt – dabei, ihre Brustharnische einzuschmelzen, um etwas Leichteres, Luftigeres mit verstellbaren Riemchen daraus zu machen.
    Juliet hatte ihr das auf dem Weg hierher erklärt, auch wenn sie dabei natürlich nicht den Ausdruck »metaphorisch ausgedrückt« benutzt hatte, der mehrere Silben jenseits ihres Horizonts lag. Es gab Streitäxte und Kriegshämmer, aber alle mit diesem gewissen femininen Touch: Eine Streitaxt, die so aussah, als könnte man mit ihr eine Wirbelsäule längs spalten, war ganz verspielt mit eingravierten Blümchen verziert. Es war eine andere Welt, und als Glenda gleich hinter der Tür stehen blieb und sich umsah, war sie sogleich erleichtert, dass sie noch andere Menschen in dem Laden erblickte. Ja, es waren nicht einmal wenige, und das war erstaunlich. Eine junge Frau mit fünfzehn Zentimeter hohen Stahlstiefeln kam wie von einem Magneten angezogen auf sie zugeweht – und angesichts der Unmengen von eisenhaltigem Metall, die sie an sich trug, wäre sie nicht so leicht an einem Magneten vorbeigekommen. Sie trug ein Tablett mit Getränken vor sich her.
    »Möchten Sie lieber schwarzen, roten oder weißen Met?«, fragte sie und sagte dann mit einer Stimme, die um einige Dezibel und drei gesellschaftliche Schichten reduziert war: »Ehrlich gesagt ist der Rote nichts

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