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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Tragen überhaupt nicht. Nicht gerade das, was mein Großvater unter Metall verstanden hat, aber wir müssen ja angeblich mit der Zeit gehen.
    Ich persönlich würde mir’s nicht mal an die Wand hängen, aber bitte schön!«
    »Mädchenrüstung«, sagte der andere Wächter.
    »Und was sagen Sie zu dieser Mikro-Kette?«, fragte Glenda.
    »Ah, das ist ’ne ganz andere Tasche voller Ratten, Fräulein«, sagte der erste Wächter. »Hab gehört, dass sie es direkt hier in der Stadt herstellen und schmieden, weil’s hier die besten Handwerker gibt. Tolle Arbeit, was? Richtige Ketten aus Metall, aber so dünn wie Stoff und so widerstandsfähig wie Stahl! Angeblich wird es noch billiger, und vor allem soll’s angeblich nicht mal …«
    »Kuckuck, Glendy! Wer bin ich?«
    Jemand tippte Glenda auf die Schulter. Sie drehte sich um und erblickte eine Vision von schwer, aber doch geschmackvoll gerüsteter Schönheit. Es war Juliet, aber Glenda erkannte sie nur noch an den milchig blauen Augen. Juliet trug einen Bart.
    »Madame hat gemeint, es ist besser, wenn ich den trage«, sagte sie. »Ohne Bart dran gehste nicht als Zwerg durch. Wie findest du’s?«
    Diesmal drängte sich der Sherry nach vorne.
    »Ehrlich gesagt, sehr attraktiv«, sagte Glenda, die immer noch ein wenig schockiert war. »Es ist sehr … silbrig.«
    Sie wusste, dass es ein weiblicher Bart war. Er sah sehr modisch und sehr stilvoll aus und es hingen auch keine Rattenstückchen darin.
    »Madame hat gesagt, sie hat für dich einen Platz in der ersten Reihe reserviert«, sagte Juliet.
    »Aber … aber ich kann doch nicht in der ersten Reihe sitzen …«, widersprach Glenda automatisch. Der Sherry fiel ihr ins Wort: »Halt die Klappe, hör gefälligst auf, wie deine Mutter zu denken und setz dich verdammt noch mal in die erste Reihe!«
    Genau in diesem Augenblick nahm eine der allgegenwärtigen jungen Damen Glenda an der Hand und führte sie auf ihren leicht unsicheren Füßen durch das sich allmählich beruhigende Chaos, hinaus durch die Tür und hinein ins Märchenland. Dort wartete tatsächlich ein Stuhl auf sie.
    Zum Glück stand er zwar in der ersten Reihe, aber dort wenigstens am Rand. Wäre ihr Platz direkt in der Mitte gewesen, wäre sie vor Scham gestorben. Sie hielt ihre Handtasche mit beiden Händen fest und riskierte einen Blick die Reihe entlang. Der Raum war vollbesetzt. Nicht nur Zwerge waren anwesend; Glenda sah mehrere Menschenfrauen, sehr schick angezogen und eher ein bisschen zu dürr (ihrer Meinung nach), fast beleidigend lässig, und alle plauderten eifrig miteinander.
    Wie von Zauberhand tauchte noch ein Sherry in ihrer Hand auf, und als der Lärm mit rattenfallenartiger Abruptheit erstarb, kam Madame Sharn durch den Vorhang heraus und sprach zum dicht gedrängten Publikum. Hätte ich doch nur eine bessere Jacke angezogen, dachte Glenda … An diesem Punkt schüttelte ihr der Sherry die Kissen auf und brachte sie ins Bett.
    Erst eine ganze Weile später, als sie ein Blumenstrauß am Kopf traf, fing Glenda wieder an, geradeaus zu denken. Die Blumen trafen sie direkt über dem Ohr, und noch während es teure Blütenblätter um sie herum regnete, blickte sie auf und sah das strahlende, leuchtende Gesicht von Juliet, direkt am Rand des Laufstegs, das so gut wie fertig damit war, »Duck dich!« zu rufen.
    Und dann flogen noch mehr Blumen durch die Luft und die Leute standen auf und jubelten, Musik ertönte, und ganz allgemein fühlte sich alles an, als stünde man unter einem Wasserfall, der nicht aus Wasser, sondern aus unerschöpflichen Strömen von Geräuschen und Licht bestand.
    Aus diesem Durcheinander platzte Juliet heraus, stürzte sich auf Glenda und schlang ihr die Arme um den Hals.
    »Sie will, dass ich das noch mal mache!«, rief sie atemlos. »Sie hat gesagt, ich könnte nach Quirm und sogar nach Gennua gehen! Sie hat gesagt, dass sie mir mehr bezahlt, wenn ich für sonst niemanden arbeite und dass die Welt eine Auster ist. Das hab ich gar nicht gewusst.«
    »Aber du hast doch schon eine feste Anstellung in der Küche …«, sagte Glenda, die erst zu drei Vierteln wieder bei Bewusstsein war. Später erinnerte sie sich noch oft – öfter, als ihr lieb war –, daran, diese Worte gesagt zu haben, während um sie herum der Applaus toste.
    Jemand berührte sie leicht an der Schulter, und da war wieder eine der austauschbaren jungen Frauen mit den Tabletts. »Madame übermittelt ihre Grüße, mein Fräulein, und würde Sie und Fräulein

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