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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Gespannt
schaute Lagerfeld seinen alten Freund an.
    »Ja,
waren wir, nur nicht offiziell, verstehst du? Wir waren stets zu viert in den
Teams unterwegs. Es gab einen Leadman, einen Sprengstoffexperten, einen Funker
und einen mit erweiterter Sanitätsausbildung. Kämpfen konnten wir alle, aber
jeder verfügte sozusagen nur über eine Zusatzqualifikation.« Jahn schaute
gedankenversunken auf die Tischplatte, während sich hinter ihnen die Mikrowelle
mit einem leisen »Ping!« ausschaltete. Wenn er von dieser Zeit erzählte, kamen
jedes Mal diese unangenehmen, teilweise quälenden Erinnerungen zurück.
    Lagerfeld
ließ ihm einen Moment Zeit, dann wollte er es genau wissen. »Und welche Rolle
hattest du in diesem Team?«
    »Hans
Günther war unser Leadman«, antwortete Ewald und stellte drei dampfende
Hühnchengerichte mit Nudeln auf den Tisch. »Ich war der Medi.« Er lächelte.
»Eigentlich bin ich sogar fast fertig ausgebildeter Arzt, aber danach fragt
dich in diesem Job keiner.«
    Lagerfeld
nickte, dann konzentrierten sich die drei Männer minutenlang schweigend auf das
Essen. Der Erste, der Messer und Gabel weglegte, war Ewald Schweigert. Er stand
auf und kam mit drei gefüllten Gläsern zurück.
    »Das
nennt sich hier Bier, aber eigentlich ist es eher so eine Art Hopfenblütentee«,
grinste er. »Ursprünglich wollten wir uns ja zusammen hier niederlassen und
eine Fluglinie gründen, HG und ich. Aber mein
lieber Leadman a.D. hat es sich dann doch anders überlegt und bei ›Norsk Oil‹
angeheuert. Schließlich hat er sich selbstständig gemacht und übernimmt jetzt
Tauchfahrten, die der Tiefseeerkundung dienen, richtig?«
    Hans
Günther Jahn nickte mit einem schiefen Grinsen, während er mit dem letzten Rest
des Hühnchens kämpfte. Das Fleisch des Fertiggerichtes war ein zäher Gegner,
aber er war sicher, er würde schlussendlich obsiegen.
    »Und sein
alter Kumpel Ewald fliegt stattdessen Touristen durch die Gegend«, frotzelte
Ewald Schweigert.
    »Und was
ist mit der Frauenthematik, jetzt, wo die Bundeswehr passé ist? Seid ihr beiden
verheiratet, habt ihr Kinder?«, fragte Lagerfeld und bemerkte wieder, wie HG zusammenzuckte. Hektisch hob Ewald sein Bierglas.
Alles klar, die beiden wollten nicht über das Thema reden.
    »Also,
Freunde, lasst uns trinken auf die Guten und Aufrechten in dieser Welt, skål !«, rief Ewald und führte das Glas an seine Lippen. HG tat es ihm nach, und auch Lagerfeld trank mit tiefen
Zügen das bierähnliche Gebräu. Für einen Bamberger Bierkenner war das eine
absolute Zumutung, allerdings waren die alkoholischen Alternativen, war man in
jenem Bierparadies aufgewachsen, von jeher beschränkt. Nun gut, der
Höflichkeiten waren jetzt genug gewechselt worden. Es war die Zeit für konkrete
Antworten gekommen.
    »Also, HG , ich möchte jetzt doch etwas Konkretes von dir
erfahren. Ich bin ja nicht zum Urlaub hier, und bei aller Freundschaft: Das
hier kann mich erstens meinen Job kosten, und zweitens habe ich noch einen
Mordfall aufzuklären«, ereiferte er sich. »Wenn ich jetzt nichts Genaueres von
dir zu hören bekomme, werde ich daheim in Deutschland anrufen und mich abholen
lassen.« Er griff demonstrativ in seine Jacke, um das Handy herauszuholen,
musste jedoch feststellen, dass es nicht da war. Weder in der Jacke noch in der
Hose. Dann fiel es ihm wieder ein: Sein Telefon musste noch immer bei der
Holzbank im Garten liegen, wo es ihm bei dieser Nacht-und-Nebel-Aktion
herausgefallen war. Verdammter Dreck!
    HG musste lachen. »He,
Bernd, dann versuch’s doch mal mit Rauchzeichen. Sind ja nicht mehr als
tausendfünfhundert Kilometer Luftlinie.«
    Lagerfeld
schaute grimmig von einem zum anderen.
    »Weißt du
was? Wir fahren jetzt in die Innenstadt, dann erkläre ich dir auch, wie wir
weitermachen«, schlug HG einen versöhnlicheren
Ton an. »Tina wird uns begleiten und so lange auf dich aufpassen, bis wir
wieder da sind.« Er erhob sich, und Ewald und ein granteliger Lagerfeld folgten
ihm. Seine Stimmung hob sich allerdings flugs in unerwartete Höhen, als sich
vor dem Gebäude Tina vorstellte. Eine schlanke, gut aussehende junge Frau mit
langen braunen Haaren streckte ihm lächelnd ihre gepflegte Hand entgegen.
    »Hallo,
Bernd«, grüßte sie ihn. »Mein Vater hat mich gebeten, dir Risør zu zeigen,
während er mit Hans Günther unterwegs ist.«
    Ewald
lächelte wissend, und der überraschte Kommissar schüttelte mit unbeholfenem
Lächeln die dargebotene Hand. Er wusste nicht so

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