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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Immerhin sah er kein Blut, also war Hans
wahrscheinlich nur bewusstlos, trotzdem war seine Wut über die plötzlich
umgekehrten Verhältnisse grenzenlos.
    »Was hast
du mit meinem Bruder gemacht?«, brüllte er HG an
und machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Stehen
bleiben«, sagte Jahn.
    Aber
Moritz brüllte sich immer mehr in Rage, sodass das Adrenalin schließlich die
Oberhand über die Vernunft gewann. Er zog sein Lieblingsspielzeug, die Machete,
und stürzte schreiend auf HG zu. Der zielte kurz
und schoss dem Angreifer ins Knie.
    Moritz
Kiesler stürzte zu Boden, während seine Machete über das Deck rutschte und ein
weiterer Skin seine Waffe zu ziehen versuchte. Diesem schoss Jahn zwei Mal in
die Brust, und der Skin sackte sofort tot zusammen. Die Verbliebenen standen
beeindruckt da und rührten keinen Muskel. Sie hatten gemerkt, dass hier einer
am Werk war, der sich mit Waffen auskannte.
    »Eure
Waffen aufs Deck!«, rief Jahn, während Moritz Kiesler jammernd, fluchend und vor
allem blutend vor ihm herumkroch. Rutger und seine beiden letzten Männer taten
wie ihnen geheißen und warfen ihre mehr oder minder großen Pistolen vor HG auf den Schiffsboden.
    »Und was
ist mit meinem Bruder?«, rief der blutende Moritz.
    »Dein
Bruder ist tot«, sagte HG lakonisch. »Und jetzt
mach, dass du zu den anderen rüberkommst!«
    Aber
Moritz Kiesler war in seiner Stimmung aus Wut, Schmerz und Uneinsichtigkeit
noch immer nicht gewillt, klein beizugeben. »Das hat er nicht verdient!«,
schrie er außer sich, dann versuchte er linkisch erst HG s
Fuß zu greifen und, als das nicht gelang, seine Machete zu erreichen.
    HG langte es. Mit aller
Wucht trat er ihm auf die ausgestreckte Hand, sodass Kiesler diese schreiend
zurückzog.
    »Nicht
verdient? Ich sag dir mal, was ihr, du und dein beschissener Nazibruder,
verdient«, zischte HG . Mit der linken Hand zog er
die russische Zigarettenschachtel aus seiner Hose, riss mit seinen Zähnen die
Verpackung auf und schüttete den gesamten Inhalt über den sich am Boden
krümmenden Moritz Kiesler. Zum Schluss warf er die leere Schachtel hinterher
und knurrte: »Wenn Marit nicht wäre, würde ich euch alle auf der Stelle umlegen
und – wie heißt das bei euch? –, genau, euch als Fischfutter
verwenden. Hätte ich überhaupt kein Problem damit. Ich werde euch jetzt sagen,
wie das hier weiterläuft, also hört gut zu, damit es keine Missverständnisse
gibt. Ich werde jetzt mit diesem Schiff und diesem Torpedokopf verschwinden.
Ich werde damit nicht zur Polizei oder zu sonstigen Behörden gehen, sondern ihn
erst einmal behalten. Er ist ein Pfand. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ein Pfand für Marit. Ihr wollt dieses Teil hier? Gut, ich will Marit. Und zwar
unverletzt, klar? Ich bin zuversichtlich, dass wir das irgendwann, irgendwie
regeln werden, wir sind ja Geschäftsleute, nicht wahr, Dag?« Voller Zynismus
blickte er dem Waffenhändler in die Augen.
    »Irgendwann
und irgendwo, wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, werde ich mich
bei euch melden, und dann werden wir dieses Tauschgeschäft über die Bühne
bringen. Und damit eines klar ist: Wenn Marit auch nur ein Haar gekrümmt wird,
wenn sie nicht gesund und munter vor mir steht, dann werde ich jeden von euch
aufspüren und sehr unangenehme Dinge mit ihm anstellen, das könnt ihr mir
glauben. Ich hoffe, wir haben uns verstanden. – Und jetzt runter ins
Schlauchboot!«, rief er laut und unmissverständlich.
    Dag Moen
rührte sich nicht von der Stelle, und Rutger Kesselring sagte nur mit kalter
Wut: »Damit kommst du nicht durch, du Drecksau.«
    Als
Antwort schoss Jahn ein Loch in die hölzerne Reling, nur einen Zentimeter neben
seinem Bein. Das war das Ende der Diskussion.
    Einer
nach dem anderen stieg die Hängeleiter hinunter in das große graue
Schlauchboot, nur dem verletzten Moritz Kiesler musste dabei geholfen werden.
Selbst während der Abseilprozedur konnte Jahn zwischen den Schmerzensschreien
seine wüsten Flüche und Beschimpfungen heraushören. Dann legte das Schlauchboot
mit seiner braunen Fracht ab und machte sich auf den langen Weg zurück zur
Bäreninsel.
    Hans
Günther Jahn hätte schreien, brüllen oder heulen können – am besten gleich
alles zusammen. Die ganze Situation war so schrecklich, er hatte das hier doch
nicht gewollt. Noch vor einem Monat war sein Leben vollkommen in Ordnung
gewesen, er hatte sich mit einer wunderbaren Frau auf dem Weg in eine erfüllte
Zukunft befunden. Und jetzt diese

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