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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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lassen. Wenn uns irgendetwas zustößt, schießt unsere Scharfschü t zin auf den Behälter. Dann geht Ihre kostbare Br ü cke in Flammen auf. Haben Sie verstanden?«
    Hauser nickte.
    »Ich hab Ihren Befehl noch nicht gehört, Hauser.«
    Hauser legte die Hände an den Mund: »Leute!«, schrie er auf Spanisch. »Lasst sie gehen! Tut ihnen nichts, wenn sie kommen! Ich lasse sie frei!«
    Schweigen.
    »Bestätigt den Befehl!«, rief Hauser.
    »Si, Señor«, kam die Antwort.
    Die Broadbents nahmen ihren Weg auf die andere Seite wieder auf.
     

81
     
    Hauser stand in der Mitte der Brücke. Sein Verstand hatte die Tatsache akzeptiert, dass die Scharfschützin - es hande l te sich zweifellos um die blonde Frau, die Tom Broadbent mitgebracht hatte - ihn im Fadenkreuz hatte. Eine unbrauc h bare alte Jag d flinte, hatte der Soldat gesagt. Ja, klar. Sie hatte ihm aus einer Entfernung von fast dreihundertfünfzig M e tern eine Kugel genau vor die Füße geknallt. Dass sie ihn jetzt im Zielfernrohr sah, war ein unerfreuliches, aber auch eigenartig aufregendes G e fühl. Es jagte Hauser Angst ein, aber es erregte ihn auch.
    Er musterte den an das Tau gebundenen Behälter. Er war knapp dreißig Meter von ihm entfernt. Die Scharfschützin feuerte aus einer Entfernung von über dreihundert Metern. Die Brücke schaukelte im Aufwind. Es würde nicht leicht sein, ein Ziel zu treffen, das sich in drei Dimensionen bewegte. Genau genommen war es fast unmö g lich, ihn zu erwischen. Er konnte den Behälter in zehn Sekunden erre i chen, vom Tau abreißen und in den Abgrund schleudern. Wenn er dann kehrtmachte und zurücklief, war er ein b e wegtes Ziel, das rasch außer Schussweite geriet. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn traf? Er würde nicht nur rennen, sondern sich auch über eine schaukelnde Brücke bewegen -in Bezug zu ihrem Standort also ebenfalls in drei Dimensionen. Es würde ihr nicht gelingen, einen Treffer zu landen. Außerdem war sie eine Frau. Auch wenn es keine Frage war, dass sie schießen konnte: So gut schoss keine Frau.
    Ja, es war zu schaffen, bevor die Broadbents entwischten. Die Frau würde weder ihn noch den Behälter treffen. Niemals.
    Hauser duckte sich und hechtete auf den Gaskanister zu.
    Fast im gleichen Augenblick hörte er das Pitsch einer vor ihm einschlagenden K u gel. Dann den Knall. Er blieb nicht stehen. Er erreichte den Behälter in dem Augenblick, in dem der zweite Knall an sein Gehör drang. Schon wieder daneben. Wie ei n fach es war. Hauser hatte gerade die Hand auf den Kanister gelegt, als er ein lautes Ploppen vernahm und vor ihm zischend eine helle Lichtflut erstrahlte. Ihr folgte sengende Hitze. Hauser taumelte zurück und fuchte l te herum, denn es überraschte ihn, plötzlich überall blaue Flammen über sich hinwegkriechen zu sehen - über seine Atme, seinen Brustkorb, seine Beine. Er fiel hin und übe r schlug sich. Er trat um sich und drosch auf seinen Arm ein, doch er war wie ein brennender Midas: Jede Stelle, die er traf, schien in Flammen aufzugehen. Hauser trat schreiend um sich und rollte sich über die Brücke. Dann war er plöt z lich wie ein auf luftigen Schwingen schw e bender Engel. Er schloss die Augen und wehrte sich nicht mehr gegen den langen, kühlenden, herrlichen Absturz.

82
     
    Tom, der sich gerade noch rechtzeitig umdrehte, sah den brennenden menschlichen Meteor namens Hauser mit e i nem matten Aufflackern absolut still durch die Duns t schichten segeln, bevor er schließlich verschwand und nur eine schwache Rauchfa h ne hinterließ.
    In der Mitte der Brücke, wo Hauser sich befunden hatte, stand alles in Flammen.
    »Von der Brücke runter!«, schrie Tom. »Lauft!«
    Sie rannten, so schnell sie konnten, stützten ihren Vater und näherten sich den So l daten, die sich zwar rasch auf festen Boden zurückzogen, doch weiterhin das Ende der Br ü cke blockierten. Sie wirkten verwirrt und unsicher und ha t ten die Gewehre erhoben. Ihnen war alles zuzutrauen. Zwar hatte Hausers letzter Befehl gelautet, sie passieren zu lassen, aber würden sie sich daran halten?
    Der Anführer der Truppe, ein Leutnant, hob seine Waffe und schrie: »Halt!«
    »Lasst uns vorbei!«, rief Tom auf Spanisch. Sie eilten weiterhin auf die Soldaten zu.
    »Nein. Zurück!«
    »Hauser hat befohlen, uns passieren zu lassen!« Tom merkte, wie die Brücke bebte. Das brennende Tau würde jede Sekunde reißen.
    »Hauser ist tot«, sagte der Leutnant. »Ich erteile jetzt die Befehle.«
    »Die

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