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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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beide werden von einem norwegischen Piloten
nach Dänemark geflogen. Nördlich von Ålborg gibt es einen kleinen Flughafen,
dort werden wir ein deutsches Flugzeug besteigen, das die deutsche Polizei
organisiert hat. Ist bereits arrangiert. Ich erklär dir alles Weitere, wenn wir
in der Luft sind, HG . Jetzt müssen wir erst
einmal die Fliege machen, nicht dass hier noch mehr Irre herumlaufen, die dich
abknallen wollen.«
    Unbehelligt
trafen sie am »Risør Airfield« ein, wo bereits weitere Polizeibeamte und ein
Hubschrauber auf sie warteten. Lagerfeld musste zwei Dokumente unterschreiben,
dann war der Moment des Abschieds gekommen. Während er Hans Günther in den
Helikopter verschwinden sah, drückte er Tina Schweigert, der rechts und links
die Tränen hinunterliefen, noch einmal fest an sich.
    »Noch
wissen wir zwar nicht, was mit deinem Vater passiert ist, Tina«, versuchte er
sie zu trösten, »aber du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, ja? Versprich mir
das!«
    Tina
nickte und brachte ein gequältes Lächeln zustande. Lagerfeld strich ihr noch
einmal kurz über den Kopf, dann verschwand auch er im Heli. Sekunden später
drehte der Hubschrauber die Nase in den Wind und startete in Richtung Meer.
    Haderlein
saß noch allein im Büro, als Huppendorfer und Fidibus sich schon längst
verabschiedet hatten. Inzwischen war es fast elf Uhr geworden, draußen
herrschte undurchdringliche Dunkelheit. Der Kriminalkommissar grübelte über die
zusammenhanglosen Indizien und Erkenntnisse nach, die so gar nicht
ineinandergreifen wollten. Keins seiner Denkmodelle, keine seiner Theorien
mündete in eine logische Schlussfolgerung. Es war zum Haareraufen. Als sich
seine Stimmung wieder einmal einem Tiefpunkt näherte, klingelte sein Handy, und
auf dem Display leuchtete eine ihm unbekannte Nummer auf. Einen Moment lang
überlegte er, ob er überhaupt rangehen sollte, tat es dann aber doch.
Wahrscheinlich hätte er es für den Rest seines Lebens bitter bereut, hätte er
es nicht getan, denn aus dem Telefon ertönte die so lang vermisste Stimme eines
jungen Beamten der Kriminalpolizei Bamberg mit dem schönen Namen Bernd Schmitt.
    »Hallo,
Franz«, sagte er, »hier ist dein Kollege Schmitt. Hast du mich vermisst?«
    Seit
Tagen schon hatte Kriminalhauptkommissar Franz Haderlein darüber nachgedacht,
was er Lagerfeld sagen würde, würde der sich endlich melden. Seine geplante
Tonart lag irgendwo zwischen Anschiss und Freude – je nach
Stimmungslage –, doch jetzt, da der Moment gekommen war, war er einfach nur
erleichtert, ein Lebenszeichen von seinem unorthodoxen Kollegen zu hören.
    »Mensch,
Bernd, bin ich froh, deine Stimme zu hören!«, rief er und sprang vor Freude von
seinem Stuhl auf. »Wo steckst du, und was ist überhaupt passiert, zum Teufel?
Ich will sehr für dich hoffen, dass dein Verschwinden etwas mit dem Fall zu tun
hat und du nicht spontan beschlossen hast, mit deinem alten Kumpel Kiesler
deinen Jahresurlaub abzufeiern!«
    Er
erntete ein kurzes Lachen, dann wurde Lagerfeld sehr ernst. »Du willst
Antworten, Franz? Nun gut, die kannst du haben. Vielleicht noch nicht auf alle
Fragen, aber auf sehr viele. Wo bist du eigentlich gerade?«
    »Noch
immer im Büro. Wegen dir müssen ja alle hier Sonderschichten einlegen –
und ich im Besonderen.« Er ging zu Honeypennys verwaistem Schreibtisch und
schnappte sich ihren großen Notizblock sowie einen Kugelschreiber. »Schieß los,
Bernd, ich bin ganz Ohr.«
    »Gut,
aber kannst du zuallererst Ute Bescheid geben, dass es mich noch gibt?«, bat
ihn Lagerfeld. »Und sag ihr, die Küche streiche ich später.«
    Haderlein
bejahte, hatte im Moment aber keinen Sinn für Humor dieser Art.
    »Dann zu
diesem Kiesler. Mein alter Freund aus Judotagen, der mich sozusagen entführt
hat, heißt im wahren Leben nicht Hans Kiesler, sondern Hans Günther Jahn. Hat
damals im Hain gewohnt, ich glaube, seine Eltern besaßen einen Zimmereibetrieb
in Hallstadt. Aber das kannst du alles überprüfen. Du wirst es nicht glauben,
aber grad bin ich in Norwegen an der Südküste, in einer Stadt namens Risør. In
der Nähe gibt’s auch einen Flugplatz für Hubschrauber und Kleinflugzeuge, er
heißt ›Risør Airfield‹. Dort bin ich gerade untergebracht und werde ganz
hervorragend von einer jungen hübschen Frau versorgt, hehe.«
    Auch
darüber konnte sich Haderlein nur begrenzt amüsieren, hatte aber keine Zeit,
sich aufzuregen, da er zu sehr mit dem Notieren von Lagerfelds Ansagen
beschäftigt

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