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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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ten steinernen Bestattungsplattform.
    Hauser trat vor, hob einen goldenen Ring auf und schüttelte den noch vorhandenen Fingerknochen ab, an dem er befestigt war. Das prächtige Stück war mit einem Jagua r kopf aus Jade verziert. Er schob den Ring in die Tasche und klaubte die anderen Gegenstände auseinander, die an dem Körper vorhanden waren. Er steckte die kleineren Gold- und Jadestücke ein und machte dann gemächlich eine Ru n de durch die Grabkammer.
    Der Schädel des Toten lag am anderen Ende der Plattform. Irgendwann im Laufe der Jahrhunderte hatte sein Kiefer sich gelöst und war teilweise abgefallen, sodass der Schädel nun irgendwie verblüfft wirkte, als könne er seinen Tod nicht ganz fassen. Das Fleisch war zum größten Teil weg, aber ein dicker Haarzopf lag lose auf dem Hinterkopf. Ha u ser griff nach dem Schädel und hob ihn auf. Der Kiefer klappte weg und hing nur noch an einigen ausgedörrten Knorpelfäden. Die Vorderzähne waren spitz zugefeilt.
    Ach, armer Yorick.
    Hauser ließ den Lichtstrahl über die Mauern schweifen. Stumpfe Fresken, von Kalk und Schimmel verhüllt, waren an die Wände gemalt. In einer Ecke lagen Töpfe voller Staub, irgendein Erdbeben hatte sie vor Jahrhunderten g e geneinander geschlagen und zerbrochen. Kleine Wurzeln hatten die Decke durchdrungen und baumelten in einem Gewirr in die tote Luft hinunter.
    Er wandte sich dem Teniente zu: »Ist dies das einzige Grab hier drin?«, fragte er.
    »Auf dieser Seite der Pyramide, ja. Wir müssen uns noch die andere ansehen. Wenn sie symmetrisch ist, gibt's da vermutlich noch eine wie die hier.«
    Hauser schüttelte den Kopf. Er würde Max in dieser Pyramide nirgendwo finden. Es war zu offensichtlich. Max hatte sich wie König Tutenchamun bestatten lassen, an einem Ort, den man nicht sofort als Grab erkannte. Genau so und nicht anders würde er vorgehen.
    »Lassen Sie die Männer antreten, Teniente. Ich möchte zu ihnen sprechen. Wir werden die Stadt von Osten nach W e sten durchkämmen.«
    »Jawohl, Sir.«
    Hauser stellte fest, dass er den Schädel noch immer in der Hand hielt. Er schenkte ihm einen letzten Blick, dann warf er ihn beiseite. Er schlug mit einem hohlen Geräusch auf den Boden und zerbrach, als sei er aus Gips. Der Unterki e fer rollte über den Boden und beschrieb ein paar verrückte Kurven, bevor er im Staub zur Ruhe kam.
    Eine brutale Durchsuchung der Stadt mit Dynamit. Einen Tempel nach dem anderen. Hauser schüttelte den Kopf. Er wünschte, sein Späher würde von den Broadbents zurüc k kehren. Es gab eine bessere Möglichkeit, die Sache durc h zuziehen. Eine viel bessere Methode.

51
     
    Vater lebt noch?«, rief Philip laut.
    »Ja.«
    »Heißt das, er ist noch nicht bestattet worden?«
    »Ich Geschichte beenden, bitte. Nachdem Vater bleiben in Tara ein Jahr, meine Mutter mich geboren. Doch Vater r e den über Weiße Stadt und gehen zu ihr. Viele Tage oder sogar Wochen. Häuptling sagt, ist verboten, aber Vater nicht auf ihn hören. Er suchen und graben nach Gold. Dann er finden Platz von Gräber, öffnen Grab von alte Tara-König und rauben aus. Schlechte Tara-Männer ihm helfen, er entwischen mit Schatz flussabwärts und verschwinden.«
    »Und er ließ deine Mutter mit einem Säugling allein z u rück«, sagte Philip ironisch. »Wie auch seine anderen Fra u en.«
    Borabay drehte sich um und schaute Philip an. »Ich erzählen Geschichte, Bruder. Du machen Gesicht zu.«
    Tom empfand plötzlich ein Dejá-vu-Gefühl. Mach das Gesicht zu war ein typischer Maxwellismus, ein Lieblingsausdruck seines Vaters. Nun kam er aus dem Mund dieses eigenartigen tätowierten, halbnackten Indianers mit den verlängerten Ohrläppchen. In seinem Kopf ging alles durcheinander. Er war praktisch ans Ende der Welt gega n gen - und worauf war er gestoßen? Auf einen Bruder.
    »Ich Vater nie mehr sehen - bis jetzt. Mutter sterben vor zwei Jahren. Dann vor kleine Weile Vater kommen zurück. Große Überraschung. Ich sehr freuen, ihn treffen. Er sagen, er sterben. Er sagen, ihm Leid tun. Er sagen, er bringen z u rück gestohlenen Schatz zu Tara-Volk. Dafür er wollen sein bestattet in Grabkammer von Tara-König zusammen mit Schatz von weiße Mann. Er sprechen mit Cah, Häuptling von Tara-Volk. Cah sagen yes, okay, wir dich bestatten in Grabkammer. Du kommen zurück mit Schatz; wir dich b e graben wie uralte König. So Vater gehen weg und später kommen zurück mit viele Kisten. Cah schicken Männer an Küste, um zu holen Schatz.«
    »Hat

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