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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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zwanzig Meter breit –, die das riesige, in den Stein gehauene Rechteck ausfüllte. Die Berghöhle war ein Meisterwerk der Ingenieurkunst. In jahrelanger Arbeit hatten Tunnelbohrmaschinen gewaltige Höhlen geschaffen, größer als Straßentunnel, so geräumig, dass fünfzig Meter hohe technische Anlagen darin Platz fanden, so ausgedehnt, dass kilometerlange Kabel in den unterirdischen Labyrinthen verlegt werden mussten. Hier, in seinen Privaträumen, blickte er aus dreitausend Metern Höhe auf zerklüftete Täler und mächtige Gletscher hinab. In den winzigen Flugzeugen, die zweitausend Meter unterhalbseines Domizils dahinflogen, ahnte niemand, dass Tischenko wie ein Berggott über ihnen thronte.
    Senkrechte Spalten im Innern des Bergs, die noch aus der Eiszeit stammten, waren zu luftdichten Schächten ausgebaut worden. Die gläsernen Aufzüge, die dort auf- und abfuhren, bewegten sich in einem vollkommenen Vakuum auf Luftpolstern – Technik des Weltraumzeitalters, die sich nicht einmal die reichsten und innovativsten Unternehmen leisten konnten. Es waren die schnellsten Aufzüge der Welt, sie brachten ihn schneller in seine Unterwelt aus Eis und Fels hinab, als wenn er von da oben einfach so in die Tiefe springen würde.
    In einem dieser Aufzüge war der Mann unterwegs, den Tischenko zu sich bestellt hatte. Angelo Farentino war nervös, aber das wusste er gut zu verbergen. Auch er lebte in einer Art Festung, einer Festung aus Falschheit und Lügen. Ihn schützten dicke Mauern aus gezielten Falschinformationen vor denen, die ihn nur zu gern hinter Gittern sehen würden für den gewaltigen Verrat, den er an Umweltgruppen überall auf der Welt begangen hatte. Aber Tischenko wusste, wo er zu finden war.
    Farentino war einmal Tom Gordons bester Freund gewesen. Er hatte Artikel über ökologische Gefahrenzonen veröffentlicht, geschrieben von Wissenschaftlern, Abenteurern und Forschern wie Max’ Vater. Nach und nach aber hatte Farentino sich auf ein perfides, heimtückisches Spiel eingelassen. Er wandte sich finanzstarken Unternehmen zu, denen daran gelegen war, die durch ihre Projekte verursachten Umweltschäden zu vertuschen.
    Die Aufzugtür glitt auf und Farentino, sportlich, aber teuer gekleidet, trat in den Raum. Man hatte ihn herbeordert, und dem Ruf dieses grotesken Menschen nicht zu folgen, wäre mitSicherheit ziemlich ungesund. Tischenko zu grüßen, war nicht erforderlich. Hier war nicht Höflichkeit, sondern Gehorsam gefragt.
    »Gutes Timing, Angelo.«
    Per Knopfdruck fuhr Tischenko eine Projektionsfläche von der Größe einer kleinen Kinoleinwand hoch. Dort lief eine Aufnahme, die Sayids Entführer geschickt hatten. Max Gordons Freund war am Flughafen abgefangen worden, und die Angst, die seine Männer dem Jungen einjagten, brachte ihnen die Information, die sie brauchten.
    Angelo Farentino krampfte sich der Magen zusammen, als sei er in den Liftschacht gestürzt. Vorsichtig tupfte er sich mit seinem Taschentuch den Schweiß von der Oberlippe, als das Kreischen des Winkelschleifers die Schreie des Jungen auf der Werkbank übertönte.
    Es waren entsetzliche Angstschreie – und der Verrat an Max Gordon.
     
    Im Flugzeug gönnte sich Max ein wenig Schlaf. Wer wusste schon, was ihn in Marokko erwartete? Er musste jede kleine Verschnaufpause nutzen. Auch mit einem zwanzigminütigen Nickerchen konnte er neue Kräfte tanken. Soldaten schliefen auch bei jeder Gelegenheit, und wenn es nur ein paar Minuten waren.
    Du darfst nicht aufgeben. Aber jetzt ruh dich erst einmal aus. Denk an die Gefahren, die dir drohen.
    Warum machte er das eigentlich alles? Jemand war auf schreckliche Weise ums Leben gekommen und hatte ihm den Auftrag gegeben, ein Geheimnis zu lüften und den Mörder zu finden – deswegen machte er das. Kapitulieren kam gar nicht in die Frage. Manchmal dachte er daran, alles hinzuwerfen, aberetwas in seinem Blut ließ das nicht zu. Und dieses Etwas war mit keiner chemischen Analyse nachweisbar, auch nicht mit den modernsten Methoden der Wissenschaft. Es war weit mehr als seine Gene – es war er selbst. Im Übrigen analysierte Max nicht gern. Wer zu viel über sich nachdenkt, verzettelt sich allzu leicht und kommt nicht mehr weiter. Nimm alles, wie es kommt. Tu, was du zu tun hast; zum Nachdenken ist hinterher immer noch Zeit.
    Der Flug geriet zu einer Folge wirrer Träume und Gedanken. In seinem Kopf herrschte ein wirbelndes Chaos, und ein paarmal wachte er stöhnend auf und rang nach Luft. So schlief

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