Der Code des Luzifer
längst viel kälter.
In seiner Lunge befand sich noch ein letzter Atemzug.
Sein letzter Gedanke, bevor die wirbelnden Sterne zu schwarzer Materie und Nichts zerfielen, war die Frage, wie er Max die entschlüsselte Botschaft überbringen konnte.
Max saß angeschnallt auf dem Vordersitz des schwarzen Audi. Keine zehn Minuten zuvor hatte der große, kräftige Mann am Steuer ihn noch zu Tode geängstigt, aber jetzt war er ungeheuer erleichtert. Der Mann hieß Corentin, und er und sein Partner Thierry wurden, seit Sophie Fauvre von ihrem Vater weggelaufen war, um Zabala zu suchen, dafür bezahlt, sie zu beschatten. Und dafür zu sorgen, dass sie nicht in Schwierigkeiten geriet. Zu Beginn wussten die beiden nicht, was Max mit der ganzen Sache zu tun hatte, doch als sie Sophie in Oloron aus den Augen verloren, verfolgten sie Max’ Spur bis ins Krankenhaus.Max Gordon finden hieß, Sophie Fauvre finden, aber Max war ihnen entwischt. Sie hatten geglaubt, sie könnten Sophie so viel Angst einjagen, dass sie nach Hause fuhr, als sie sie in Biarritz aufspürten und es so einrichteten, dass Sophie sie auch bemerkte. Sie waren ihr zu dem alten Château nachgefahren, hatten die Spur von Max und Sophie bis zum Bahnhof verfolgt und sie in den Zug einsteigen sehen. Corentins Auftrag war damit erledigt. Fauvre war ein guter Freund – noch aus ihrer gemeinsamen Zeit in Paris. Als Sophie von Marokko nach Genf gefahren war, hatte er wieder bei ihm angerufen und Corentin gebeten, dafür zu sorgen, dass seiner Tochter und Max nichts passierte.
Während der Ex-Legionär den Wagen durchs Verkehrsgewühl steuerte, lauschte er seinem Handy in der Halterung am Armaturenbrett. Thierrys Stimme erstattete laufend Bericht.
»Ich sehe sie. Sie geht über die Brücke in Richtung Park.«
»Sie darf dich auf keinen Fall bemerken. Sonst erschrickt sie und wir haben sie verloren«, erwiderte Corentin, trat das Gaspedal durch und raste an langsamer fahrenden Wagen vorbei.
»Halt den Mund und mach du deine Arbeit«, schoss Thierry zurück. »Wie nah bist du?«
Corentin streckte den Kopf vor und prüfte ihre Position. Sein Blick flog ständig zwischen Innenspiegel und Seitenspiegel hin und her, suchte eine Lücke im Verkehr, die er ausnutzen konnte.
»Zwei Minuten.«
»Da ist noch eine. Sie hat ein anderes Mädchen gesehen, zu dem geht sie jetzt hin. Ist langsamer geworden. Irgendwas ist da faul …«
»Verdammt!«, fluchte Corentin, als ein Oberleitungsbus ihm den Weg versperrte. Er schob Max mit einer Hand einen Stadtplanzu, riss mit der anderen das Steuer herum. »Kannst du Karten lesen? Such uns einen Weg zum Parc la Grange!« Corentin wartete die Antwort nicht ab. »Wir sind auf der Rue du Roveray.«
Max’ Augen flogen über den Stadtplan, seine Gedanken drehten sich noch schneller als der Motor. Wer war das Mädchen, mit dem sich Sophie traf?
Er fuhr mit dem Finger die Strecke auf der Karte ab, während der große Wagen durch den Verkehr rollte. »Rue de Montchoisy links abbiegen!«, sagte er.
»Nein! Da ist ein Stau! Die Nächste, Junge, mach schon!«
Max geriet unter Druck, blieb aber konzentriert. Er war jetzt der Steuermann und Corentin musste seinen Anweisungen folgen. »Die Erste links in die Rue de Nant. Ist eine Einbahnstraße – in der richtigen Richtung.«
Corentin fuhr schnell und gekonnt, wich geschickt aus, immer hin und her. Hupen gellten. Bremsen quietschten.
»Ich seh’s schon!«, sagte er an Max gewandt.
Thierrys Stimme, aufgeregt, fordernd: »Näher kann ich nicht ran, Corentin. Oder soll ich? Sag schon!« »Sind gleich da …« Noch einmal wurde der Motor hochgejagt.
»Ich muss sie jetzt holen. Die zwei streiten sich. Sie hat eine Kette oder so was. Es gibt Ärger! Motorradfahrer!«
»Gib ihnen den Anhänger!«, rief Max. »Der ist nichts wert!« Doch er wusste, sein Geschrei war nutzlos. »Links rein, fünfzig Meter, dann rechts!«, sagte er zu Corentin.
»Verdammt, Junge! Kannst du das nicht früher sagen!« Mit schmorenden Reifen lenkte Corentin den großen Wagen über die Kreuzung. »Ich sehe den Park!«, schrie er ins Telefon. »Dreihundert Meter! Hundertfünfzig! Thierry, wo steckst du? «
Thierrys keuchender Atem drang aus dem Handy. »AmPicknick-Platz …« Es knisterte in der Leitung, dann kamen die letzten Worte wieder verständlich durch. »… Schlägerei … Sieh zu, dass du herkommst!«
Max klammerte sich ans Armaturenbrett.
Corentins Augen, dunkel und drohend, waren auf den Parkeingang
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