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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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größer geworden – beim Grabe seiner geliebten Mutter schwor der Mann Abdullah, er habe Dschinn gesehen, den Geist, der auf der Erde lebt und die Gestalt von Tieren annehmen kann. Der andere Berber behauptete, neben Max hätte sich ein Schatten erhoben, als die Sonne auf die alten Hausdächer fiel, und genau in dem Augenblick hätte Aladfar sich niedergelegt. Die Größe dieses Schattens und die Tatsache, dass der Junge einen Schritt auf ihn zugegangen war, hätten die große Katze innehalten lassen. Niemand, nicht einmal Fauvre, hatte Aladfar bisher jemals direkt herausgefordert.
    Der Tiger sah nur den Jungen, größer als eine Ziege zwar, aber leicht zu töten. Der Geruch der Angst, den die beiden hinter den Gitterstäben gefangen gehaltenen Männer verströmten, hatte seine Sinne geschärft. Außerdem hatte er Hunger. Als derJunge herabstürzte, hätte er sich ohne Weiteres auf dieses Wesen stürzen können, doch in der Luft lag eine Stimme. Es war die des alten Mannes, aber Aladfar bestimmte, ganz die Großkatze, die er war, selbst, wann er sich den Anordnungen eines Menschen fügte. Nicht weil er die gebieterische Stimme des Mannes gehört hatte, hob er den Kopf, sondern weil ihm noch ein anderer Geruch in die Nase stieg. Der Geruch eines Tieres. Eines Tieres, das er früher einmal gekannt hatte, als er noch die Freiheit der Berge und des Dschungels genoss. Aladfar fürchtete nichts mehr als die rohe Gewalt des Menschen, und er würde angreifen, wenn er dazu gezwungen war. Aber dieses wehrlose Wesen beschwor eine Zeit, an die er sich aus den Wäldern und Bergen erinnerte, eine urtümliche Kraft, die seinen sechsten Sinn ansprach.
    Er wartete erst einmal ab, wie seine Instinkte es ihm rieten. Und so legte er sich hin.
    Fauvre verschwendete keine Zeit. Er fuhr mit seinem Rollstuhl die Rampe hinab, öffnete das Eisentor und rollte in den umschlossenen Bereich. Er redete leise auf seinen Tiger ein, beruhigte das aufgeregte Tier, bis er nah genug war, um die Hand auszustrecken und ihm den Kopf zu streicheln. Aladfar kannte die sanfte Berührung und den Geruch des alten Mannes. Er stand auf. In seinem Rollstuhl reichte Fauvre dem Tiger kaum bis an die Schulter.
    Das Privileg, dem wahren König des Dschungels so nahe zu sein, ihn so gut zu kennen, genoss Fauvre sehr. »Ich weiß, du bist das großartigste Tier der ganzen Welt, mein Aladfar, aber wir dürfen den Jungen nicht sterben lassen«, flüsterte er und kraulte den Tiger beschwichtigend am Hals.
    Fauvre kannte keine Angst mehr, seit Aladfar ihn vor vielen Jahren für seine Arroganz in der Zirkusmanege bestraft hatte.Heute empfand er nur noch tiefe Zuneigung für das große Tier. Sachte, ganz sachte zog er die Katze herum und lenkte sie zu dem Durchgang, der zu einem verschlossenen Käfig führte.
    Von der sanften Stimme des Alten und von der Regungslosigkeit des Jungen beruhigt, ließ Aladfar es zu, dass der Mann, den er einmal angefallen hatte, das Tor hinter ihm schloss. Der Tiger legte sich hin und schnurrte.
    Fauvre sah wieder zu Max hinüber und gab seinen Wärtern durch Handzeichen zu verstehen, in die Grube zu steigen und dem Jungen zu helfen.
    Als sie bei ihm ankamen, war auch Fauvre näher gekommen. Max stand immer noch da, einen Ausdruck felsenfester Entschlossenheit in den Augen, als bezöge er seine Kraft aus der Tiefe seines Geistes.
    Auch jetzt sprach Fauvre sehr sanft und wie zu einem wilden Tier. »Max, es ist alles wieder in Ordnung. Dir wird nichts geschehen. Ich gebe dir mein Wort. Hörst du mich, mein Junge?«
    Fauvre hörte hinter sich seine beiden Männer leise herankommen und hob die Hand, damit sie stehen blieben. Einem wilden Tier, das um sein Leben fürchtete, näherte man sich besser nicht. Und in diesem Augenblick meinte Fauvre bei Max dieselbe Energie zu spüren, die auch von Aladfar ausging.
    Max blinzelte, sah Fauvre an, nickte, setzte sich und wurde wieder bewusstlos. Jetzt kamen Fauvres Männer an ihn heran und konnten ihn aus der Grube heben. Abdullah und Sophie hatten die Alarmrufe gehört und kamen im selben Moment an. Abdullah hob sich Max auf die Arme und trug ihn in sein Zelt. Sophie, die neben ihm herlief, holte die Medikamente, die ihr Vater ihr aufgetragen hatte. Als sie wiederkam, kontrollierte er schon Max’ Puls und Abdullah wusch dem Jungen das Gesicht.Sie hatten ihn in eine dunkle Ecke des Zeltes gelegt, wo dicke Zeltplanen für Kühlung sorgten.
    »Das ist nicht bloß eine Infektion. In seinem Körper wütet

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