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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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aufgequollene Gesicht des Piloten strahlte. »Schmitt. Der Mann, der mir den
Schwinger verpasst hat, heißt Bernd Schmitt.« Kaum dass er seine Aussage
gemacht hatte, bemerkte er, wie die Umstehenden zusammenfuhren und die Luft
anhielten.
    »Sind Sie
sicher?«, fragte Haderlein Kaim in der Hoffnung, er könnte sich getäuscht
haben. »Bernd Schmitt?«
    »Absolut
sicher«, bekräftigte der Pilot seine Aussage. »Mein ganzes Leben werde ich
dieses Gesicht und diesen Namen nicht mehr vergessen. So wahr ich hier sitze
und Albrecht Kaim heiße.« Wie zur Bekräftigung nahm er einen weiteren tiefen
Schluck aus der Wasserflasche.
    Haderlein
stand auf, begab sich zu seinem Chef Robert Suckfüll und winkte auch
Huppendorfer dazu. »Lagerfeld hat doch keinen Pilotenschein, oder weiß hier
jemand mehr als ich?«, fragte er in die Runde, aber sein Chef und Huppendorfer
verneinten. Entweder war der Schlag auf den Kopf des Piloten doch von größerer
gesundheitlicher Tragweite, als es zunächst schien, oder die Sache war noch
weitaus komplizierter als ohnehin schon. Haderlein beschloss zu improvisieren.
Eigentlich war Improvisation ja Lagerfelds Terrain, aber warum nicht auch
einmal seinem jungen Kollegen nacheifern?
    Er setzte
sich wieder neben Kaim und zog das Foto heraus, das ihm die Architektin von der
Weihnachtsfeier auf der Stufenburg gegeben hatte. »Schauen Sie sich dieses Foto
doch einmal genau an, Herr Kaim. Ist dieser Bernd Schmitt vielleicht irgendwo
darauf zu sehen? Lassen Sie sich ruhig Zeit, seien Sie gründlich beim
Betrachten.«
    Doch
Albrecht Kaim hielt sich nicht unnötig auf. »Da hinten, der Große mit dem Bart.
Das isser. Das ist Bernd Schmitt!«, rief er. »Nur der Bart ist jetzt weg. Jetzt
ist er mehr so unrasiert. Trägt einen Dreitagebart. Aber er ist es, ganz
sicher.«
    Haderlein
nahm das Foto wieder an sich. »Nein, das ist er nicht«, widersprach er grimmig,
während Huppendorfer und Fidibus mit fragendem Blick näher gekommen waren. »Der
Mann, der gestern hier war, hat sich nur den Namen meines Kollegen ausgeliehen.
Sagen Sie, Herr Kaim, und Sie sind sich ganz sicher, dass der Mann allein war?
Da saß nicht noch jemand im Lastwagen?«
    Der Pilot
schüttelte den Kopf. »Nee, der war allein. Und im Führerhaus hat auch niemand
gesessen, das hätte ich doch gesehen.«
    »Gut,
Herr Kaim, letzte Frage: Gibt es eine Möglichkeit, festzustellen, wo der
Hubschrauber hingeflogen ist?« Erwartungsvoll blickte Haderlein den Piloten an.
    Kaim
nickte bereits heftig. »Normalerweise schon. Jedes motorbetriebene Fluggerät in
Deutschland hat einen sogenannten Transponder an Bord. Dieser Transponder
sendet während des Fluges ein Signal an die Flugsicherung, sprich den
nächstgelegenen Flughafen, damit die Flugsicherung jederzeit weiß, wer wo im
deutschen Luftraum unterwegs ist. Um es ganz genau zu sagen: Der Flug, egal
wohin, hätte sogar angemeldet werden müssen. Man könnte den Transponder
natürlich auch abschalten, aber wenn ein Fluggerät ohne Transponderkennung vom
Radar erfasst wird, steigen fünf Minuten später ein paar Tornados oder
Eurofighter auf, um zu überprüfen, wer sich da in der Luft rumtreibt. Keine
Chance, unentdeckt zu bleiben. Dieser Hubschrauber und seine Flugroute sind mit
Sicherheit dokumentiert.«
    Haderlein
erhob sich so abrupt, dass der Krankenwagen aufgrund des plötzlichen
Gewichtsverlustes kurz nach oben wippte. »Gut, Herr Kaim, das war’s dann. Einer
der Kollegen wird Sie nun nach Hause bringen, dann können Sie sich erst einmal
ausschlafen. Wenn wir noch Fragen haben, werden wir uns wieder bei Ihnen
melden. Vielen Dank.« Haderlein gab ihm kurz die Hand, dann versammelte er Fidibus
und Huppendorfer um sich, zeigte ihnen das Bild und klärte sie über die
Herkunft des Fotos auf.
    »Dann hat
also dieser Kiesler den Hubschrauber entführt«, stellte Huppendorfer fest.
»Aber was spielt Lagerfeld für eine Rolle in der ganzen Angelegenheit? Wieso
hat Kiesler seinen Namen benutzt?«
    »Tja, das
ist die Eine-Million-Dollar-Frage«, sagte Haderlein, der bereits eine Vermutung
hatte. »Aber ehe wir die klären, wirst du, Cesar, herausfinden, ob dieser
Hubschrauber bei der Flugsicherung registriert wurde. Wenn ja, dann bin ich
sehr gespannt, wohin die Reise ging.«
    Während
Huppendorfer eilig abdampfte, sagte Fidibus: »Gut, Haderlein, dann werde ich
mal den sehr geschätzten Kreisrat Georg Fiesder in sein Verlies begleiten. Das
wird sicher ein sehr kurzweiliges Unterfangen. Und bevor

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