Der Code des Luzifer
dass man bei uns nur einbrechen sollte, wenn man darauf vorbereitet ist, zu sterben.«
»Das ist sadistisch«, sagte Max.
»Es wäre sadistisch, wenn ich mich daran ergötzen würde. Das tue ich aber nicht. Ich bin hier praktisch ganz allein. Ich bekämpfe meine Feinde, wie ich es für richtig halte, mit allenMitteln, die mir zur Verfügung stehen. Und Angst ist die stärkste Waffe, die ich besitze.«
Fauvre nickte seinen Leuten zu und die kippten den Korb mit dem verfaulten Obst ab. Die Männer in der Grube grapschten nach den Abfällen. Bestimmt hatten sie schon einige Zeit nichts mehr gegessen.
Trotz aller widersprüchlichen Gefühle musste Max daran denken, dass Laurent Fauvre ein entscheidendes Bindeglied für die Entschlüsselung von Zabalas Geheimnis war. Er musste die notwendigen Informationen aus dem Mann herausholen, auch wenn das schwerer sein würde, als eigenhändig so einen Krater aus dem Gestein zu schaufeln. Max brauchte etwas, das Fauvres Panzer sprengte.
»Ist Ihre Frau hier gestorben?«
Das saß. Max sah, wie Fauvre die Zähne zusammenpresste. Seine Kinnlade klappte herunter, als habe er in eine Zitrone gebissen.
»Hat meine Tochter dir das etwa gesagt – meine Frau sei gestorben ?«
Jetzt durfte sich Max seinen Schock nicht anmerken lassen! Fauvre schlug mit denselben Waffen zurück. Max nickte.
»Meine Tochter lebt in einer Fantasiewelt. Du darfst nicht alles glauben, was sie dir erzählt.«
Vertraue niemandem!, hallte die Stimme in Max’ Kopf.
»Meine Frau ist mit einem anderen Mann durchgebrannt, als ich mir den Rücken gebrochen hatte. Ich lag hilflos da und sie lief davon. Das ist das Gesetz des Dschungels, Max. Die Natur gewinnt am Ende immer.«
»Und Ihr Sohn? Leitet er jetzt den Zirkus weiter?« Max griff nach jedem Strohhalm, der ihm half, die nagenden Zweifel in Bezug auf Sophie zu zerstreuen.
»Meine Tochter hegt einen tief sitzenden Zorn, weil ich einem wilden Tier vertraut habe und nur knapp mit dem Leben davongekommen bin. Sie gibt mir die Schuld an allem – sogar daran, dass ihre Mutter uns verlassen hat. Deshalb sucht sie die Gefahr und nebenbei noch jemanden, den sie lieben kann wie einen Bruder, jemanden, der sie beschützt. Vielleicht bist du ja dieser Mensch.«
Max zuckte zusammen.
»Dann ist Adrien tot?«
»Sophie ist zu Zabala gegangen, weil er Informationen über die Tierschmuggler besaß – und noch etwas, das wichtig war, aber ich weiß nicht, was. Wir haben uns gestritten, aber sie war entschlossen zu gehen. Sie hat mir in jedem Punkt widersprochen.« Fauvre stockte. »Willst du wirklich die ganze Wahrheit wissen?«
Max fühlte plötzlich Verzweiflung in sich aufsteigen. Die Wahrheit? Die tat immer weh.
Nach Fauvres Worten war er plötzlich am Boden zerstört, als habe er einen schweren Hieb einstecken müssen. Alles war Lüge. Ihm war, als würden ihm die Beine wegsacken. Konzentrier dich! Wer sind diese verrückten Leute? Gib nicht auf! Er bezwang die Übelkeit, wischte sich den Schweiß aus den Augen und stützte sich an der Mauer ab. Wenn Fauvre wusste, wie angeschlagen Sophie emotional war, traute er ihr dann noch Schlimmeres zu? Konnte sie Zabala umgebracht haben? War sie so entschlossen, an die geheime Information zu kommen, die Max jetzt besaß? Verworrene, absurde Gedanken fegten durch sein Hirn wie ein Schirokko und er konnte nicht mehr klar denken. Reiß dich zusammen. Du musst dieses Fieber abschütteln.
Fauvre hatte einen gemeinen Zug an sich, das spürte Max.Die Gefühle anderer interessierten ihn kaum, erst recht nicht, wenn derjenige ihm bei seinem Anliegen, dem Wohl der Tiere, in die Quere kam. Mitgefühl für Sophie stieg in Max auf. Sie brauchte Hilfe. Sie hatte Probleme, daran gab es gar keinen Zweifel.
»Also«, sagte Fauvre ruhig, »hören wir doch auf, Spielchen zu spielen. Meine Tochter ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Die arabische Kultur verlangt von einem Gastgeber, den Gast zu ehren. Sogar einem Feind wird unter dem eigenen Dach Sicherheit garantiert. Aber ich bin kein Marokkaner.«
In dem Moment wäre Max am liebsten sofort losgelaufen. Er spürte jedoch, wie alle Kraft seinen Körper verließ. Steh es durch!
Fauvre starrte ihn an, seine Stimme düster und bestimmend.
»Ich möchte wissen, warum du hier bist. Was hoffst du hier zu finden? Was, glaubst du, ist hier versteckt? Du trägst den Anhänger meines Freundes. Was mich betrifft, also ich sehe genügend Beweise dafür, dass du Bruder Zabala getötet haben
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