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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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der
Familie Jahn. Helga Jahn, die Mutter von Hans Günther und Hildegard. Haderlein
steckte den Pass ein, rannte die Treppe hinunter und aus dem Haus. Er hatte
kaum seinen Wagen erreicht, da wählte er mit seinem Handy schon die Nummer der
Dienststelle. Da Honeypenny noch nicht da war, meldete sich ihre mürrische
Aushilfe für solche Zwecke.
    »Kriminalpolizei
Bamberg, Kommissar Huppendorfer.«
    »Ich
bin’s, Cesar, du musst schnell mal etwas für mich herausfinden!«, rief
Haderlein gehetzt ins Telefon.
    Doch sein
Gesprächspartner war darüber so gar nicht begeistert. »Muss das denn sein,
Franz? Mir steht die Arbeit eh schon bis zum Hals. Fidibus telefoniert nur, und
ich bin hier völlig –«
    »Du
schwingst dich jetzt an deinen Schreibtisch, verdammt noch mal, ja?« Haderlein
platzte der Kragen. Sie hatten zwei neue verstümmelte Mordopfer, und
Huppendorfer erging sich in seinem Beamtengejammer. »Du gehst jetzt an deinen
Computer und fragst dein allwissendes Internet, wie die Familienmitglieder der
Zimmerei Jahn in Hallstadt heißen. Von Hans Günther Jahn mal abgesehen. Und das
Ganze ein bisschen plötzlich, wenn’s geht!« Haderleins Ton ließ keinen Raum für
ein Aufbegehren jedweder Art.
    »Ist ja
gut«, brummte Huppendorfer und legte den Telefonhörer weg. Haderlein wartete
ungeduldig, bis sein Kollege nach zwei Minuten wieder ans Telefon zurückkam.
    »Okay,
ich hab’s. Zimmerei Jahn, Hallstadt. Gründer ist ein gewisser Friedbert Jahn,
inzwischen verstorben. Erste Ehefrau ist Helga Jahn, zwei Kinder, Hans Günther
und Hildegard. Dann Scheidung und zweite Heirat mit einer gewissen Doris Jahn,
geborene Böhmer. Gemeinsamer Sohn Dietmar. Friedbert und Doris Jahn sind vor
drei Jahren bei einem Autounfall nahe Dresden ums Leben gekommen. Sohn Dietmar
Jahn führt seitdem den elterlichen Zimmereibetrieb in Hallstadt allein weiter.
Mehr habe ich nicht gefunden.«
    »Gut
gemacht, Cesar«, lobte Haderlein. »Und als Nächstes besorgst du mir ein
brauchbares Foto von diesem Dietmar Jahn. Ich komme jetzt zurück in die
Dienststelle und erstatte Fidibus Bericht. Bis gleich.« Er legte auf und
startete umgehend den Freelander.
    Der erste
Verdacht war in HG aufgekeimt, als er das Schiff
seiner sogenannten Auftraggeber zu Gesicht bekommen hatte. Es ankerte in einer
kleinen Bucht an der Südseite der Bäreninsel und war an sich eine hochmoderne
Hochseejacht. Am Bug war allerdings der ursprüngliche Name überstrichen und der
Name »Tirpitz« in roter und schwarzer Farbe reichlich dilettantisch
aufgepinselt worden. Natürlich wusste HG vom
Stolz der deutschen Kriegsmarine, dem Schwesterschiff der berühmten »Bismarck«,
das seinerzeit in einem norwegischen Fjord von englischen Kleinst-U-Booten in
die Luft gesprengt worden war. Welcher Auftraggeber, der viel Geld ausgeben
wollte, um die Tiefsee nach Manganknollen zu durchforsten, würde seine Hochseejacht
nach einem versenkten deutschen Kriegsschiff benennen? Marit und Tom blieben
hingegen völlig gelassen und berauschten sich am Anblick der grandiosen
Naturkulisse, die die Bäreninsel bot. Im arktischen Sommer präsentierte sich
die bergige Insel als makellose Schönheit. Baumlose, schneebedeckte Berge
erhoben sich aus einer mit Flechten und Moosen dürftig bewachsenen Stein- und
Felslandschaft. Ein atemberaubender Anblick absoluter Reinheit, wenn nicht
diese merkwürdige Barackensiedlung in der kleinen Landebucht gewesen wäre.
    Sie waren
von einem sehr integer wirkenden norwegischen Geschäftsmann und seinem
türkischstämmigen Geschäftspartner abgeholt worden. Dag Moen hatte sie
freundlich begrüßt und dann in das große Schlauchboot gebeten, mit dem sie zu der
kleinen Bucht und damit zu der Barackensiedlung übergesetzt waren. Die Siedlung
sah aus wie ein altes Bergarbeiterlager, das notdürftig in eine einigermaßen
moderne Unterkunft verwandelt worden war. Die zusammengeschusterten Behausungen
machten durchgängig einen provisorischen Eindruck. HG s
Misstrauen wuchs, und auch Marit und Tom wunderten sich, als sie die
Belegschaft der Siedlung kennenlernten. Sie entsprach nicht der Art, die sie
erwartet hatten, sondern bestand ausschließlich aus dunklen Gestalten. Fast
alles Glatzköpfe, die an sämtlichen sichtbaren Körperteilen tätowiert waren.
    Sie
gingen vorbei an Halden aufgetürmten Gerölls und alten, zerfallenen Loren aus
Holz und Metall, die noch auf den Rudimenten alter Gleise standen, mit denen
man vor langer Zeit aus den einfachen Stollen ans

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