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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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verdammte Scheiße. Hoffentlich würde er es
nie bereuen müssen, Marit mit diesen Terroristen, diesen Psychopathen, allein
zurückgelassen zu haben. Aber diese Frage und die möglichen Alternativen würde
er später mit sich ausmachen müssen. Dag und Rutger würden für die Strecke bis
zu der Bäreninsel mit ihrem Schlauchboot mindestens einen Tag brauchen. Er
hatte also genügend Zeit, den Gefechtskopf sicher zu bergen, bevor er
verschwinden würde. Umgehend machte er sich an die Arbeit.

Das letzte Aufgebot
    »Und wie
bist du dann zurückgekommen, und was hast du mit dem Torpedo gemacht, HG ?« Lagerfeld schüttelte seinen alten Freund an der
Schulter, aber Hans Günther Jahn hatte seine letzten Kraftreserven
aufgebraucht. Er war am Ende, und die wieder auflebende Erinnerung trug nicht
gerade dazu bei, seine Vitalität zu erhöhen. Er saß in kaltem Schweiß gebadet
im Learjet und schaute Bernd Schmitt müde lächelnd an, der ihm zum wiederholten
Mal die Flasche Mineralwasser reichte. Jahn leerte sie in einem Zug, dann fuhr
er mit seinen Schilderungen fort.
    Er hatte
das ROV an Bord der »Bardal« geholt und
einigermaßen seefest verstaut. Ohne Toms Hilfe ging alles viel langsamer,
schwerer vonstatten. Nicht anders erging es ihm mit der Navigation der
»Bardal«. Moens Schüsse auf die Bordelektronik hatten nicht nur die
Funktechnik, sondern auch das Sonar und die technischen Navigationshilfen
lahmgelegt. HG musste also mit dem klarkommen,
was er noch zur Verfügung hatte, im Wesentlichen mit ganz normalen Seekarten
und dem Kompass.
    Auf diese
altmodische Art und Weise hatte er die norwegische Küste angesteuert und war
auf Höhe des Industriehafens Tromsø auf das norwegische Festland getroffen. Von
dort hatte er sich an der Küste bis nach Ålesund entlanggehangelt. In der
kleinen Küstenstadt hatte er beschlossen, mit der »Bardal« vor Anker zu gehen
und das Schiff zu wechseln. Die »Bardal« war einfach zu groß und auffällig. Das
Problem dabei war der atomare Sprengkopf an Bord, der durchgängig gekühlt
werden musste. Auf der »Bardal« war das kein Problem, dort lag der Torpedokopf
im Frachtraum im frischen Seewasser. Aber jetzt musste er ein kleineres,
unauffälligeres Boot finden, auf dem der Torpedo ebenfalls gekühlt werden
konnte. Diese Grundvoraussetzung schloss Jachten und Sportboote schon einmal
aus.
    So war HG an die »Papegøyedykker« gekommen. Kurzerhand hatte
er die »Bardal« im Hafen zurückgelassen, den frisch reparierten Kutter gekauft
und war mit ihm an den Schären entlang zurück nach Bergen geschippert. Von dort
hatte er seinen Stiefbruder Dietmar angerufen, der wenig später mit seinem
alten Laster aus Bamberg angekommen war.
    Vorausschauend
hatte Dietmar Werkzeug mitgebracht, mit dem er auf dem alten Fischkutter vom
Torpedo überschüssiges Metall entfernt und überstehende Bleche entgratet hatte.
Die Reste hatten sie im Frachtraum der »Papegøyedykker« zurückgelassen.
    Zusammen
waren sie dann zu Roald gegangen, HG hatte dem
Wirt die Schlüssel für die »Papegøyedykker« überlassen, während Dietmar vor dem
Lokal gewartet hatte, und dann waren sie gemeinsam mit ihrer Fracht Richtung
Deutschland aufgebrochen. Da niemand an der Grenze etwas Verdächtiges an dem
als Altmetall deklarierten Torpedo fand, hatte es keinerlei zolltechnische
Schwierigkei- ten gegeben.
    Völlig
erschöpft schloss Jahn die Augen, und kurz darauf teilte ihnen der Kopilot auch
schon mit, dass sie gleich in Hof landen würden. Lagerfeld ließ den armen HG daraufhin erst einmal in Ruhe, schaute hinaus in die
sternenklare Nacht und konnte schräg vorn bereits die Lichter der Landebahn des
kleinen oberfränkischen Flugplatzes aufleuchten sehen.
    Franz
Haderlein hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst nach Hof zu fahren, um
seinen abtrünnigen Kollegen mit der wertvollen Begleitung am Flughafen
abzuholen. Fidibus hatte das zwar nicht gepasst, schließlich waren zwei frische
Morde aus der vergangenen Nacht zu bewältigen, aber letztlich hatte er sich
doch überzeugen lassen, da alle hofften, dass Hans Günther Jahn der Schlüssel
zu diesem Fall war. Und wenn sie den wahnsinnigen Unbekannten an weiteren
Bluttaten hindern wollten, dann würde der Weg nur über den so lange gesuchten HG führen.
    Die
kleine Bundeswehrmaschine landete und drehte nach dem Ausrollen sofort ihre
Nase in Richtung Tower. Nach wenigen Sekunden kam die Maschine zum Stillstand,
und Haderlein fuhr mit dem Landrover bis auf zehn Meter

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