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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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»Wir sollten uns lieber verstecken.«
    Tom stakte den Einbaum auf den Rand des übe r schwemmten Urwaldes zu. Da war eine schmale Einfahrt - eine enge Wasserstraße, die so aussah, als sei sie in trock e neren Zeiten ein Bachbett gewesen. Er stakte darauf zu, und das Boot rammte prompt gegen etwas: ein abgesoffener Baumstamm.
    »Feierabend«, sagte Tom.
    Das Wasser war ungefähr knietief, darunter lag mehr als ein halber Meter Schlamm, in dem sie in einem Aufwallen von Blasen versanken. Der faulige Gestank von Sumpfgas stieg auf. Das Boot ragte noch in den Fluss hinaus, wo man es sofort erspähen würde.
    »Anheben und schieben.«
    Sie mühten sich ab, um den Bootsbug über den Baumstamm zu wuchten und hinüberzuschieben. Dann klette r ten sie wieder an Bord. Das Geräusch des Evinrude-Motors wurde lauter. Das Militärboot kam schnell den Fluss he r auf.
    Sally packte den zweiten Pfahl, und gemeinsam stakten sie nun immer tiefer in den überfluteten Wald hinein. Tom schaltete die Taschenlampe aus. Kurz darauf leuchtete ein starker Scheinwerfer durch die Bäume.
    »Wir sind noch immer zu nah am Fluss«, sagte er. »Sie werden uns sehen.« Er versuchte zu staken, doch der Pfahl blieb im Schlamm stecken. Er riss ihn heraus und legte ihn auf den Bootsboden. Dann griff er nach ein paar herabhä n genden Schlingpflanzen und nutzte sie dazu, um das Boot tiefer in den Wald zu ziehen, damit sie halbwegs in ein D i ckicht aus Farnen und Büschen gelangten. Der Evinrude-Motor war nicht mehr weit weg. Im gleichen Moment, in dem Tom Sally packte und auf den Boden des Einbaums zog, blitzte der Scheinwerfer durch den Wald. Dann lagen sie nebeneinander. Sein Arm ruhte über ihr. Tom betete, dass die Soldaten den Motor ihres Bootes nicht sahen.
    Die Geräusche des Militärbootes wurden sehr laut. Es hatte die Geschwindigkeit gedrosselt. Ein Scheinwerfer leuc h tete den Bereich ab, wo sie sich versteckt hatten. Tom hörte das Knattern eines Walkie-Talkie und das Murmeln von Stimmen. Der Scheinwerfer erhellte den sie umgebenden Dschungel wie eine Filmkulisse - dann wanderte er lan g sam weiter. Die wunderbare Dunkelheit kehrte zurück. Das Motorengeräusch zog an ihnen vorbei und wurde leiser.
    Tom setzte sich hin. Er sah gerade noch das Licht des Scheinwerfers, dann fuhr das Boot in eine Flussbiegung hinein. »Sie sind weg«, sagte er.
    Sally setzte sich auf und schob sich das verhedderte Haar aus dem Gesicht. Die Moskitos hatten sich in einer dichten surrenden Wolke um sie versammelt. Tom spürte sie übe r all in seinen Haaren. Sie krabbelten ihm in die Ohren, ve r suchten in seine Nase einzudringen und liefen ihm über den Hals. Jeder Schlag tötete ein Dutzend, die auf der Stelle ersetzt wurden. Als er atmen wollte, atmete er Moskitos ein.
    »Wir müssen hier raus.« Sally schlug auf sich ein.
    Tom riss trockene Zweige von den Büschen ab, die sie umgaben.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich zünde ein Feuer an.«
    »Wo denn?«
    »Werden Sie schon sehen.« Als er genügend Zweige g e sammelt hatte, beugte er sich über die Bordwand und schaufelte Schlamm aus dem Sumpf empor. Am Boden des Einbaums formte er ihn zu einer Art Kuchen. Diesen b e deckte er mit Blättern. Obendrauf baute er ein kleines Tipi aus Ästchen und trockenen Blättern.
    »Zündholz.«
    Sally reichte ihm eines, und er zündete das Feuer an. S o bald es vor sich hin brannte, legte Tom einige grüne Blätter und Ästchen in die Flammen. Eine Rauchwolke bildete sich und stand in der unbeweglichen Luft. Tom riss ein großes Blatt von einem Busch neben ihnen ab und setzte es als F ä cher ein, damit der Rauch Sally einhüllte. Der wütende Moskitoschwarm wurde zurückgetrieben. Der Qualm roch angenehm süß und würzig.
    »Wie gerissen«, meinte Sally.
    »Mein Vater hat es mir gezeigt, als wir mal im Norden von Maine einen Kanutrip machten.« Tom griff nach oben, riss noch mehr Blätter ab und warf sie ins Feuer.
    Sally packte die Landkarte aus und untersuchte sie im Licht der Taschenlampe. »Sieht so aus, als hätte der Fluss jede Menge Seitenarme. Ich glaube, wir sollten einen davon nehmen, bis wir in Pito Solo sind.«
    »Gute Idee. Aber ich glaube, von jetzt an müssen wir staken. Wir können das Risiko nicht eingehen, den Motor a n zuwerfen.«
    Sally nickte.
    »Sie kümmern sich ums Feuer«, sagte Tom. »Ich stake, und irgendwann wechseln wir uns ab. Wir halten erst wi e der an, wenn wir in Pito Solo sind.«
    »Einverstanden.«
    Tom schob das Boot in den Fluss

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