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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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bin sicher, dass es mir wieder einfällt. Also, Sie wollten mir Fragen stellen für Ihre Zeitung. Ich werde mein Möglichstes tun, Ihnen zu antworten.«
    Farentino lehnte sich in seinem Stuhl zurück, entspannte sich, hatte sich wieder in der Gewalt. Er würde herausfinden, was Tischenko interessierte, und es ihm berichten. Das Leben war wieder im Gleichgewicht. Er brauchte wohl doch kein Geld für Wohltätigkeiten zu verschwenden und den Besuch bei seiner verkniffenen Mutter konnte er sich auch sparen.
    Er lächelte.
    »Tom, stört es Sie, wenn ich eine Zigarre rauche?«

20
    D ie Macht, mit der ein Tiger brüllt, verblüfft sein Opfer, schockiert es so, dass es sich nicht mehr regen kann. Und das verschafft der größten Raubkatze der Welt die entscheidenden Sekunden für ihren Angriff. Max sah das Knurren und spürte das Zittern in der Luft. Er schwankte, seine Beine gaben nach, und er sackte an das niedrige Geländer, so sehr hatte das Fieber ihn geschwächt.
    Wie sollte er sich verteidigen? Die Männer konnten ihn auf der Stelle töten.
    Er verlor das Bewusstsein und versank in einem Meer der Hilflosigkeit.
    »Ez ihure ere fida – eheke hari ere«, murmelte er, als spräche er ein Mantra. Ein letzter, verzweifelter Versuch, sich an den Freund des alten Mönchs zu wenden.
    Fauvre begriff im selben Augenblick, dass Max Worte ausgesprochen hatte, die nur Zabala ihm gesagt haben konnte. Max sank auf die Erde. Die Männer sprangen auf Fauvres Befehl nach vorn, um ihn zu stützen.
    Max wand sich. Furcht und Schmerz rannen durch seinen Körper, stachen wie tausend Skorpionstiche. Sein Geist verlor sich schließlich in einem endlosen Tunnel. Ungeheure Mächte tobten in seinem Körper.
    »Vorsicht!«, rief Fauvre seinen Männern zu.
    Der Junge hatte so etwas wie einen Anfall; sie konnten ihnnicht halten. Die Bisswunde hatte sich wohl entzündet, die Spritzen waren zu spät gekommen. Max warf sich herum wie ein Wahnsinniger. Er hatte die Augen aufgerissen und die Lippen zurückgezogen zu einem schrecklichen, stummen Schrei.
    Der Schweiß rann an ihm hinab, das Hemd klebte ihm am Leib. Aus dem Schatten seines fiebergeschüttelten Geistes tauchte Fauvre auf, ein Riese an Kraft, nicht der alte Mann im Rollstuhl. Er griff nach Max. Seine Stimme passte nicht zu seiner Erscheinung.
    »Lass mich dir helfen, mein Junge. Lass mich dir doch helfen.«
    Und wie ein schutzlos ausgeliefertes Kind wusste Max, dass er Hilfe brauchte. Aber nicht von dem Mann, der gedroht hatte, ihm das Leben zu nehmen. Er zappelte und warf sich herum, weg von den ausgestreckten Händen.
    »Mein Gott!«, schrie Fauvre.
    Max taumelte über das niedrige Geländer. Er glitt an den glatten Mauern hinab, sein Leib überschlug sich mehrfach, bis er schließlich auf den Boden krachte. Dieser letzte Schlag drang zu ihm durch und brachte ihn wieder zu sich. Er stöhnte.
    Irgendwo schrie jemand. Wo? Er schlug die Augen auf. Sein Hinterkopf lag an der abschüssigen Grubenwand. Gesichter spähten darüber, formten Worte auf Arabisch. Einige hörte er zwar, verstand aber keines, mit einer Ausnahme – Aladfar!
    Max kämpfte gegen seine Benommenheit an, schaffte es, sich auf die Knie herumzuwälzen, und sammelte all seine Kraft, um auf die Beine zu kommen. Er drehte sich um und sah den Tiger langsam und gemächlich dahinschreiten; seine Pfoten waren groß wie Essteller, und er kam, den Kopf gesenkt und den Blick fest auf seine Beute geheftet, jetzt immer näher auf ihn zu.
    Fauvre schaute entsetzt von oben zu. Der Tiger würde jeden Augenblick zuschlagen. Er würde den Jungen zerfetzen, und er war schuld daran. Zabala hatte ihm den Jungen geschickt – das stand nun fest –, doch dieser Max konnte nur überleben, wenn der Tiger Fauvres Kommando gehorchte.
    »Aladfar! Zurück! Écoutez! Hör mir zu! Écoutez!«
    Was dann geschah, war nicht genau zu sagen. Fauvre glaubte, das Tier sei stehen geblieben, habe zu ihm heraufgesehen und sich dann fügsam hingelegt, den Blick weiter auf Max geheftet. Die Wärter schilderten es Abdullah später anders. Sie sahen gebannt nach unten in die Grube und konnten Max in den dunklen Schatten ausmachen. Er hatte sich herumgerollt, war halb verdeckt von einer schartigen Felsnase, stand aber auf den Beinen. Seine Hände öffneten sich wie Tatzen, die Sonne wanderte weiter, die Schatten veränderten sich. Der eine Berber schwor, Max habe seinen Körper angespannt wie ein Tier, habe die Zähne gebleckt und sein Körper sei plötzlich

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