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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Kapelle und die Cheerleader und die Anfeuerungsrufe lustig gemacht, einfach über alles, weil wir nicht dazugehörten. Ich konnte es kaum erwarten, endlich aufs College zu kommen.«
    »Ich habe gemerkt, dass du da oben bist.«
    »Ach Blödsinn.«
    »Ich schwöre dir, ich hab’s gemerkt.«
    Leises Gelächter drang über das Feld hinweg zu ihnen. Drüben bei den Jungs hatte eine weitere Rake-Geschichte ihre Pointe erreicht. Neely erkannte mit Mühe Silo und Paul in einer Gruppe von zehn anderen, direkt unter der Pressekabine. Das Bier floss in Strömen.
    »Nach deinem Abenteuer auf dem Rücksitz«, sagte sie, »als du mich einfach fallen gelassen hast, da blieben uns noch zwei gemeinsame Jahre in dieser Stadt. Es gab Momente, da sind wir uns auf dem Gang begegnet oder in der Bibliothek oder sogar in einem Klassenzimmer, und wir haben uns angeschaut, nur ein paar Sekunden lang. Und dann war das anmaßende Gehabe verschwunden und auch der arrogante Gesichtsausdruck des Helden, den alle anhimmelten. Für den Bruchteil einer Sekunde hast du mich angeschaut, als wärst du noch ein Mensch, und dann wusste ich, dass du doch noch etwas empfindest. Ich hätte dich sofort zurückgenommen.«
    »Und ich wollte dich.«
    »Schwer zu glauben.«
    »Es ist aber wahr.«
    »Aber da war ja noch der tolle Sex.«
    »Ich konnte damals nicht anders.«
    »Glückwunsch, Neely. Ihr habt mit sechzehn losgelegt, du und Screamer. Und schau dir an, was aus ihr geworden ist. Sie ist fett und ausgelaugt.«
    »Hast du jemals Gerüchte gehört, dass sie schwanger ist?«
    »Machst du Witze? Gerüchte schwirren hier doch rum wie Moskitos.«
    »Im Sommer vor unserem letzten Schuljahr hat sie mir gesagt, dass sie schwanger ist.«
    »Was für eine Überraschung. So was lernt man eigentlich in Biologie.«
    »Also sind wir nach Atlanta gefahren, haben eine Abtreibung machen lassen und sind nach Messina zurück. Ich hab das nie auch nur einem Menschen erzählt.«
    »Und nach vierundzwanzig Stunden Ruhe ging’s wahrscheinlich fröhlich weiter.«
    »So in etwa.«
    »Weißt du, Neely, ich will wirklich nichts über dein Sexleben hören. Das hat mich jahrelang genug gequält. Wechseln wir also das Thema, oder ich verschwinde.«
    Eine lange, unbehagliche Gesprächspause folgte. Beide betrachteten die Schlange der Trauernden und überlegten, was sie als Nächstes sagen sollten. Ein Windstoß wehte ihnen ins Gesicht, und Cameron schlang die Arme um sich. Neely widerstand dem Verlangen, den Arm auszustrecken und sie an sich zu ziehen. Das würde nicht gutgehen.
    »Du hast mich gar nicht gefragt, wie mein Leben heute aussieht«, bemerkte er.
    »Tut mir Leid. Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, an dich zu denken. Ich will dir nichts vormachen, Neely. Du spielst einfach keine Rolle mehr.«
    »Du warst schon immer sehr direkt.«
    »Es ist gut, direkt zu sein. Spart eine Menge Zeit.«
    »Ich verkaufe Immobilien, lebe allein mit meinem Hund, treffe mich mit einer Frau, die ich eigentlich nicht besonders mag, und manchmal auch mit einer anderen, die zwei Kinder hat. Und ich vermisse meine Exfrau ganz fürchterlich.«
    »Warum habt ihr euch scheiden lassen?«
    »Sie ist völlig durchgedreht. Sie hatte zwei Fehlgeburten, die zweite erst im vierten Monat. Ich hatte ihr dummerweise erzählt, dass ich mal eine Abtreibung bezahlt habe, und dann hat sie mir die Schuld daran gegeben, dass sie ihre Babys verloren hat. Und sie hatte Recht. Der wirkliche Preis für eine Abtreibung ist sehr viel höher als die lausigen dreihundert Dollar, die man im Krankenhaus bezahlt.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Als meine Frau die zweite Fehlgeburt hatte, war es auf die Woche genau zehn Jahre her, dass Screamer und ich unseren kleinen Ausflug nach Atlanta gemacht haben. Es war ein kleiner Junge.«
    »Ich möchte jetzt gehen.«
    »Tut mir Leid.«
    Sie saßen wieder auf den Stufen vor dem Haus. Drinnen brannte kein Licht mehr. Mr. und Mrs. Lane schliefen. Es war nach elf. »Ich gehe jetzt am besten rein«, sagte Cameron nach einiger Zeit.
    »Gut.«
    »Du hast vorhin gesagt, dass du die ganze Zeit an mich denkst. Ich würde gern wissen, warum.«
    »Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ein gebrochenes Herz schmerzen kann, bis meine Frau ihre Sachen gepackt und mich verlassen hat. Es war ein Albtraum. Da hab ich zum ersten Mal kapiert, was du durchgemacht haben musst. Ich hab kapiert, wie grausam ich war.«
    »Du wirst darüber hinwegkommen. In etwa zehn Jahren.«
    »Vielen Dank.«
    Er ging den Weg

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