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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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Umgebung aufwachen. Wohnt er irgendwo?«
    »In der Erie-Reservation. Da können wir nicht hin.«
    »JPL kommt auch nicht in Frage. Gibt es einen anderen Ort?«
    »Er lehrt hier an der Union Carbide-Universität«, sagte Fee.
    »Hat er da ein Büro?«
    »Ja, aber die meiste Zeit arbeitet er über den Extrocomputer.«
    »Was ist das?«
    Fee warf mir einen hilfesuchenden Blick zu, und ich sagte: »Union Carbide hat einen unbegrenzten Computerkomplex gebaut. Man nannte sie zuerst ›dehnbare Computer‹, aber jetzt hat sich die Bezeichnung Extrocomputer durchgesetzt. In dieses Ding wurden alle Daten seit Anbeginn der Zeit eingespeichert, und er hat immer noch Speicherkapazität frei.«
    »Gut. Dann machen wir es im Computerkomplex.« Sie zog einen Block aus ihrem Werkzeugkasten und kritzelte etwas darauf. »M'bantu, hier! Geh mit diesem Rezept zu Upjohn und bring die Ampulle ins Computerzentrum von Union Carbide. Laß dich von niemand aufhalten. Das Zeug kostet ein Vermögen. Und sag Upjohn, er soll die Rechnung auf meinen Namen ausstellen.«
    »Darf ich fragen, unter welchem Namen du zur Zeit segelst, Borgia?« fragte M'bantu.
    »Verdammt! Wer bin ich jetzt? Ach ja, Cipolla. Doktor Renata Cipolla. Nun geh.«
    »Renata Zwiebel!« rief ich ungläubig.
    »Warum nicht? Hast du vielleicht was gegen Zwiebeln? Edison, ich brauche einen Sterilisator und eine Sauerstoffmaske. Du mußt mitkommen und dein Werkzeug bringen.«
    »Sterilisator?« wisperte Fee entsetzt. »Sauerstoffmaske?«
    »Möglicherweise wird eine Herzmassage notwendig. Nemo! Nemo!« Keine Antwort. Sie stampfte hinaus, und ich folgte ihr zum Teich, wo er mit Laura spielte, seinem zahmen Kraken. Alle Goldfische waren verschwunden, und ich zweifelte nicht daran, daß er ein paar von ihnen gegessen hatte, bloß um Laura Gesellschaft zu leisten. Borgia warf Steine ins Wasser, bis er an die Oberfläche kam. »Wir gehen. Du kannst inzwischen das Haus bewachen. Laß keine Fremden 'rein und bleib in der Nähe, damit wir dich erreichen können.«
    Wir kehrten ins Haus zurück, wo sie und Edison ihre Sachen packten. Als Fee und ich den Häuptling hinausführten, sah ich Nemo auf dem Rücken im Wasser treiben, prustend wie ein Wal und umschlungen von den acht Armen seines Kraken.
     

 
4.
     
    Es war kein Problem, ins Computerzentrum hineinzukommen: ja, Doktor, nein, Doktor, gewiß, Doktor. Der Schlafwandler gab eine gute Fassade ab. Im Zentrum waren ein paar helle Köpfe, die sich den Abend damit vertrieben, daß sie gegen den Extro Schach spielten (und verloren). Nach einigem Palavern schickten wir sie hinaus und legten den Häuptling auf den Boden. Natürlich war das Zentrum betriebsbereit, nicht anders als die ganze Universität. Ein Computer wird nie ausgeschaltet, und heutzutage wird überall vierundzwanzig Stunden durchgearbeitet. Wie sollte man in einer durchrationalisierten Welt die vielen Millionen Arbeitslosen beschäftigen, wenn nicht durch die Einrichtung von täglich zwölf Zweistunden-Schichten?
    Jeder weiß, wie ein Computerkomplex aussieht – die Reihen der Metallschränke in der Mitte, und ringsum die Eingabe- und Ausgabestationen und die Satellitencomputer. Der einzige Unterschied beim Extro ist, daß die Satelliten wiederum von Satelliten gespeist werden. Die meisten dieser äußeren Satelliten sind über das ganze Land verstreut bei den Großkunden aufgestellt. Man muß sich auskennen und die richtigen Kanäle benützen, um zum Chef vorzudringen, und er ist ziemlich kurz angebunden. Seine Arbeit besteht darin, Fragen anzunehmen, die niemand beantworten kann, sie durch die Unendlichkeit seiner gespeicherten Daten zu bewegen und dann mit einer bündigen Antwort wieder auszuspucken.
    M'bantu kam mit der Ampulle, als Lucy Borgia und Edison das Sauerstoffgerät aufgebaut und ihre Instrumente bereitgelegt hatten. Der Ampulleninhalt wurde in eine Injektionsspritze umgefüllt, und Borgia blickte prüfend umher. »Fertig, Ed?«
    »Alles bereit.«
    »Du mußt jetzt 'raus, Fee.«
    »Ich geh nicht.«
    »Raus.«
    »Warum soll ich 'raus?«
    »Es wird kein schöner Anblick sein, Kind. Du wirst es nicht ertragen.«
    »Ich bin kein Kind mehr.«
    Borgia zuckte die Schultern. »Wie du willst. Aber wenn du schreist, fliegst du sofort 'raus. Verstanden?«
    Sie beugte sich über den Häuptling und verabreichte ihm die Spritze. »Sieh auf die Uhr, Guig.«
    »Wann soll ich mit dem Zählen anfangen?«
    »Ich sag' dir Bescheid.«
    Wir warteten, ohne zu wissen, was geschehen

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