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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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stand. Mit einem unbewegten Gesichtsausdruck verharrte
er einen Moment, bevor er sachlich antwortete: »Das kann ich Ihnen wirklich
nicht sagen, Haderlein, denn das habe ich vergessen.«
    Der
Hauptkommissar schloss resigniert die Augen.
    »Was
können wir HG denn jetzt noch Gutes tun, ohne ihn
völlig zu vernichten?«, wollte Lagerfeld schließlich noch wissen. Siebenstädter
überlegte kurz, dann kramte er aus seinem Schreibtisch eine kleine Schachtel
hervor, entnahm ihr zwei Klebestreifen und platzierte sie auf HG s Handrücken. »Das sind Nikotinpflaster, die müssten
seine Rezeptoren für eine Weile in Schwung halten. Ansonsten braucht der Mann
einfach nur Schlaf und viel Ruhe.«
    Da ist er
allerdings nicht der Einzige, dachte Haderlein und verließ mit Jahn und
Lagerfeld im Gepäck umgehend die Erlanger Gerichtsmedizin.
    Ute von
Heesen wollte sich gerade an der Kasse des Bamberger »Atriums« das Kinoprogramm
für den Abend erklären lassen, als ihr Handy vibrierte. Als sie sah, wer ihr
eine SMS geschickt hatte, machte ihr Herz einen
kleinen Sprung. Das Kontaktbild eines gewissen Kommissar Schmitt, der für ein
paar Tage abgängig gewesen war, leuchtete auf dem Display.
    »Bin
wieder da, Süße. Treffen in dreißig Minuten auf der Baustelle? Gruß und Kuss,
dein Kommissar!«
    Ute von
Heesen musste grinsen. Er meldete sich über seine alte iPhone-Nummer. Hatte der
Schlamper sein edles Teil also doch noch wiedergefunden. Von seinem
schnoddrigen Ton hatte er jedenfalls nichts verlernt. Auf der Baustelle, na
schön. Sie hätte sich zwar etwas weitaus Romantischeres vorstellen können, aber
bitte. Dem Herrn Lagerfeld sein Wille geschehe. Hauptsache, der Kerl war wieder
wohlbehalten zurück und konnte eine hoffentlich sehr spannende Geschichte über
seinen unverhofften Ausflug erzählen. Sie ließ das Handy in ihre Tasche gleiten
und ging in die Tiefgarage zu ihrem Golf.
    »Na
endlich!«, rief Robert Fidibus Suckfüll voller Ungeduld, als Haderlein,
Lagerfeld und Jahn durch die Tür kamen. Gregor Zobel schaute etwas angesäuert
drein, doch Honeypenny, die inzwischen eingetroffen war, beruhigte die Gemüter
durch das Versprechen von frischem Kaffee. Derartig besänftigt setzten sich
alle in der Dienststelle rund um Haderleins Schreibtisch. Natürlich wurden
zuerst ein paar Höflichkeiten ausgetauscht, aber dann war man schnell beim Thema,
das besprochen werden musste. Wer war dieser unbekannte Killer? Was wusste Hans
Günther Jahn? Aller Aufmerksamkeit richtete sich auf den durch die Behandlung
Siebenstädters wieder recht frisch wirkenden HG ,
der den kriminalistischen Wissensdurst durchaus befriedigen konnte.
    »Der
Mörder, den Sie suchen, ist ein gewisser Kiesler«, eröffnete Jahn.
    Fidibus
fiel fast von seinem Stuhl. »Das ist doch jetzt nicht Ihr Ernst, Herr Jahn«,
ereiferte er sich und sprang auf. »Schon wieder Kiesler. Das Thema war doch eigentlich
gerade abgehakt worden. Fast eine Woche Polizeiarbeit sowie Tausende von
Kilometern nach Skandinavien und zurück, und dann sollen wir doch wieder nach
einem Kiesler suchen? Tststs, wissen Sie was, Herr Jahn, ich glaube, dass Sie
uns hier nach allen Regeln der, äh … Traufe einen Floh aufs Ohr binden
wollen. In der Tat.« Beifallheischend blickte er in die Runde, aber die Runde
blickte nur verständnislos zurück. Als Einziger ließ sich Hans Günther Jahn
nicht beirren und fuhr fort.
    »Es ist
so: Der Mann heißt Moritz Kiesler. Ein Hammerskin aus Wunsiedel, ein
gewissenloser Mörder, Sadist und Psychopath.«
    »Aber
wieso tut er das alles?«, fragte Huppendorfer entsetzt.
    Jahn
drehte den Kopf, schaute ihn aus eiskalten Augen an, bevor er antwortete. »Weil
es ihm Spaß macht, und weil ich seinen Bruder auf dem Gewissen habe. Ich habe
seinen Zwillingsbruder Hans nördlich des Polarkreises töten müssen. Im
Nachhinein hätte ich Moritz Kiesler ebenfalls umbringen sollen, das Schwein.«
    Für einen
Moment machte sich betretenes Schweigen breit. Die Anwesenden beschlich eine
leise Ahnung, was für eine Odyssee dieser Mann da vor ihnen durchgestanden
hatte, bevor er hier Rede und Antwort stehen konnte.
    »Die
Kiesler-Zwillinge«, sagte nun Gregor Zobel mit wissender Stimme. »Die zwei sind
Rutger Kesselrings Leibgarde. Zwei absolut skrupellose Figuren. Das HS unter dem schwarzen Hakenkreuz, von dem Sie erzählt
haben, ist übrigens das Zeichen, Wappen, wie auch immer Sie wollen, der
Division Hess.«
    »Aber
jetzt gibt es nur noch einen der Zwillinge«, mischte

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