Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Zwiebeln beim Backen so fest und knusprig bleiben? Das ist wirklich phänomenal.«
»Mein eigenes Rezept, wie gesagt«, erwiderte Glenda unerschütterlich. »Es wäre nicht meins, wenn ich es allen anderen verraten würde.«
»Auch wieder wahr«, sagte Ridcully vergnügt. »Man kann nicht einfach die Leute nach den Geheimnissen ihres Gewerbes ausfragen, alter Freund. So was tut man einfach nicht. Und damit beschließe ich diese Sitzung, obwohl ich erst später entscheiden kann, was hier eigentlich beschlossen wurde.« An Glenda gewandt, sagte er: »Vielen Dank, dass du heute zu uns gekommen bist, Fräulein Glenda, und ich will jetzt auch gar nicht wissen, weshalb eine junge Dame, die in der Nachtküche arbeitet, am späten Vormittag hier oben Tee ausschenkt. Hast du noch weitere Ratschläge für uns?«
»Na ja«, antwortete Glenda, »wenn Sie so direkt fragen … Aber nein, das sollte ich wirklich nicht sagen …«
»Jetzt ist wohl kaum der richtige Moment, um schüchtern zu sein, findest du nicht?«
»Also, es geht um Ihre Sachen, meine Herren, ich meine Ihre Mannschaftstrikots. Gegen Rot und Gelb ist eigentlich nichts einzuwenden, diese Farben hat sonst niemand, aber, hm, Sie wollen zwei große U auf der Vorderseite haben, stimmt’s? Also UU?« Sie wedelte mit den Händen in der Luft herum.
»Ja, ganz recht. Schließlich sind wir das ja«, sagte Ridcully und nickte.
»Sind Sie sich da sicher? Ich meine, ich weiß, dass die Herren alle Junggesellen sind und das alles, aber … also, damit sehen Sie nämlich aus, als hätten Sie alle einen Busen. Ehrlich.«
»Bei den Göttern, Erzkanzler, da hat sie recht«, sagte Ponder. »Das würde ziemlich unglücklich aussehen …«
»Was für ein krankes Hirn würde so etwas in zwei unschuldigen Buchstaben sehen?«, fragte der Dozent für neue Runen entrüstet.
»Ich weiß nicht«, antwortete Glenda, »aber jeder Mensch, der zum Fußball geht, hat ein … Hirn. Und über kurz oder lang würden sie sich Spitznamen ausdenken. So was machen sie einfach gern.«
»Vermutlich hast du recht«, sagte Ridcully, »aber damals, als ich noch gerudert bin, hatten wir nie Probleme damit.«
»Fußballfans sind da in ihrer Sprache ein bisschen robuster, Erzkanzler«, sagte Ponder.
»Ja, außerdem haben wir uns damals, wenn ich mich recht erinnere, nicht viel dabei gedacht, wenn es darum ging, Feuerbälle zu schleudern«, sinnierte Ridcully. »O je, jammerschade. Ich habe mich schon darauf gefreut, den alten Fetzen mal wieder an die frische Luft zu holen. Aber ich bin sicher, dass wir den Entwurf ein wenig verändern können, um uns derlei Peinlichkeiten zu ersparen. Vielen Dank noch einmal, Fräulein Glenda. Busen, soso! Da haben wir wohl gerade noch mal Glück gehabt. Einen schönen Tag noch.« Er machte die Tür hinter dem Teewagen wieder zu, den Glenda mit einem Affenzahn nach draußen gesteuert hatte …
Molly, die stellvertretende Küchenleitung der Tagesküche, stand beunruhigt am anderen Ende des Korridors und sackte erleichtert in sich zusammen, als Glenda mit klappernden Teetassen um die Ecke kam.
»War alles in Ordnung? Ist etwas schiefgelaufen? Ich krieg einen Riesenärger, wenn irgendwas schiefgelaufen ist. Sag bloß nicht, dass was schiefgelaufen ist!«
»Alles bestens«, sagte Glenda. Damit fing sie sich einen misstrauischen Blick ein.
»Bist du sicher? Dafür bist du mir was schuldig!«
Die Gesetze der gegenseitigen Gefälligkeiten gehören zu den fundamentalsten des Multiversums. Das erste Gesetz lautet: Niemand bittet dich um nur einen Gefallen; die zweite Anfrage (nachdem der erste Gefallen erwiesen wurde), beginnt stets mit einem »Und wenn ich mal ganz unverschämt sein dürfte« und beinhaltet die Bitte um den zweiten Gefallen. Wird besagter zweiter Gefallen nicht gewährt, bewirkt das zweite Gesetz, dass die Erfordernis von Dankbarkeit für den ersten Gefallen in irgendeiner Form null und nichtig wird und dass in Übereinstimmung mit dem dritten Gesetz derjenige, der den Gefallen erwiesen hat, eigentlich überhaupt keinen Gefallen erwiesen hat und das gesamte Geflecht in sich zusammenfällt.
Glenda hingegen war der Meinung, dass sie im Laufe der Jahre schon viele Gefallen erwiesen habe und selbst den einen oder anderen gut hatte. Abgesehen davon hatte sie Grund genug zu glauben, dass Molly die willkommene Pause genutzt hatte, um sich mit ihrem Verehrer zu treffen, der in der Bäckerei arbeitete.
»Kannst du mich bei dem Bankett am Mittwochabend
Weitere Kostenlose Bücher