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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Versuchen gelang es ihm, sie richtig herum und mit dem richtigen Ende nach oben anzuziehen. Sie war ein bisschen kalt. Das war das Problem mit Mikro-Kette: Es war und blieb Metall. Andererseits scheuerte es nicht und man musste es nie waschen. Fünf Minuten übers Feuer gehängt, schon war der Stoff wieder so hygienisch wie nur irgendetwas. Abgesehen davon barg Pepes Version der Unterhose eine ganz eigene Überraschung.
    Nachdem er jetzt das Gefühl hatte, sich der Welt stellen zu können, zumindest dem Teil der Welt, der nur seine obere Hälfte zu sehen brauchte, schlurfte er, sich hin und wieder eine Zehe anstoßend, zur Ladentür und überprüfte unterwegs jede Flasche nach möglichem flüssigem Inhalt. Bemerkenswerterweise hatte eine Flasche Port mit fünfzig Prozent verbliebener Füllung überlebt. In der Not …, dachte er sich und trank sein Frühstück.
    Jemand klapperte an der Ladentür. An der Tür war eine kleine Schiebeöffnung angebracht, durch die das Personal nachsehen konnte, ob es den wartenden Kunden einlassen wollte oder nicht, denn ein schnieker Laden wie Shissa verkaufte seine Sachen schließlich nicht an jeden. Als Pepe hinausschaute, sah er wild hin und her zuckende Augenpaare, die zu einer ganzen Meute ungeduldiger Leute gehörten, die vor der Tür standen und um Aufmerksamkeit heischten. Jemand sagte: »Wir sind hier, weil wir Jewels sehen wollen.«
    »Sie ruht sich aus«, erwiderte Pepe. Das war ein guter Spruch und konnte so ziemlich alles bedeuten.
    »Haben Sie das Bild in der Times gesehen?«, rief eine Stimme. Und dann. »Hier, sehen Sie mal«, und ein Bild von Juliet wurde vor die Öffnung gehalten.
    »Mein lieber Schwan«, murmelte Pepe. Dann sagte er laut: »Sie hatte gestern einen sehr anstrengenden Tag.«
    »Die Öffentlichkeit will alles über sie wissen«, rief eine entschlossenere Stimme.
    Und eine weniger aggressive weibliche Stimme sagte: »Sie scheint ja eine richtige Sensation zu sein.«
    »Allerdings, allerdings«, sagte Pepe, der sich schnell etwas ausdenken musste, »aber sie ist eine sehr zurückgezogene Persönlichkeit und ein bisschen auch eine Künstlerseele, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Also, ich hätte jedenfalls eine ziemlich große Bestellung aufzugeben«, sagte wieder eine andere Stimme, deren Besitzer sich jetzt nach vorne vor den Sehschlitz gedrängt hatte.
    »Dafür müssen wir sie doch nicht wecken. Wenn Sie sich noch einen Moment gedulden, ich bin gleich wieder bei Ihnen.« Pepe nahm noch einen kräftigen Schluck Port. Als er sich umdrehte, kam Madame in einem Nachthemd, das eine ganze Abteilung Soldaten hätte beherbergen können, zumindest, wenn sie sich eng aneinanderdrängten, auf ihn zu. In einer Hand hielt sie ein Glas und in der anderen die Champagnerflasche.
    »Das Zeug schmeckt grässlich abgestanden«, sagte sie.
    »Ich hole dir gleich eine neue Flasche«, erwiderte er und riss ihr Flasche und Glas eilig aus der Hand. »Draußen stehen Zeitungsleute und Kunden, und alle wollen Jools. Kannst du dich noch daran erinnern, wo sie wohnt?«
    »Ich weiß genau, dass sie es mir gesagt hat«, antwortete Madame, »aber das scheint alles schon so lange her zu sein. Diese andere, Glenda hieß sie wohl, arbeitet irgendwo in einem größeren Betrieb in der Stadt, als Köchin. Aber wieso wollen die sie überhaupt sehen?«
    »In der Times ist ein wunderschönes Bild von ihr«, sagte Pepe. »Weißt du noch, dass du gesagt hast, du glaubst, dass wir reich werden? Tja, sieht ganz so aus, als hättest du da gehörig untertrieben.«
    »Was schlägst du vor, mein Guter?«
    »Ich?«, fragte Pepe. »Nimm du die Bestellung an, das dürfte ein gutes Geschäft sein, und sag den anderen da draußen, dass Jools später herkommt.«
    »Meinst du, das glauben sie mir?«
    »Müssen sie wohl, denn wir haben nicht die geringste Ahnung, wo sie steckt. Irgendwo in dieser Stadt läuft eine Million Dollar auf zwei Beinen herum.«
     
    Rhys, der Niedere König der Zwerge, widmete dem Bild des wunderhübschen Mädchens ganz besondere Aufmerksamkeit. Die Auflösung war nicht mal so schlecht. Die Technik der Umsetzung der Signale von den Semaphortürmen in ein Schwarzweißbild war heutzutage schon recht fortgeschritten. Trotzdem mussten seine Leute in Ankh-Morpork das hier angesichts der dafür verwandten kostspieligen Bandbreite für besonders interessant gehalten haben. Ganz bestimmt beunruhigte es eine Menge anderer Zwerge, aber der Erfahrung des Niederen Königs nach konnte

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