Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Juliet gerne zu sich in ihr privates Boudouir einladen.«
    »Das ist sehr nett von ihr, aber ich glaube, wir sollten jetzt so langsam … Haben Sie eben Boudoir gesagt?«
    »Aber ja. Möchten Sie noch etwas zu trinken? Schließlich wollen wir jetzt alle feiern!«
    Glenda ließ den Blick über die plappernde, lachende und vor allem trinkende Menge wandern. Hier drin war es heiß wie in einem Backofen.
    »Na schön, aber nicht wieder diesen Sherry, trotzdem vielen Dank. Haben Sie vielleicht irgendwas Kaltes, Sprudelndes?«
    »Aber ja doch, jede Menge.« Das Mädchen zauberte eine große Flasche hervor und goss ein hohes, geriffeltes Glas voll mit, wie es aussah, lauter Bläschen. Als Glenda daraus trank, kullerten die Bläschen in sie hinein.
    »Mm, schmeckt gut«, sagte sie. »Ein bisschen wie erwachsene Limonade.«
    »Genau so trinkt es Madame auch immer.«
    »Äh, dieses Boudoir?«, setzte Glenda noch einmal an, als sie dem Mädchen ein wenig wacklig folgte. »Wie groß ist das denn?«
    »Ach, ich glaube, ziemlich groß. Es müssen jetzt schon an die vierzig Leute dort drin sein.«
     
    »Wirklich? Das ist ja ein großes Boudoir.« Na, ein Glück, dachte Glenda. Zumindest das wäre schon mal geklärt. In diesen Romanen sollten sie so manche Sachen wirklich erst mal richtig erklären.
    Da sie keine Ahnung gehabt hatte, was ein Boudoir überhaupt sein sollte, war sie sich nie sicher gewesen, was sich so alles hinter diesem Begriff verbergen mochte. Kurz darauf fand sie heraus, dass sich darin lauter Leute, viel Wärme und Blumen befanden – keine Blumensträuße, sondern zu Säulen und anderen wuchernden Gebilden gebündelte Blumen, die die Luft mit Wolken aus stickigem Parfüm erfüllten, während die Leute darunter dicht an dicht standen und den Rest der Luft mit lauter Worten füllten. Es ist unmöglich, dass jemand versteht, was der andere sagt, dachte Glenda, aber das ist vielleicht auch nicht so wichtig. Viel wichtiger ist wahrscheinlich, dort zu sein und dabei gesehen zu werden, dass man es sagt.
    Die Menge teilte sich, und Glenda sah Juliet, immer noch in ihrem glitzernden Kostüm, immer noch mit Bart … Juliet war einfach da. Überall blitzten Salamander auf, und das konnte nur bedeuten, dass Leute mit Ikonographen anwesend waren, oder? Die Schundzeitungen waren voll mit strahlenden, glitzernden Leuten. Glenda hatte für so etwas keine Zeit. Was die Sache schlimmer machte, war, dass ihre Missbilligung niemanden auch nur die Bohne interessierte. Die Leute glitzerten auch ohne sie. Und am meisten von allen glitzerte Juliet.
    »Ich glaube, ich könnte ein bisschen frische Luft gebrauchen«, murmelte sie.
    Ihre Begleiterin führte sie zu einer unauffälligen Tür. »Zu den Erfrischungsräumen bitte hier entlang, die Dame.« Das stimmte auch, bloß dass der längliche, sorgsam ausgeleuchtete Raum ihr wie ein Märchen aus lauter Samtvorhängen vorkam. Fünfzehn verdutzte Versionen von Glenda blickten sie aus ebenso vielen Spiegeln an. Alles war so überwältigend, dass sie sich in einem sehr teuren Sessel mit geschwungenen Beinen niederlassen musste, der sich auch noch als überaus bequem herausstellte, zu bequem, um …
    Sie schreckte aus dem Schlaf, wankte hinaus, verlief sich in einer dunklen Welt aus übelriechenden Korridoren voller Transportkisten, bis sie schließlich in einen sehr großen Raum stolperte. Er kam ihr eher wie eine Höhle vor, mit einer Doppeltür am anderen Ende, die sich wahrscheinlich dafür schämte, ein graues Licht hereinzulassen, das weniger erhellte als anklagte. Auf dem Boden stand und lag das nächste Durcheinander aus leeren Kleiderständern und Kartons herum. An einer Stelle hatte sich Tropfwasser von der Decke zu einer Pfütze gesammelt, die einen Pappdeckel aufweichte.
    »So sieht’s also aus, da drinnen alle fein rausgeputzt mit ihrem Glitzer und Flimmer, und dahinter ist nichts als Dreck und Müll, stimmt’s, meine Liebe?«, sagte eine Stimme in der Dunkelheit. »Sie sehen aus wie jemand, der eine Metapher erkennt, wenn sie ihm direkt ins Gesicht springt.«
    »So was in der Richtung«, murmelte Glenda. »Wer spricht da?«
    Ein orangefarbenes Licht glomm auf und verging wieder im Halbdunkel. Jemand rauchte in der Dunkelheit eine Zigarette.
    »Es ist überall das Gleiche, meine Liebe. Gäbe es einen Preis für die Kehrseite der Dinge, der erste Platz wäre heiß und leidenschaftlich umkämpft. Ich habe in meinem Leben schon den einen oder anderen Palast gesehen, und überall

Weitere Kostenlose Bücher