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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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und
Moritz seiner hübschen Freundin ein wenig die Insel zeigen. Und zwar so lange,
bis er und sein Partner das vom Meeresboden heraufgeholt haben, was wir
wollen.«
    HG war aufgesprungen. Das
würde er auf gar keinen Fall zulassen. Doch die Kiesler-Zwillinge hatten schon
ihre Waffen gezogen. Hans hatte eine Maschinenpistole in der Hand, sein Bruder
Moritz eine Art Machete, mit der er lässig und demonstrativ herumspielte. Doch
bevor die Situation eskalieren konnte, schaltete sich Dag Moen wieder in das
Geschehen ein.
    »Nichts
dergleichen werdet ihr zwei Halbaffen tun«, sagte er in einem drohenden Ton,
der bisher von ihm nicht zu hören gewesen war. Auch er hielt plötzlich eine
Beretta in der Hand, die eindeutig in Richtung Moritz und Hans zeigte. Die
Interessengemeinschaft auf der anderen Tischseite war wohl von allem anderen,
aber nicht von großer Freundschaft geprägt. Ein ziemlich zerbrechliches Gebilde,
das nur durch die Aussicht auf die Atomwaffen beziehungsweise auf einen großen
Gewinn zusammengehalten wurde, so schien es. Zum Glück war jetzt Dag Moen am
Drücker.
    »Frau
Evensen wird die Zeit bis zur Beendigung der Arbeiten auf meiner Jacht verbringen.
Sedat wird dafür sorgen, dass sie sich dort wohlfühlen wird. Und ganz sicher
werden sich die beiden Hitlerjungen hier als sehr höfliche Gastgeber entpuppen.
Sollte das nicht der Fall sein, könnten gewisse Geschäftsbeziehungen sehr
schnell zum Erliegen kommen. Und ich will doch sehr hoffen«, sein nüchtern
kalter Blick wanderte zu Rutger Kesselring, der ihn starr fixierte, »dass allen
hier Anwesenden an einem erfolgreichen und reibungslosen Ablauf dieses
Unternehmens gelegen ist, nicht wahr?«
    Rutger und
die Zwillinge blickten ihn schweigend und drohend an, dann zuckte Rutger kurz
mit dem Kopf, und die beiden Zwillinge gingen widerwillig zum Ausgang. Im
Vorbeigehen sagte Moritz so laut, dass alle es hören konnten: »Du stinkst,
Türke!«, und Hans spuckte vor Sedat auf den Fußboden.
    Dag Moen
steckte seine Beretta wieder weg und wurde plötzlich sehr freundlich. »Na also,
dann wollen wir uns doch alle einmal wieder beruhigen. Vielleicht sollten wir
der Dame und den Herren jetzt ihr neues Zuhause zeigen.«
    Rutger
atmete hörbar aus und setzte sich wortlos in Bewegung. Dag Moen streckte Marit
seine linke Hand entgegen und wartete. Jahn überlegte kurz, dann erhob er sich
und nickte Marit zu. Es gab nichts, was er in dieser Situation für sie tun
konnte, und Dag Moen schien es mit der Sicherheitsgarantie für Marit ernst zu
meinen. Wahrscheinlich war es besser, erst einmal zu tun, was von ihnen
verlangt wurde. Und doch stand eines für Hans Günther Jahn schon jetzt fest:
Niemals würde er es zulassen, dass die Skins Atomwaffen in die Hände bekamen.
    Zusammen
gingen sie zum Schlauchboot zurück, in dem bereits zwei der Hammerskins auf sie
warteten. HG nahm Marit noch einmal in die Arme,
bevor er sie schweren Herzens verabschiedete und sie von Dag Moen und Sedat auf
Moens Schiff gebracht wurde.
    HG kochte innerlich und
hätte Moen und seinem kleinen türkischen Helfershelfer plus der gesamten
braunen Mannschaft hier am liebsten auf der Stelle die Lichter ausgeblasen,
hätte er die Möglichkeit dazu gehabt. Es fiel ihm schwer, sich zusammenzureißen.
    Als Moen
zurückkam, fuhren sie gemeinsam zur »Bardal«, und Moen nahm die Elektronik
unter die Lupe. Schließlich hatte er gefunden, wonach er suchte: das Funkgerät.
Zwei Schüsse aus seiner Beretta reichten, um das Hochleistungsfunkgerät der
»Bardal« in einen Haufen sündhaft teuren Schrott zu verwandeln.
    »Ich
werde Ihnen den Schaden natürlich ersetzen«, feixte Moen.
    Doch HG s Gedanken kreisten immer noch um Marit. Wenn diese
Skins durchdrehten, hatte Sedat vermutlich keine Chance, sie gegen sie zu
verteidigen – wenn er das denn überhaupt vorhätte. Wie die Dinge lagen,
würde er genug damit zu tun haben, seine eigene Haut zu retten. HG wollte sich lieber nicht vorstellen, was dann mit
Marit geschehen würde.
    Als Moen
seine Zerstörungsaktion erfolgreich beendet hatte, fuhren sie wieder zurück zur
Siedlung »Wolfsschanze«, und Moen eröffnete ihnen, dass sie morgen mit den
Arbeiten beginnen würden. Laut Vorhersage sollte das Wetter noch für mindestens
zwei Wochen ruhig bleiben, das musste reichen. Tom und ihm wurde eine Hütte mit
zwei Matratzen zugewiesen, aber es wurde eine schlaflose Nacht: Zum einen ging
die Sonne um diese Jahreszeit nördlich des Polarkreises in der Nacht

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