Der Club der unsichtbaren Gelehrten
sich so lautlos bewegen wie der Ballon, an den sie erinnerte. »Das ist doch schon mal ein guter Anfang, finden Sie nicht? Außerdem ist damit für die Löhne der Bergleute und Silberschmiede gesorgt. Geld fließt, habe ich mir sagen lassen.«
Sie ließ sich schwer auf einer Packkiste nieder, das Glas in der Hand. »So, die meisten sind wir wieder los«, sagte sie, fummelte mit der freien Hand in ihrem voluminösen Brustpanzer herum und zog dann ein dickes Bündel Papier heraus.
»Die großen Namen wollen alle dabei sein, und jeder will es exklusiv haben, und wir brauchen schon bald eine zweite Schmiede. Morgen spreche ich mit der Bank.« Sie machte eine kleine Pause und griff noch einmal in ihr Metallmieder. »Als Zwerg wurde ich in dem Glauben erzogen, Gold sei die einzig wahre Währung«, sagte sie und zählte ein paar frische Banknoten auf einen Haufen, »aber ich muss zugeben, dass dieses Zeug hier wesentlich wärmer ist. Hier sind fünfzig Dollar für Juliet, fünfundzwanzig von mir und fünfundzwanzig vom Champagner, der sich sehr glücklich fühlt. Juliet hat gesagt, ich soll es Ihnen geben, damit Sie darauf aufpassen.«
»Fräulein Glenda glaubt, dass wir ihren Schatz zu einem wertlosen Leben voller Sünde und Verkommenheit verführen«, sagte Pepe.
»Das wäre mal eine Überlegung wert«, sagte Madame, »aber ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mir zuletzt ein bisschen Verkommenheit gegönnt hätte.«
»Am Dienstag«, erwiderte Pepe.
»Eine ganze Schachtel Pralinen ist nicht verkommen. Außerdem hast du die Pappe zwischen den beiden Schichten rausgezogen, das hat mich durcheinandergebracht. Die untere Schicht wollte ich eigentlich gar nicht essen. Das war sozusagen Körperverletzung.«
Pepe hustete. »Ich glaube, wir jagen dieser guten Frau hier Angst ein, meine Gute.«
Madame lächelte. »Ich weiß, was Sie denken, Glenda. Sie halten uns für zwei böse, durchtriebene Clowns, die sich ihr Leben in einer Welt aus Schall, Rauch und Spiegeln schönsaufen. Das trifft auf heute Abend zwar zu, aber der heutige Tag war das Ende eines Jahres harter Arbeit für uns.«
Und ihr hackt aufeinander herum wie ein altes Ehepaar, dachte Glenda. Der Kopf tat ihr weh. Das lag daran, dass sie eine Rattenfrucht probiert hatte, da war sie ganz sicher.
»Morgen früh zeige ich dem Direktor der Königlichen Bank diese Schecks und bitte ihn um sehr viel Geld. Wenn er uns vertraut, können Sie uns da nicht auch vertrauen? Wir brauchen Juliet. Sie … sie strahlt einfach!«
Und ihr zwei haltet Händchen. Ganz fest. Etwas Weiches zersprang in Glenda.
»Na schön«, sagte sie. »Es sieht so aus: Jools geht heute Abend mit mir nach Hause, damit sie einen klaren Kopf kriegt. Morgen … tja, das werden wir dann sehen.«
»Mehr können wir wohl nicht verlangen. Oder doch?«, sagte Madame und tätschelte Glenda das Knie. »Wissen Sie, Juliet hält sehr große Stücke auf Sie. Sie hat gesagt, sie macht es nur, wenn Sie zustimmen. Und sie hat allen Damen der feinen Gesellschaft von Ihren Pasteten erzählt.«
»Sie hat mit den feinen Damen geredet?«, fragte Glenda voller Erstaunen, das mit Beklemmung abgeschmeckt und mit Verwunderung abgerundet war.
»Aber ja. Sie wollten sich alle die Mikro-Kette genauer ansehen, und Juliet hat munter drauflosgeschwatzt, frisch von der Leber weg. Ich glaube, zu unseren Gästen hat im ganzen Leben noch niemand ›Kuckuck!‹ gesagt.«
»Himmel noch mal! Das tut mir sehr leid!«
»Aber wieso denn? Sie waren völlig begeistert davon. Und nach allem, was wir gehört haben, können Sie eingelegte Zwiebeln so in einer Pastete einhacken, dass sie knusprig bleiben?«
»Das hat sie Ihnen erzählt?«
»Allerdings. Soweit ich weiß, wollen alle Damen ihre Köchinnen dazu auffordern, das auszuprobieren.«
»Ha! Das kriegen sie nie raus!«, sagte Glenda voller Genugtuung.
»Das hat Jools auch gesagt.«
»Wir … wir nennen sie im Allgemeinen Juliet«, sagte Glenda.
»Sie hat gesagt, wir sollen sie Jools nennen«, sagte Madame. »Was spricht dagegen?«
»Nichts, nicht direkt«, erwiderte Glenda ein bisschen kläglich.
»Dann ist ja alles gut«, sagte Madame, die genau wusste, wann man besser über die Feinheiten hinwegsieht. »Dann wollen wir sie mal von ihren neuen Freundinnen loseisen, damit Sie dafür sorgen können, dass sie heute Nacht noch genügend Schlaf bekommt.«
Man hörte lautes Lachen, und die Mädchen, die bei der Veranstaltung ausgeholfen hatten, strömten in die
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