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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Morrell hatte keine Chance, als sie ihn holen kamen.
    Als es dunkel wurde und der Mond am Horizont erschien, saß er mit einem Becher Kaffee vor einem kleinen Feuer am Strand. Das salzverkrustete Holz brannte mit hellblauer Flamme, die Glut erhitzte die Steine um das Feuer. Fast widerstrebend, mit leisem Zischen, rollte die Brandung über den Sand. Es war eine kalte Nacht. Er und Peaches hatten draußen bei den Felsen einige gute Wellen erwischt, aber dann hatte der Wind zugenommen und Wolken herangetrieben. Ihr Rennboot, mit dem sie einen Kilometer vor der Küste ankerten, hatte sacht zu schaukeln angefangen. Fischer holten ihre Netze ein. Alles sehr malerisch. Bobby war zufrieden. Er genoss die Einsamkeit des Surfers – auf dem Snowboard einen Berg hinunter- oder auf dem Surfbrett an einer sich überschlagenden Woge entlangsausen –, nur er und sein Brett. Noch ein paar Wochen, dann musste er wieder zur Schule. Dann aufs College. Und dann? Er wusste es noch nicht. Eigentlich wollte er nur allein mit den Elementen sein. Vielleicht würde er Wirtschaft studieren und im Internet eine Sportartikelfirma aufbauen. Nach fünf Jahren konnte die dann jemand anders übernehmen. Und er würde nur noch den größten Wellen und den höchsten Bergen nachjagen.
    Überall auf der Welt warteten unzählige Wellen auf ihn und sein Brett, und überall gab es schneebedeckte Hänge, die ernoch nicht bezwungen hatte. Das Leben sollte nicht so kompliziert sein. Bobby war ein Teil der großen freien Natur, mit ihr fühlte er sich verbunden. Es war wie eine Symbiose – eine wechselseitige Abhängigkeit. Die Berge und das Meer brauchten ihn, und er brauchte sie.
    Schule hingegen war nicht symbiotisch.
    Das gefiel ihm an Max Gordon. Der hatte es auch mit der Natur. Max war cool. Er hatte sich einer Herausforderung gestellt. Eines Tages würde er ihn nach Hawaii mitnehmen und ihm auf Oahu mal richtige Wellen zeigen. Da würde er staunen. In Alaska sorgten Winterstürme für riesige Wogen, die Tausende Kilometer zurücklegten, bis sie sich an der Nordküste von Oahu brachen. Richtige Monster. Knochenbrecher. Eine echte Mutprobe für den Jungen. Diese Wellen kamen auf einen zugerast wie ein Schnellzug, zwanzig Meter hoch. Manchmal noch höher.
    Das würde Max gefallen.
    Er sah über die Bucht hinaus. Peaches hatte noch ein paar Wellen ausgenutzt, aber jetzt musste sie bald kommen. Er würde das Feuer anlassen. Bestimmt war ihr kalt.
    Mondlicht schimmerte auf dem flachen Wasser der Bucht, aus der Ferne drang ein dumpfes Brummen – Geländefahrzeuge. Drei oder vier, die da durch die Nacht rumorten.
    Nervös, weil er fürchtete, Max’ Anruf verpasst zu haben, kontrollierte er sein Handy. Nichts. Dann schob sich plötzlich jemand durch die Büsche.
    Bobby erhob sich, packte ein Stück Treibholz, um sich notfalls verteidigen zu können, und trat der Gestalt entgegen, die jetzt im Lichtkreis des Lagerfeuers stand.
    Der Kerl wandte sein hässliches Gesicht dem Mond zu und schnüffelte, als wollte er Witterung aufnehmen. In seinembreiten Mund waren spitze Zähne zu sehen. Speichel troff ihm von der Zunge und über sein kaum vorhandenes Kinn.
    »Du musst Bobby sein«, sagte der Hai.
     
    Max zog Bücher und Akten aus den Regalen. Irgendwo musste doch ein Hinweis zu finden sein. Sayid half ihm. Aber bis jetzt war ihre Ausbeute kaum der Rede wert, nur ein paar Karten, ein Grundriss des Châteaus und einige Jahrbücher von Forschungseinrichtungen. Max war auf die Galerie gestiegen, um die oberen Regale abzusuchen; der baskische Text an den Dachbalken interessierte ihn nicht. Die Worte waren ein Vermächtnis von Antoine d’Abbadie und ermutigten die Leser in seiner Bibliothek, durch fleißige Arbeit Weisheit zu erlangen. Es spielte keine Rolle. Max verstand sowieso kein Wort davon.
    Seine Augen wurden müde. Zu lange versuchte er bei dem schlechten Licht die fremdsprachigen Buchtitel zu entziffern, und einen steifen Hals hatte er auch schon. Er schaute hin, nahm aber nichts mehr wahr. Seine Konzentration ließ nach.
    Und dann fiel ihm plötzlich doch etwas ins Auge. Er trat zwei Schritte zurück. In die Kante eines Regalbretts waren Worte geritzt. Schwach, kaum sichtbar und so klein, dass man sie nur durch Zufall entdecken konnte. Es sei denn, man suchte gezielt danach.
    Er brauchte Kreide, um die Buchstaben deutlicher hervorzuheben. Aber hier gab es keine Kreide. Was ging noch? Max sah zu Sayid hinunter, der am Tisch über einem Wälzer brütete. Und

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