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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Bruchteil einer Sekunde, die ihm für seine Entscheidung blieb, sah er zu seiner Linken eine Tür. Das BETRETEN-VERBOTEN-Schild galt für den Rest der Welt, aber nicht für Max Gordon. Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Stäbe, auf denen PUSH stand, und stolperte in den dahinterliegenden Korridor. Auf halber Höhe verliefen an den Wänden rote, blaue und grüne Streifen wie auf der Streckennetzkarte der Londoner U-Bahn. Wenn er dort wäre, wüsste er genau, in welche Richtung er rennen musste. Hinter ihm wurde die Tür aufgestoßen.
    »Max Gordon! Bleib stehen!«
    Max rannte weiter, für einen Moment fassungslos, dass der Mann seinen Namen kannte. Er rannte weiter in den Korridor hinein, bog nach links, sah eine weitere Tür, rot angestrichen, und eine weitere Aufschrift – Vorsicht, Hochspannung! Jetzt hatte er nur noch zwei Möglichkeiten: die blaue Linie nach links, die grüne Linie nach rechts.
    Er rannte nach links, sah die Treppe, wusste, er hatte die richtige Wahl getroffen, und sprang die ersten vier Stufen hinauf.
    Eine Doppeltür, nur Ausgang, kein Eingang. Frische Luft wehte ihm ins Gesicht. Ein herrlicher Tag. Die kalte Luft versetzte ihm einen Energieschub.
    Während Max an dem Gebäude entlangspurtete, sah er, dass das Areal von einem Sicherheitszaun umgeben war – den Eingang bildete eine bemannte Schranke, vierhundert Meter von ihm entfernt. Wenn er aus diesem umzäunten Gebiet nicht rauskam, war von dem Mann, der ihn verfolgte, nur eines zu erwarten.
    Max kam an den Zaun, der oben komplett mit NATO-Draht gesichert war. Unmöglich, da drüberzuklettern. Er machte kehrt, presste sich mit dem Rücken an die Maschen, benutzte den Zaun als Sprungbrett, von dem er sich wieder abstoßen konnte. Aber da stand sein Verfolger plötzlich unmittelbar vor ihm. Dass der ihn so schnell eingeholt hatte! Er sah voraus, dass Max sich ducken und nach rechts ausweichen wollte, schlang ihm einen Arm um den Hals und nahm ihn in den Schwitzkasten. Offenbar wollte er ihn aber nicht erwürgen, sondern bloß festhalten; er ließ Max zappeln und strampeln und sich an der Umklammerung abarbeiten. Der Mann zuckte mit keiner Wimper, als Max ihm mit aller Kraft ans Schienbein trat. Max zappelte wie ein wildes Tier im Netz, und je heftiger er sich wehrte, desto schneller erlahmten seine Kräfte.
    Er wollte nicht sterben! Schon gar nicht kampflos. Er sackte absichtlich zusammen, ließ sich fallen. Dass die zappelnde Masse plötzlich erschlaffte, darauf wäre der Mann nicht gefasst. Und dann würde Max sich auf der Erde zur Seite rollen.
    Es klappte nicht.
    Der Mann beugte ein Knie, fing ihn ab und verdrehte ihm so den Arm, dass Max’ Körper zur Seite gedrückt wurde. Er presste Max sein Knie ins Kreuz und hielt ihn mit eisernem Griff fest. Das Gesicht auf dem Boden, den Arm auf dem Rücken, die Wange in den Teer gedrückt. Das war das Ende. Dieser Gorilla würde ihm den Hals brechen. Dad! Hilf mir! Max wurdeschwarz vor Augen, die Luft wurde ihm aus der Lunge gepresst. Und trotzdem versuchte er weiter zu treten und sich herauszuwinden. Ein sinnloser Versuch, das Unausweichliche abzuwenden. Das Sonnenlicht blendete ihn, das Blut hämmerte ihm in den Ohren. Er erinnerte sich an die Wärme Aladfars, roch den Moschus des Bärenfells, hörte den Schrei des Adlers in seinem Gedächtnis widerhallen. Aber ihm wuchs keine Stärke zu. Nichts Animalisches verlieh ihm Kraft.
     
    Sayid zitterte. Die Männer machten eine Leibesvisitation, rissen seinen Rucksack auf, zerfetzten ihn auf der Suche nach Hinweisen auf Zabalas Codes. Sie fanden nichts. Sie ließen ihn seine Sachen wieder anziehen, aber Sayid zitterte nicht nur vor Kälte und Angst – sein Körper brauchte Nahrung und Flüssigkeit. Sein pochender Fuß tat ihm weh, der Schmerz zermürbte ihn und raubte ihm das letzte bisschen Durchhaltevermögen, das er noch besaß. Wenn er wenigstens ein paar Stunden schlafen könnte! Dann ginge es ihm wieder gut, dann wäre er im Kopf wieder frisch und würde sich überlegen, wie er Max die Nachricht zukommen ließ. Die Gangster warteten ja auf Max, und er konnte nichts machen, um ihn zu warnen.
    Tischenko wusste, dass Sayid keine Informationen besaß, sondern nur dazu taugte, Max anzulocken. Sein Killer hatte die kleine Marokkanerin informiert. Sie würde Max Gordon nach Genf locken, denn niemand ließ seine Freunde in tödlicher Gefahr im Stich. Nicht, dass es darauf ankam. In ein paar Stunden würden sie sowieso alle

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