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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Dollar pro Jahr für das neue Tbc-Medikament in Rechnung zu stellen, das in der Produktion gerade mal hundertzehn kostet? Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Wenn ich sage, dass ich mich darum kümmere, meine ich damit nur, dass ich Ihrer G e samtsumme ein paar Zahlen hinzufüge.«
    »Das ist unerhört, Hauser! Verdammt noch mal ...« Skiba brach ab und schluckte. Er wollte sich doch nicht provozieren lassen. Das hier war eine Unterhaltung, mehr nicht.
    »Sie sind wirklich nett, Skiba. Sie wollen den Codex schön sauber und legal haben. Sie wollen nicht, dass plötzlich jemand den Hals reckt und behauptet, er gehört ihm. Sie wollen auch nicht, dass sich jemand wehtut. Machen Sie sich keine Sorgen: Ohne Ihre Erlaubnis werden keine weißen Menschen ums Leben kommen.«
    »Jetzt hören Sie mal zu. Ich werde es nicht hinnehmen, dass jemand getötet wird - ob es nun ein Weißer ist oder nicht. Hören Sie mit diesem rücksichtslosen Gerede auf.« Skiba spürte, wie ihm Schweißtropfen am Hals hinabliefen. Womit hatte er Hauser erlaubt, die Situation derart zu kontrollieren? Seine Hand tastete nach dem Schlüssel. Die Schublade glitt auf.
    »Ich verstehe«, sagte Hauser. »Wie schon gesagt ...«
    »Ich muss in eine Konferenz.« Skiba unterbrach die Verbindung. Sein Herz pochte heftig. Hauser war in Mitte l amerika, komplett außer Kontrolle. Niemand überwachte ihn. Er konnte tun, was er wollte. Der Mann war ein Ps y chopath. Skiba schluckte die Pille, spülte ihre Bitterkeit mit einem Schluck Macallan hinunter, lehnte sich zurück und rang nach Luft. Das Feuer im Kamin brannte fröhlich vor sich hin. Das Gerede vom Töten hatte ihn so aufgeregt, dass ihm übel war. Er blickte in die Flammen, in der Hoffnung auf ihren beruhigenden Einfluss. Hauser hatte zwar ve r sprochen, seine Erlaubnis einzuholen, doch die würde er nie kriegen. Weder die Firma noch sein persönliches Glück waren es wert, zu solchen Maßnahmen zu greifen. Skibas Blick wanderte über die Reihe der silbern eingerahmten Fotos auf dem Schreibtisch: Seine drei Kinder schauten ihn mit einem schiefen Grinsen an. Sein Atem normalisierte sich. Hauser schwafelte viel brutales Zeug, aber es war eben doch nur Geschwafel. Niemand würde umgebracht we r den. Hauser würde den Codex an sich bringen, Lampe würde sich erholen, und in zwei oder drei Jahren würde die Wall Street Lewis Skiba feiern, weil er sein Unternehmen vor dem Abgrund bewahrt hatte.
    Skiba schaute auf die Uhr. Die Börsen hatten geschlossen. Mit einem ängstlichen, zögernden Gefühl schaltete er den Monitor wieder ein. Späte Schnäppchenjäger hatten die A k tie in den letzten zwanzig Minuten steigen lassen. Sie hatte bei zehneinhalb geschlossen.
    Skiba empfand einen Anflug von Erleichterung. So schlecht war der Tag nun eigentlich auch wieder nicht ve r laufen.

16
     
    Sally schaute skeptisch auf den Schrotthaufen von einem Flugzeug, den zwei Arbeiter aus dem schäbigen Hangar rollten.
    »Vielleicht hätten wir die Maschine überprüfen sollen, bevor wir die Tickets gekauft haben«, sagte Tom zu ihr.
    »Die ist bestimmt in Ordnung«, erwiderte Sally, als wolle sie sich selbst Mut machen.
    Der Pilot, ein hagerer, bärtiger Amerikaner mit zwei la n gen Zöpfen - er trug ein zerfetztes T-Shirt und kurze Hosen -schlenderte auf sie zu und stellte sich als John vor. Tom beäugte ihn, dann musterte er die Maschine mit einem ar g wöhnischen Blick.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte John grinsend. »Sieht aus wie ein Haufen Müll.« Er pochte mit den Fingerknöcheln auf den Rumpf des Flugzeugs, bis es schepperte. »Aber es kommt drauf an, was unter der Haube ist. Ich halt die Kiste selbst in Schuss.«
    »Sie glauben nicht, wie mich das beruhigt«, meinte Tom.
    »Sie wollen also nach Brus?«
    »Stimmt.«
    John warf einen Blick auf ihr Gepäck. »Wollen Sie Tarpons fischen?«
    »Nein.«
    »Einen besseren Platz werden Sie nirgendwo finden. Le i der gibt's da sonst nichts.« John öffnete ein Fach an der Se i te der Maschine und schob das Gepäck mit seinen dürren Armen hinein. »Was wollen Sie denn da?«
    »Wissen wir noch nicht genau«, antwortete Sally schnell. Je weniger sie über ihr Vorhaben erzählten, desto besser. Es hatte keinen Sinn, eine Stampede auszulösen, die sich den Fluss hinauf begab.
    Der Pilot schob die letzte Tasche ins Fach, versetzte ihr ein paar Hiebe, damit sie auch reinpasste, und schlug die blechern scheppernde Luke zu. Nach drei Versuchen war sie endlich im Schloss. »Wo wohnen Sie

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