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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Sophie in Marrakesch den Mann niedergerungen hatte, bekam plötzlich eine ganz neue Bedeutung für ihn.
    Der Alte zuckte schon wieder mit den Achseln. Ob der Junge es jetzt endlich kapiert hatte?
    »Der Überfall gestern Nacht war wegen Sophies Mutter?«, fragte Max verunsichert.
    »Nein! Damit hat das nichts zu tun! Du hörst mir nicht zu.«
    Max seufzte. Er hatte geglaubt, er hätte ganz genau aufgepasst. »Entschuldigung, Abdullah, was genau versuchen Sie mir zu sagen?«
    Der Pick-up polterte über eine Furche, dass Max alle Knochen im Leib spürte. Abdullah ließ die Gänge krachen, fand eine leichtere Spur und lenkte den Wagen heraus.
    »Sie ist eine Tuareg. Sie hat sich einen Mann genommen, der nicht verkrüppelt ist.«
    »Das ist grausam«, sagte Max, der gut nachvollziehen konnte, wie lieblos es war, so verlassen zu werden.
    »Es war ihre Entscheidung. Nichts zu machen. Laurent istFranzose, danach war sein Stolz genauso gebrochen wie sein Rücken. Sophie konnte es auch nicht akzeptieren. Laurent hat versucht, dem Mädchen alle Liebe zu geben, die er noch hatte, aber sie ist eben auch anders. Seine Tochter hat auch Tuareg-Blut in den Adern, oder was meinst du?«
    »Glaub schon, doch. Ja.«
    »Hast du jetzt verstanden?«
    »Ähm … nein, eigentlich nicht.« Max lächelte hilflos. Worauf wollte Abdullah nur hinaus?
    Abdullah schüttelte den Kopf. Der Junge kapierte es einfach nicht. »Sophie will für dich kämpfen. Sie hat sich für dich entschieden.«
     
    Laurent Fauvre dachte an seine Tochter, als er Max und Abdullah wegfahren sah. Geheimnisse wurden enthüllt, und womöglich schon bald würden Furcht einflößende Kräfte entfesselt. Glaubte er selber an Zabalas Vorhersagen? Er war sich nicht sicher. Aber seine Tochter war ein Teil dieses Wahnsinns. Und Max Gordon? Wie viel bedeutete ihm dieser Junge?
    Die Telefonnummer, die er jetzt wählte, wusste er auswendig. Der Mann ging ran.
    »Oui?«
    »Wo bist du?«, fragte Fauvre.
    »Marseilles.«
    »Fahr nach Genf. Meine Tochter kommt in ein paar Stunden dort an, am Bahnhof. Max Gordon ist auch unterwegs, mit dem Flugzeug.«
    »Wir fahren sofort los«, sagte Corentin.

24
    D ie Vans gelangten in ein großes unterirdisches Areal. Es glich einer weitläufigen Industrieanlage. In den tiefen Tunneln, die von der gewaltigen, aus dem Berg herausgearbeiteten Höhle wegführten, sah Sayid jede Menge Maschinen – schwere Erdräumungsgeräte, Tunnelbohrmaschinen, Bagger. Das sah nach viel Arbeit aus.
    Die Gangster drängten und zerrten ihn zu einem Aufzug. Ein bewaffneter Wachmann ohne Abzeichen an seiner Uniform sah sie näher kommen. Er nickte Sayids Entführern zu und drückte einen Knopf. Türen fuhren zischend auf und Sayid wurde in einen durchsichtigen Lift geschoben. Er kam sich vor wie im Innern eines Diamanten: die Ränder kunstvoll geschliffen, sodass das weiße Licht der Halogenlampen Farben durch den Raum versprühte, wie man es von Strahlenbrechungen in Prismen kennt. Sie fuhren schnell nach oben. Licht flackerte, fing sich an dem nackten Felsen, den man durch den Kristall hindurch sah, und die Steinflächen warfen die Farben zurück. Es war, als schaute man in einen Nachthimmel, an dem ein elektromagnetischer Sturm kosmischen Staub herumwirbelte.
    Sayid war abgelenkt genug, um für einen Augenblick seine Angst zu vergessen. Der Lift verlangsamte seine Fahrt und kam mit leise schnurrendem Motor zum Stehen. Erst als die Türen aufgingen, begriff Sayid, wie hoch innerhalb des Berges er sich befand.
    Die Gangster schoben ihn unsanft hinaus. Vor sich erblickte er ein riesiges Fenster. Wolken zogen daran vorüber. Er befand sich offenbar in einigen Tausend Metern Höhe. Die Luft war kühl. Der glatte, glänzende, felsige Boden schimmerte. Modern. Funktional. Kalt.
    »Ich hoffe, du bist beeindruckt«, sagte eine Stimme am anderen Ende des Raumes.
    Der Mann kam näher, und Sayid musste in dem grellen Gipfellicht blinzeln, um sein Gesicht auszumachen. Als er ihn deutlicher sah, erschauerte er.
    »Und hast Angst, verstehe. Das solltest du auch«, sagte Fedir Tischenko.
     
    Auf dem Flug nach Genf musste Max dauernd an Abdullahs Worte denken. Wie hatte er das bloß gemeint? Sophie hatte sich für ihn entschieden? Und würde für ihn kämpfen? Sie hatte ihm den Anhänger weggenommen. Das war Diebstahl und Betrug. Für wen tat sie das? Nein, das ergab keinen Sinn. Nur eins stand fest – die Uhr tickte, und sie ging schneller als sonst. Noch vierundzwanzig Stunden, und

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