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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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überlebt, war Tischenkos Jägern und der Polizei entwischt und hatte auch den Anschlag in d’Abbadies Château heil überstanden. Er war mit Zabalas Geheimnis geflohen und lebendig aus den engen Gassen von Marrakesch herausgekommen. Von dem Angriff auf das Tierheim in der Wüste hatte er bis jetzt noch nichts gehört, also war wohl auch diese Operation gescheitert. Vielleicht besaß dieser Max Gordon Zauberkräfte oder er wurde von einer übernatürlichen Macht beschützt.
    Doch das spielte keine Rolle – nur er allein, Tischenko, war der Erwählte.
    »Als ich ein Teenager war«, sagte Tischenko und schenkte sich ein großes Glas Gebirgswasser ein, »bin ich auf Reisen durch Kraminsk gekommen, eine Kleinstadt, in der zwei Brücken über den Fluss führen. Ich und meine Männer, meine Vucari , sind über die zweite Brücke gefahren, die praktisch menschenleer war. Plötzlich, Angelo, habe ich Rufe und Schreie gehört. Ein kleines Kind war stromaufwärts von der Brücke ins Wasser gefallen. Es war ein reißender Strom und das Mädchen war hilflos den Fluten ausgeliefert. Ich habe vor nichts Angst, und so bin ich einfach ins Wasser gesprungen und habe das Kind gerettet.«
    Farentino schwieg. Tischenko war anscheinend sehr daran gelegen, dass er verstanden wurde.
    »Ich ziehe die Kleine heraus. Und sie lebt noch. Ich komme wieder auf die Brücke zurück und die Leute jubeln vor Freude über diese Heldentat. Mir ging es dabei nicht um mein Ansehen, ich wollte keinen Beifall. Ich wollte bloß dieses unschuldige Kind retten. Aber als ich mich dann den Leuten näherte, sahen sie, wie ich aussehe. Da verwandelte sich ihr Lächeln in Abscheu, dann in Hass und in Angst. Aus dem Helden war einMonster geworden. Es ist eine grausame Welt, Angelo, finden Sie nicht?«
    Farentino nickte. Tischenkos Frage bedurfte keiner Antwort.
    »Ich hab das Kind von der Brücke wieder ins Wasser geworfen, und es ist ertrunken.«
    »Was?«, flüsterte Farentino.
    »Vorurteile haben die Kleine umgebracht. Nicht ich.«
    »Sie haben nicht verstanden, was ich Ihnen gesagt habe. Hier geht es nicht um ein sterbendes Kind, sondern um eine Erschütterung, die ein riesiges Loch in die Erdoberfläche reißen wird. Da werden Tausende umkommen. Wir auch.«
    Tischenko drückte auf seine Fernbedienung und auf dem Bildschirm erschien eine dreidimensionale Ansicht der Gebirgszüge, die sie umgaben. Ein Gewirr von Linien teilte das Bild und drei besonders hervorgehobene Gitternetze verliefen vom unteren Rand aufwärts – wie die abgerissenen Ecken eines Blatt Papiers – durch Gletscher, Städte, den Genfer See und die Mitte Europas.
    Der Strich, der Tischenkos Mund war, verzog sich zur Karikatur eines Lächelns.
    »Nicht Tausende, Hunderttausende werden umkommen. Und in vierundzwanzig Stunden wird die Zerstörung beginnen. Eine neue Welt wird geschaffen.«
    Farentino wurde mit einem Mal speiübel. Diesen Wahnsinnigen konnte niemand aufhalten.
    Tischenko nickte jemandem zu, der hinter Farentino stand. Noch bevor sich Farentino umdrehen konnte, packten ihn zwei von Tischenkos Wachleuten so fest an den Armen, dass der Schmerz bis in seine Schultern hinaufschoss.
    »Du wirst kein Teil unserer neuen Schöpfung sein, Angelo.
    Du hast nichts zu ihr beizutragen. Dein Genpool ist so leer wie mein Glas«, sagte Tischenko und drehte sein Glas um.
    »Es wird schon jemand dahinterkommen, was du hier treibst! Da draußen ist jemand, der kriegt es raus!«, schrie Farentino, und im selben Moment warfen ihn die Männer mit den starken Armen die Treppe hinunter. Der Italiener landete unsanft, zerschlug sich bei dem Aufprall das Gesicht, seine Rippen brannten vor Schmerz. Er hörte nicht, was Tischenko ihm zuletzt noch nachrief.
    »Das spielt keine Rolle mehr. Niemand kann uns jetzt noch aufhalten. Es hat praktisch schon angefangen.«
     
    Abdullahs Männer pumpten Diesel aus einem Tankwagen in einen alten Pick-up.
    Fauvre hatte Abdullah dazu gebracht, seine Kontakte anzuzapfen und für Max ein Flugticket von Marokko in die Schweiz zu besorgen. An den französischen Flughäfen stand Max möglicherweise schon auf der Fahndungsliste.
    Abdullahs Landrover war unweit der Küste aufgefunden worden. Sophie hatte das Tragflügelboot nach Spanien genommen und war von dort mit einem Schnellzug durch Europa weitergefahren. Sie hatte zwölf Stunden Vorsprung, aber Max konnte vor ihr dort sein. Und was dann? Fauvre hatte ihm einen mit Geld gefüllten Briefumschlag in die Hand

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