Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
und sich eine dieser
Zigaretten zu schnappen, dann würde er sich nach Erlangen zu Siebenstädter auf
den Weg machen, vielleicht hatte der ja etwas herausgefunden, und
schlussendlich, wenn noch Zeit war, den Tabakwarenladen besuchen. Er griff sich
den Ersatzschlüssel des Freelanders und ging gedankenverloren zu seinem Wagen
zurück.
    Lagerfeld
stieg aus dem immer noch pfeifenden Hubschrauber, erleichterte sich und folgte
dann Hans Günther Jahn, bis dieser an einer beleuchteten Stahlsäule etwa
fünfzehn Meter entfernt stehen blieb, eine ordinäre Visa-Karte in einen Schlitz
steckte und ein paar Zahlen eintippte.
    »Und was
machen wir hier auf diesem verlassenen Flugplatz?«, fragte Lagerfeld
argwöhnisch.
    »Tanken«,
antwortete Jahn, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Kurz darauf
ertönte ein leises Piepen, und etwa zehn Meter neben dem Hubschrauber fuhr eine
weitere Säule aus dem Boden. HG kletterte derweil
auf den Hubschrauber, dessen Rotoren sich nur noch unmerklich drehten und
öffnete an dessen Oberseite eine Art Bajonettverschluss.
    »He,
Bernd, reich mir doch bitte mal den Einfüllstutzen!«, rief er und deutete auf
die rot-weiße Säule.
    Lagerfeld
ging um das merkwürdige Objekt herum, in das wie an jeder üblichen Tankstelle
ein ganz normaler Tankstutzen integriert war. Er staunte und zog an dem
Tankschlauch, der mit erstaunlicher Leichtigkeit aus der Säule herausglitt. Er
reichte den Schlauch Jahn, der ihn in die Öffnung hinter den Rotorblättern
steckte, bevor er vom Helikopter heruntersprang, zur Tanksäule ging und auf den
großen roten Knopf drückte. Sofort erzitterte der schwarze Tankschlauch, und ein
beleuchtetes Zählwerk in der Säule begann zu laufen.
    »Praktisch,
nicht wahr?« Jahn rieb sich zufrieden die Hände »Da gehen ziemlich viele Liter
rein, wir haben also ein paar Minuten Zeit. Frag mich jetzt, was du fragen
willst, denn nachher muss ich mich wieder aufs Fliegen konzentrieren. Aber ich
sag dir lieber gleich, dass ich nicht alle Fragen beantworten werde.«
    »Na,
super«, giftelte Lagerfeld ironisch, der sich inzwischen seine Jacke geholt und
übergezogen hatte. Es war kalt geworden. »Du redest wie ein aalglatter
Provinzpolitiker, HG . Das kannst du dir wirklich
schenken, von denen hab ich nämlich daheim genug. Sag mir lieber, was du
vorhast. Du wirst weiterfliegen, richtig?« Gespannt wartete er auf die Antwort
seines Gegenübers.
    »Ja, das
werde ich. Und ich bitte dich mitzukommen. Ich brauche dich, Bernd, in deiner
Funktion als Polizist, Freund und Lebensversicherung.«
    »Für
gleich so viel also, so so.« Lagerfeld kramte hektisch seine zerknautschte
Packung Zigaretten aus der Jacke hervor, er hatte ganz dringend eine zur
Beruhigung nötig. »Tsts, Lebensversicherung«, echote er ungläubig und
schüttelte verärgert den Kopf.
    »Nicht
für mich, sondern für viele andere, Bernd.«
    »Na,
super!« In gespielter Verzweiflung warf Lagerfeld die Arme in die Luft. »Das
klingt ja überaus schrecklich. Also sollen gleich ganz viele umkommen. Aber
ganz bestimmt kann mir Herr Jahn jetzt nicht sagen, wie, weshalb, warum oder
wo. Und trotzdem soll ich für dich den Affen spielen? Warum, denkst du, sollte
ich das tun, hä? Bin ich dir vielleicht irgendetwas schuldig, was ich vergessen
habe, HG ?«
    Jahn
schaute ihn überrascht an. »Ich habe dir das Leben gerettet, Bernd. Schon
vergessen? Ohne mich würdest du schon längst im Garten vom Rotenhenne liegen.«
    Lagerfeld
beeindruckte der Einwand nicht, ganz im Gegenteil. »Aha, sehr schön, mir das
Leben gerettet hast du also. Und wer hat es auf mich abgesehen gehabt, du
Klugscheißer? Kannst du mir das vielleicht auch sagen? Ich wollte mich dort
jedenfalls nicht umbringen lassen, HG . Ich wollte
nur meine Jacke und mein Handy holen. Wollte der Baron mich vielleicht
abknallen? Und wenn nicht der, wer dann? Verrat mir halt wenigstens, wer auf
Rotenhenne geschossen hat.«
    Aber Jahn
schüttelte mit traurigem Gesichtsausdruck den Kopf. »Das kann ich nicht, Bernd.
Ich habe mich dort mit jemandem treffen wollen, um das Schlimmste zu
verhindern. Hat aber nicht geklappt, wie du ja gemerkt hast. Ich kann dir nur
sagen, dass du durch puren Zufall da hineingeraten bist und mir das leidtut. Du
warst nicht das Ziel, genauso wenig wie der Baron. Sie hatten es auf mich
abgesehen. Aber das zu erklären, dauert jetzt viel zu lange. Immerhin kann ich
dir sagen, dass in Nullkommajosef die Sanis da waren und den Baron
abtransportiert

Weitere Kostenlose Bücher