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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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Edison, der sich in professioneller Eifersucht verzehrte.
    Drei Techniker, echte diesmal, erschienen und öffneten die Kapsel. Guess trat zur Luke. »Wie ich sagte, werden sie nicht zu Ihnen sprechen können, aber Sie können einen Blick hineinwerfen. Bedenken Sie, daß unsere Kryonauten sich der seit ihrem Start verstrichenen Zeitspanne nicht bewußt sind.« Er steckte den Kopf durch die Luke, und ich hörte seine Stimme gedämpft sagen: »Neunzig Tage tiefgekühlt in der Umlaufbahn, und ...« Er brach plötzlich ab. Wir warteten. Nichts. Er sprach nicht, er rührte sich nicht. Einer der Techniker berührte seine Schulter. Keine Reaktion. Die beiden anderen kamen zu ihm, und nach besorgtem Gemurmel zogen sie Guess langsam aus dem Luke zurück. Er bewegte sich wie ein Schlafwandler, und als sie ihn losließen, blieb er unbeweglich stehen. Die Techniker blickten in die Kapsel, und als ihre Köpfe wieder zum Vorschein kamen, hatten sie weiße und verblüffte Gesichter.
    Ich mußte sehen, was geschehen war. Mit der Menge drängte ich zur Kapsel. Als ich endlich einen Blick ins Innere tun konnte, sah ich die drei Kältesärge. Es lagen keine Kryonauten darin. Bis auf drei teigig aussehende nackte Ratten waren die Särge leer. Die Menge stieß mich weiter, und durch den Stimmenlärm hörte ich Fee 5 schrillen: »Guig! Hierher! Bitte, Guig!« Sie war beim Steuerpult. Ich arbeitete mich zu ihr durch und sah Guess zu ihren Füßen am Boden liegen und sich mit Schaum vor dem Mund in einem epileptischen Anfall winden.
    »Schon gut, Fee. Laß mich nur machen.« Ich tat, was getan werden mußte, öffnete ihm die Kleider und achtete darauf, daß er sich nicht verletzte. Fee war entsetzt; ein Anfall ist immer schreckenerregend. Dann stand ich auf und brüllte: »Gruppe! Hierher!« Alle vier waren bald darauf zur Stelle. »Keiner braucht ihn zu sehen«, sagte ich. »Hast du dich gefaßt, Fee?«
    »Nein.«
    »Du mußt dich zusammenreißen. Hat dein Chef ein Büro? Irgendeinen Raum, in den er sich zurückzieht, wenn er in Ruhe gelassen sein will?« Sie nickte. »Gut. Meine Freunde werden ihn tragen. Du zeigst ihnen, wohin er zu bringen ist. Dann kommst du sofort hierher zurück. Hast du verstanden? Du wirst für Guess Fragen beantworten müssen, wenn die Leute wissen wollen, was passiert ist. Ich werde bei dir bleiben. Meine Freunde werden dem Chef beistehen. Jetzt geh!«
    Fünf Minuten später war sie wieder da, außer Atem, einen weißen Labormantel über dem Arm. »Zieh ihn an, Guig. Du bist einer von seinen Assistenten.«
    »Nein. Du mußt selbst damit fertig werden.«
    »Aber du bleibst bei mir?«
    »Ich bin hier.«
    »Was soll ich tun? Was soll ich sagen? Ich bin nicht so klug.«
    »Doch, das bist du, und ich habe dich nicht umsonst drei Jahre lang gedrillt. Vor allem brauchst du jetzt Selbstsicherheit und Haltung. Bist du bereit?«
    »Noch nicht. Sag mir, was den Chef umgehauen hat.«
    »Die Kryonauten sind nicht in ihren Särgen. Sie sind verschwunden. In jedem Sarg ist etwas, das wie eine nackte Ratte aussieht, sonst nichts.«
    Sie begann zu zittern. »O Gott!« Ich wartete ab. Dies war nicht die Zeit, sie zu verhätscheln; sie mußte es aus eigener Kraft schaffen. Und sie schaffte es. »In Ordnung, Guig. Ich bin soweit. Was jetzt?«
    »Bitte um Aufmerksamkeit. Und vergiß nicht: Selbstsicherheit und Haltung. Ich werde dir die Stichworte geben.«
    Sie hatte tatsächlich den Mut, mit einem Mikrophon in der Hand auf das Steuerpult zu steigen und mit einer gebieterischen Armbewegung zu rufen: »Meine Damen und Herren! Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. (Was nun, Guig?)«
    »Sag, wer du bist.«
    »Ich bin die Assistentin von Doktor Guess. Sicherlich werden Sie mich hier am Steuerpult gesehen haben. (Und nun?)«
    »Nur nicht Trübsal blasen. Dies ist keine Katastrophe, sondern eine Herausforderung.«
    »Meine Damen und Herren, im Verlauf unseres kryogenischen Experiments ist eine ungewöhnliche Wendung eingetreten, und Sie hatten den Vorzug, dabeizusein. Ich beglückwünsche Sie. Es war unerwartet, aber wie Doktor Guess sagt, ist es die Essenz der Entdeckung, zu finden, wonach man nicht gesucht hat. Doktor Guess analysiert diese überraschende Entwicklung mit seinem Stab.« Sie legte den Kopf auf die Seite, als lausche sie, dann fuhr sie fort: »Ja, ich weiß, was Sie sich alle fragen: werden wir nach diesem Ereignis mit den Vorbereitungen für die Pluto-Mission fortfahren oder nicht. Doktor Guess und seine

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