Der Code des Luzifer
Hai wartete still und reglos auf dem Fahrersitz eines Allradwagens unter den Bäumen. Von dort beobachtete er, wie die Männer in den Lederjacken gegen seine Leute kämpften und sie außer Gefecht setzten, und er sah immer noch zu, alsMax ins Getümmel gerannt kam. Tischenko hatte ihm gesagt, dass nur die kleine Fauvre und Max kommen würden. Die zwei Lederjacken da waren aber Profis. Wo die herkamen, war ihm ein Rätsel.
Peaches hatte ihren Zweikampf gewonnen und kam auf ihn zu. Der Hai hatte die Anweisung, Peaches, den Anhänger und Max in die Berge zu bringen. Aber die Lage hatte sich geändert. Max und Sophie waren plötzlich in der Überzahl, die zwei mit den Lederjacken hatten den Spieß umgedreht. Jetzt waren andere Dinge wichtiger. Der Hai konnte sich nicht auf den jungen Engländer stürzen. Nicht, dass er ihn nicht hätte besiegen können, das schon, aber er und Peaches waren in der Minderheit. Und den Anhänger wollte Tischenko mehr als alles andere. Wenn er den lieferte, konnte sich der Hai eine Belohnung aussuchen.
Der Hai wusste, die Ungarin war eine eiskalte Killerin, und er wusste auch, dass sie sich an seiner Stelle die Gelegenheit, die sich ihm jetzt bot, nicht entgehen lassen würde.
Der Motor lief im Leerlauf. Die Ungarin kam direkt auf die kleine Erhebung zugerannt, auf der er parkte. Er stand verdeckt genug zwischen den Bäumen, um nicht gesehen zu werden. Sie lief schnell, aber Max war keine dreißig Meter mehr hinter ihr. Er würde sie kriegen.
Der Hai gab ein Signal mit der Lichthupe. Hierher! Sie sprintete noch einmal schneller, gewann ein bisschen Vorsprung und erklomm den Hügel.
In dem Moment trat der Hai das Gaspedal durch, der Zweitonner schoss mit einem Satz zwischen den Bäumen hervor. Potÿncza Józsa, die stets lächelnde Peaches, die schicke, von allen jungen Männern angehimmelte Skifahrerin, die außerdem eine herzlose Killerin war, rannte frontal in das Auto hinein.Das Letzte, was sie sah, bevor das Licht ihrer Augen erlosch, war ein hässlich lächelnder Mund voller spitzer Zähne.
Der Hai trat auf die Bremse und rutschte fünf Meter – direkt auf Max zu, der einen Sprung zur Seite machte. Er geriet ins Stolpern und rollte den Abhang hinunter. Als er wieder auf den Beinen war, hatte der Hai der toten Peaches den Anhänger aus der Hand genommen, war wieder ins Auto gesprungen und jagte über die Wiese davon, dass das Gras nur so hinter den Reifen aufspritzte.
Max rannte zwischen den Bäumen hindurch und erhaschte einen letzten Blick auf den Wagen, der, langsamer werdend, in einer Senke verschwand und dann auf die Hauptstraße Richtung Osten einbog. Osten! Warum Osten? Das war die falsche Richtung! Was, wenn es im CERN ein Problem gab? Das Kernforschungszentrum lag doch im Westen! Dann war der Wagen endgültig verschwunden.
Einige Augenblicke später legte Max seine zitternde Hand unter Peaches’ Hals. Sie sah aus, als schliefe sie. Doch sie hatte keinen Puls. Widerstreitende Gefühle stiegen in Max hoch und verwirrten ihn. Hatte er Angst, das Mädchen zu berühren, das er einmal für seine Freundin gehalten hatte und das jetzt tot war – oder fürchtete er sich, eine Killerin anzufassen?
Corentin sah sich Sophies Verletzungen an. Sie kam immer wieder für einen Augenblick zu sich. Thierry fesselte die Motorradfahrer und ließ sie mit dem Gesicht nach unten liegen, die Handgelenke an den Knöcheln festgezurrt.
»Die Polizei wird jeden Moment da sein«, sagte Corentin. »Wir bringen sie ins Krankenhaus.«
Max nickte. »Wie schwer ist sie verletzt?«
»Kann ich nicht sagen. Sie hat eine Kopfwunde und mit ihremBein ist auch was nicht in Ordnung. Sie hat Blut im Ohr, wie du siehst. Ich glaube, sie hat einen Schädelbruch. Wir müssen beim Transport vorsichtig sein.«
Corentin wandte sich ab und gab Thierry durch einen Pfiff ein Zeichen, zu ihm zu kommen.
Max schob ihr die Haare aus dem Gesicht.
»Sophie, was ist los? Ich verstehe das nicht.«
Sie schlug die Augen auf, blinzelte ein paarmal und versuchte zu lächeln. »Max? Ich dachte, ich hätte geträumt. Ich wusste, dass du es bist. Entschuldige.«
»Warum hast du mir den Anhänger weggenommen? Du hättest mir doch alles sagen können.«
Sophie war schwach. Ihre Stimme klang brüchig. »Du warst krank. Du hattest kein Vertrauen zu mir.«
Was sie sagte, tat zwar weh, stimmte aber.
Der Audi kam über die Wiese auf sie zugefahren. Sophie versuchte etwas aus der Jackentasche zu ziehen.
»Max, er ist in den
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