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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Gordons Flügel.«
    Er streckte seine linke Hand aus.
    Farentino zögerte, doch seine rechte Hand ging schon nach vorn. Schnell korrigierte er sich, verärgert über seine Ungeschicklichkeit. Er hätte die Behinderung des Mannes gleich sehen, die Geste vorausahnen und sich darauf einstellen müssen. Er war wohl doch aufgeregter, als er gedacht hatte.
    Martys Schritte waren weit ausladender als die der meisten Männer und Farentino hatte Mühe, ihm zu folgen. Wo Marty einen Schritt machte, brauchte er zwei. Er kam sich vor wie ein Kind. Ob Tom Gordon seine Bitte um ein Interview und seine Behauptung, er arbeite für eine italienische Zeitung, durchschaut hatte? Konnte Gordon wissen, dass Aldo ein Deckname war, und es diesem Riesen gesagt haben? Einen Widersacher zu demütigen, war ein alter Trick. Verunsichere deinen Gegner, schau, dass du ihn auf dem falschen Fuß erwischst und dir einen Vorteil verschaffst. Es war eine schlechte Idee hierherzukommen. Angelo Farentino war für solchen Stress nicht geeignet. Er gierte nach einer Zigarre. Das feine Aroma der kubanischenMontecristo, die in einer Schachtel in seiner Innentasche steckte, zog ihm in die Nase. Aber im St. Christopher’s war das Rauchen verboten.
    »Wie geht es Mister Gordon?«, fragte er Marty, um seine Nervosität zu überspielen.
    Marty hielt eine Schwingtür auf und sie traten in einen Korridor mit einer Reihe stabiler weißer Holztüren, an denen kleine Namensschildchen aus Messing hingen. Man sah den Namen nicht an, welchen Rang oder welchen Status der Patient in dem jeweiligen Zimmer hatte.
    »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich das sage, aber ich glaube, es war keine gute Idee, dass Sie hierhergekommen sind«, antwortete Marty leise.
    Farentino sank der Mut. Sie wussten es. Sie wussten Bescheid. Er schaute sich unauffällig nach einem Fluchtweg um. Fast blieb er stehen, er wollte nur noch weglaufen, war drauf und dran, die letzten Reste seiner Würde aufzugeben. Farentino hatte sonst immer einen Plan B. Dem Netz der Behörden oder der Drohung persönlicher Rache konnte man sich immer entziehen. Aber hier war das nicht möglich. Tischenko hatte ihn mitten ins Auge des Sturms geschickt. Die Gedanken rasten in seinem Kopf. Die öffentliche Demütigung eines Gerichtsprozesses, der Gestank britischer Gefängnisse – die Häftlingsuniform! Wo stand eigentlich geschrieben, dass Inhaftierte so schlecht sitzende Kleidung zu tragen hatten?
    Mit gespielter Gelassenheit sah Farentino Marty in die Augen.
    »Warum sagen Sie das, Mister Kiernan?«
    Der andere war vor einer Tür stehen geblieben. Auf dem Namensschildchen stand Tom Gordon . Martys Hand lag auf dem Türknauf.
    »Das werden Sie gleich sehen«, sagte er und machte die Tür auf.
    Die Höhle des Löwen.
     
    Zwischen Biarritz und der Schweiz lagen etliche Hundert Kilometer und die Gangstertruppe des Hais ließ sich Zeit. Sie hatten sich mit Bobbys Kleinbus immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten oder waren sogar noch etwas langsamer gefahren. Es war ja nicht nötig, die Aufmerksamkeit eines gelangweilten Verkehrspolizisten zu erregen.
    Während der ganzen langen Nacht hatte Sayid gefesselt hinten im Wagen gelegen. Die Kälte nagte an seinen Fingern, doch er war dankbar, dass sie ihm die Hände vor den Körper gebunden hatten und nicht nach hinten. Die vorüberziehenden gelben Lichter der Autobahnbeleuchtung waren das Einzige, was ihm beim Kritzeln half. Je länger die ermüdende Fahrt dauerte, desto größer wurde die Gefahr, dass er die Zahlen des magischen Quadrats, die er sich eingeprägt hatte, wieder vergaß. Die erlittene Gewalt und die Entführung hatten ihn erschöpft und lange würde er nicht mehr gegen die Müdigkeit ankommen. Das Rätsel, was diese Zahlen bedeuten mochten, konnte er nur lösen, indem sie er sie aufschrieb und im Kopf durchspielte. Wenn Max Recht hatte und die Zahlen überhaupt ein Geheimnis bargen, musste es einen Schlüssel geben, der ihren Sinn erschloss. Doch jedes Mal, wenn Sayid sich gerade so zurechtgerückt hatte, dass er anfangen konnte, die Zahlenreihen aufzuschreiben, drehte sich einer der Gangster um und sah nach, was er tat. Wie lange konnte er sich noch wach halten? Wenn er schlief, löschte sein Gehirn die Zahlen womöglich wie eine kaputte Festplatte Daten.
    Sayid hatte die Knie angezogen und den zwei Gangsternvorn im Bus den Rücken zugekehrt. Bobby war noch schlimmer eingekeilt als er und döste offenbar immer wieder ein. Seine

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