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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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die Schmerzen machten ihn fertig.
    »Es wird nur eine Sekunde dauern.« Hauser klopfte dem Soldaten freundlich auf die Schulter. »In Kürze bist du wieder auf dem Damm. Ich garantiere dir, dass der Eingriff völlig schmerzlos ist.«
    »Nein, Señor, bitte, zuerst einen Whiskey ...«
    Hauser beugte sich mit der Machete über den Pfeil. Der Mann verkrampfte sich und knirschte mit den Zähnen. Er schaute nur auf die Machete, sonst sah er nichts. Inzw i schen hob Hauser die Mündung der Steyr AUG und schob sie bis auf drei Zentimeter an den Hinterkopf des Mannes heran. Er stellte den Abzug auf Schnellfeuer und gab eine kurze Salve ab. Der Beschuss traf den Mann schräg, und seine Wucht warf ihn nach hinten über den Baumstamm, wo er, alle viere von sich gestreckt, reglos liegen blieb. A b solute Stille breitete sich aus.
    Hauser kehrte ins Lager zurück, wusch sich die Hände und nahm wieder am Feuer Platz. Er griff sich die halb g e rauchte Churchill und zündete sie mit einem Ast an, den er aus den Flammen zog. Die beiden Soldaten sahen ihn nicht an, doch einige andere, die den Schuss gehört hatten, k a men aus den Zelten. Sie hatten die Waffen gezückt und schauten sich verwirrt und alarmiert um.
    »Es ist nichts«, sagte Hauser und winkte sie fort. »Der Mann brauchte einen chirurgischen Eingriff. So war es kurz, schmerzlos und erfolgreich.«
    Hauser nahm die Zigarre aus dem Mund und trank einen Schluck aus seiner Feldflasche. Dann klemmte er sich die Zigarre zwischen die Zähne und inhalierte den Rauch. Er fühlte sich nur teilweise erfrischt. Es war nicht das erste Mal, dass er den Fehler begangen hatte, die honduran i schen Soldaten mit einem einfachen Auftrag zu betrauen, den sie dann vermasselten. Leider gab es hier nur einen von seiner Sorte, aber er konnte ja nicht alles selbst machen. Es war immer und immer wieder das gleiche Problem.
    Hauser wandte sich um und lächelte den Teniente an. »Ich bin ein sehr guter Chirurg, Teniente. Falls Sie je einen brauchen ...?«

35
     
    Sie verbrachten den folgenden Tag in ihrem Lager. Don Alfonso schnitt einen riesigen Stapel Palmwedel zu, saß den größten Teil des Tages im Schneidersitz davor, riss sie in faserige Streifen und flocht Rucksäcke und weitere Hä n gematten. Sally ging auf die Jagd und brachte eine kleine Antilope mit, die Tom zubereitete und über dem Feuer rä u cherte. Vernon sammelte Früchte und Maniokwurzeln. Als der Tag zur Neige ging, verfügten sie über einen kleinen Nahrungsvorrat für ihre Reise.
    Sie machten eine Bestandsaufnahme ihrer Besitztümer: Sie hatten mehrere wasserdichte Armbanduhren und eine Schachtel mit dreißig Schuss Munition. Toms Tornister enthielt einen winzigen Seva-Kocher mit einem Aluminiu m topf und einer Pfanne, zwei Propangasflaschen und eine Sprühdose mit Insektenschutz. Vernon war mit einem Fernglas um den Hals entkommen. Don Alfonso besaß e i nen Haufen Dauerlutscher, drei Pfeifen, zwei Päckchen T a bak, einen kleinen Schleifstein sowie eine Rolle Ange l schnur mit Haken. All dies war in seinem fettigen Lede r beutel gewesen, den er aus dem brennenden Einbaum g e rettet hatte. Außerdem verfügten sie über ihre Macheten, die sie zur Zeit des Angriffs am Gürtel getragen hatten.
    Am nächsten Morgen brachen sie auf. Tom machte die Vorhut und schwang seine frisch geschliffene Machete. Don Alfonso war gleich hinter ihm und murmelte ihm zu, we l chen Weg sie nehmen sollten. Nachdem sie sich mehrere Kilometer durch den Busch geschlagen hatten, erreichten sie einen alten Wildwechsel, der durch einen kühlen Wald glattrindiger Bäume verlief. Das Licht war so schwach, dass hier fast kein Gestrüpp wuchs. Der Wald lag still da. Es war, als spaziere man durch eine riesige grüne Kathedrale.
    In den frühen Nachmittagsstunden endete der Pfad am Fuß einer Bergkette. Der Waldboden stieg leicht an und führte auf einen verfilzten Hang voller bemooster Findli n ge. Der Weg ging fast geradeaus in die Höhe. Don Alfonso legte bei der Kletterei ein überraschendes Tempo vor, s o dass Tom und die anderen sich anstrengen mussten, um ihm zu folgen. Die Kondition des Greises überraschte sie. Je höher sie kamen, desto frischer wurde die Luft. Die stattl i chen Urwaldbäume machten ihren zwergwüchsigen, ve r krüppelten Gebirgsvettern Platz, deren Äste mit Moos b e wachsen waren. Am Spätnachmittag erreichten sie einen flachen Kamm, der an hohen blattförmigen Felsen endete. Zum ersten Mal hatten sie Zeit, einen Blick auf den

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