Der Code des Luzifer
Zwölfhundert herum mit Astrologie beschäftigt und …«
Max unterbrach ihn. »Sayid, wir haben jetzt keine Zeit für Geschichtsunterricht. Erklär mir einfach, was ein magisches Quadrat ist, okay? Oder wenigstens dieses hier. Mars ist gleich fünfundsechzig – das hat was zu bedeuten. Zabala hätte sich nicht so viel Mühe gemacht, etwas zu verstecken, wenn es eine ganz banale Sache wäre.«
»Ich weiß nicht, was diese Zahlen bedeuten. Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Aber das mit der Zahl Fünfundsechzig ist immerhin ein Anfang«, sagte Sayid, klang aber nicht sehr überzeugt.
»Das denke ich auch«, sagte Max, »nur wissen wir nicht, in welcher Richtung wir zu suchen haben. Noch nicht. Ich finde, wir sollten jetzt von hier verschwinden und das Ganze bei der Komtess genauer untersuchen.«
Sayid nickte. Er versuchte immer noch, das Durcheinander in seinem Kopf zu sortieren. »Ich werde weiter darüber nachdenken«, sagte er und faltete das Blatt vorsichtig zusammen.
»Tu das. Mit Zahlen hast du’s ja. Aber bevor wir gehen, müssen wir noch das Observatorium überprüfen. Wir kommen bestimmt nicht mehr so bald hierher zurück«, sagte Max, schob die Zeichnung mit dem Kreis in seine Hosentasche und stellte die Mappe ins Regal zurück.
Sayid räumte den Tisch ab, während Max das Farbband wieder in die Schreibmaschine einlegte.
Das Observatorium lag auf derselben Etage, und als sie dort ankamen, wies in der Bibliothek nichts mehr darauf hin, dass dort jemand etwas gesucht haben könnte.
Das Observatorium war ein schlichter, vollkommen schmuckloser Raum. Durch eins der beiden Fenster fiel ein helles Rechteck aus Mondlicht auf den dunklen Holzboden. Offenbar diente der Raum ausschließlich zum Arbeiten, hier wurde geforscht, hier wurde ausgewertet, was man in der Bibliothek zusammengetragen hatte. Ein gotischer Bogen teilte den Raum in der Mitte, links und rechts davon befanden sich alte Bücherschränke mit grauen Aktenordnern. In einer Nische unter dem Bogen stand ein altmodisches Teleskop, das fest auf eine Art Speichenrad montiert war und in einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad nach oben zeigte. Unter dem Apparat war ein kleiner Holzsitz auf einer Gleitschiene am Boden befestigt.
»Halte dich von den Fenstern fern, Sayid. Falls draußen doch noch jemand ist.«
Max strich über das Gehäuse des Teleskops. In dem Gewölbe darüber waren Fenster, die sich zur Beobachtung des Himmels aufschieben ließen.
»Hier legt man sich drauf«, erklärte Sayid und zeigte auf den Holzsitz, »dann schiebt man sich unter das Teleskop und beobachtet, wie die Sterne über den Meridian wandern.«
»Woher weißt du das?«
Sayid lächelte und zeigte auf ein kaum sichtbares Schildchen in dem Bogen. »Weil es da steht. Ich versuch’s gleich mal.« Und schon ließ er sich nieder.
»Sayid, wir haben keine Zeit.«
»Ach was! Komm schon, Max, mit Sternen kennst du dich doch aus. Sehen wir’s uns mal an. Der Himmel ist wolkenlos. Mach mal die Fenster da oben auf.«
Sayid hatte sich bereits unter das Okular des Teleskops geschoben. Max rüttelte an den Stäben, mit den sich die oberen Fenster öffnen ließen. »Der Mond ist zu hell, Sayid. Da sieht man nicht viel.«
»Hör auf zu meckern, Max. Tu’s einfach.«
Endlich bekam Max die alten Klappfenster auf. Seine Befürchtung, die ganze Konstruktion könnte über ihnen zusammenbrechen, traf zum Glück nicht ein.
»Sehr gut«, sagte Sayid grinsend und machte sich daran, das Okular scharf zu stellen.
Max sah sich um. Was gab es hier noch? Hatten sie jetzt alles gefunden? Er wollte sich unbedingt mit den Zeichnungen in seiner Hosentasche beschäftigen. Und um das ungestört tun zu können, mussten sie sich an einen sicheren Ort zurückziehen.
Allmählich wurde er ärgerlich. »Sayid, lass gut sein! Komm, wir müssen hier raus.«
Sayids Auge schien an dem Teleskop zu kleben; er ruckte einwenig vor und zurück, bis er es sich bequem gemacht hatte, und hob einen Arm, um Max zum Schweigen zu bringen. Etwas Helles huschte über eine Wand. Max’ Herz machte einen Satz. Da war etwas aufgeschimmert. In diesem alten Schloss hausten Ungeheuer. Die Wasserspeier krochen von den Dächern hinab, kratzten mit ihren Krallen hungrig an den Mauern. Oder hatte ihm seine Fantasie einen Streich gespielt? Der Wind, der jetzt vom Meer her kam, verfing sich in den Zinnen. Die Wasserspeier lechzten brüllend nach Beute.
Sayid blickte auf. Das Jaulen und Heulen hatte ihn erschreckt.
»Das
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