Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
recht, was er sagen sollte,
was selten genug vorkam. Aber für Plaudereien war sowieso keine Zeit, denn Jahn
drängte zur Eile und verfrachtete sie in einen älteren VW  Golf,
in dem sie umgehend das Gelände verließen und die Richtung nach Risør
einschlugen.
    In der
Stadt verabschiedeten sich Ewald und seine Tochter mit dem Hinweis, noch
Erledigungen tätigen zu müssen. Jahn ging derweil mit Lagerfeld zum Hafen
hinunter und setzte sich mit ihm bei schönstem Sonnenschein auf eine Bank, von
der aus man einen Blick über den alten Hafen und dessen geschäftiges Treiben
hatte. In Lagerfeld machte sich eine innere Ruhe breit, dafür konnte man HG eine immer größere Nervosität anmerken.
    »Ich muss
noch jemanden zurückbringen, Bernd. Jemanden, der mir sehr viel bedeutet. Wenn
ich es nicht zumindest versuche, würde ich es mir niemals verzeihen.«
    Lagerfeld
zog die Augenbrauen hoch. »Also doch eine Frauengeschichte?«
    Jahn
nickte. »Wenn du es so nennen willst. Ich hatte bisher nie Glück mit Frauen.
Aber jetzt habe ich die Richtige gefunden – und sie gleich in den größten
Sumpf mit hineingezogen, den man sich nur vorstellen kann.«
    »Und du
willst mir nicht vielleicht endlich sagen, von was für einem Sumpf wir da
reden? Vielleicht kann ich dir ja doch helfen.« Lagerfeld meinte seine Worte in
diesem Fall sogar ehrlich und verfolgte keine kriminalistisch taktischen
Absichten. Hans Günther Jahn blickte auf das Wasser hinaus, griff in seine
Lederjacke und holte einen Notizblock hervor. Aus einer anderen Jackentasche
zog er einen dicken Edding-Filzstift und ein kleines GPS -Gerät.
Er schaltete es ein und wartete einen Moment, dann krempelte er seinen linken
Hemdsärmel hoch und schrieb mit dem Stift langsam und genau die Zahlen, die das GPS -Gerät anzeigte, auf seinen Unterarm. Er
schien einen Entschluss gefasst zu haben. Als er fertig war, krempelte er den
Ärmel wieder zurück und notierte mit dem Edding noch etwas in seinen
Notizblock. Dann riss er das beschriebene Blatt aus dem Block und reichte es
wortlos Lagerfeld herüber. Verdutzt nahm der junge Kommissar das Blatt und las.
    »Bryggen
Tracteursted, Bergen.
Nach
Roald fragen. Päckchen.
Gruß,
Skipper«
    »Bernd,
ich bitte dich, auf mich zu warten. Hier an dieser Bank. Drei Tage lang von
heute an, immer zwischen zehn und zwölf Uhr. Wenn ich währenddessen nicht
wieder auftauche, ist es nicht so gelaufen wie erhofft. Und selbst wenn ich es
schaffe, könnte es sein, dass ich nicht mehr der Gleiche bin.« Er stockte für
einen Moment, bevor er leiser fortfuhr. »Aber wenn alles schiefgeht, dann werde
ich gar nicht wiederkommen, Bernd. In diesem Fall fahr nach Bergen und hol das
Päckchen ab, Roald weiß Bescheid. Den Rest wirst du dann schon irgendwie
rausfinden, du bist ja ein guter Polizist. Alles klar?«
    Lagerfeld
sah ihn zerknirscht an. Nein, nichts von dieser Geschichte war klar. Was ihm
allerdings sofort klar war, war der Umstand, dass er
von nun an erst einmal nichts mehr aus HG herausbringen würde. Denn der würde seinen Plan durchziehen, koste es, was es
wolle. So war er halt, so war er schon immer gewesen.
    »Schreib
wenigstens noch meine Handynummer auf, HG , nur
für alle Fälle«, sagte er noch. Er gab ihm ein Stück Papier, das er zufällig in
der Jacke hatte, und ein weiteres – den Kantinenplan der Bamberger
Polizeidienststelle – als Schreibunterlage. Während er Jahn die Nummer
diktierte, fiel ihm alles wieder ein. »Mist, HG ,
du kannst die Nummer gleich wieder vergessen, das Handy hab ich ja gar nicht
mehr.«
    HG strich die Nummer wieder
mit seinem dicken Filzstift durch, als Ewald mit seiner hübschen Tochter Tina
zurückkam. Anscheinend waren ihre Einkäufe zur vollsten Zufriedenheit
verlaufen. Gemeinsam gingen sie zum Auto und fuhren wieder zum »Airfield
Risør«. Kaum waren sie in dem kleinen Gebäude des privaten Flugplatzes von
Ewald Schweigert angelangt, ging Tina mit ihrem Vater in die Küche, und HG packte ihn von hinten mit einem eisenharten Griff.
    »Was soll
der Scheiß?«, rief der Kommissar empört, aber reichlich hilflos. Er konnte noch
sehen, dass Ewald mit einer kleinen Spritze in der Hand aus der Küche kam, dann
versenkte der ehemalige KSK -Spezialist für
Medizin schon die Nadel durch die Hose hindurch in seinen Allerwertesten.
Lagerfeld bewegte sich noch eine knappe Minute in Jahns Armen und belegte alle
Anwesenden mit den wüstesten Drohungen und Flüchen, dann bemächtigte sich
seiner eine bleierne

Weitere Kostenlose Bücher