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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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sagtest ...«
    »Mein Lieber, du heiratest die Tochter eines bedeutenden Mannes. Ich sage es nicht gern, aber du heiratest über deinem Stand. Ohne zeremonielle Feierlichkeiten geht es nicht ab. Überlaß das nur mir und sei ganz unbesorgt.«
    Im Laufe der nächsten Stunde trafen ungefähr fünfzig Personen ein. »Nicht der ganze Stamm«, erklärte Sequoia, »sondern nur die Blutsverwandten.« Er hatte sein Gesicht mit einer schreckenerregenden Bemalung bedeckt und war kaum noch zu erkennen. Hinter dem Haus sang ein Chor junger Krieger (wahrscheinlich lauter abgewiesene Freier) traurige, zornige Lieder. Vier athletische Burschen trugen einen riesigen Kabinenkoffer von der Dachkammer herunter, während Schwester besorgt um vorsichtige Behandlung zu bitten schien.
    »Ihre Aussteuer«, sagte der Häuptling.
    »Aussteuer? Ich habe elf Millionen. Ich brauche ...«
    »Tradition. Sie kann nicht mit leeren Händen zu dir kommen. Oder möchtest du die Mitgift lieber in Pferden und Vieh haben?«
    Ich fand mich darein, mit einem Schrank voll Selbstgesponnenem zu leben. Irgendwo mußte es eine unerschöpfliche Speisekammer geben. Mama überschüttete die Verwandtschaft mit Lebensmitteln, die für fünfhundert gereicht hätten, obwohl die Besucher ihren eigenen Proviant mitgebracht hatten. Schwester verschwand für längere Zeit, und als sie wieder zum Vorschein kam, trug sie das traditionelle Frauengewand, aber nicht aus Wildleder, sondern aus feinster Schantungseide. Auch trug sie Stirnreif, Halskette und Armbänder, die mit Türkisen besetzt zu sein schienen. Erst viel später entdeckte ich, daß es unbearbeitete Smaragde waren.
    »Gut«, sagte Sequoia, nachdem er seine Schwester kritisch betrachtet hatte. »Gehen wir.«
    »Darf ich fragen, wohin?«
    »Ich stelle euch meine Hütte zur Verfügung. Das ist auch Tradition. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Bloß eine, Bruder. Ich belästige dich wirklich nicht gern, wenn du so beschäftigt bist, aber würde es dir was ausmachen, mir den Namen meiner Frau zu sagen?«
    Das schaffte ihn wirklich. Schließlich keuchte er: »Natoma – Natoma Guess.«
    »Sehr nett.«
    »Und wie ist deiner? Ich meine derjenige, mit dem du angefangen hast?«
    »Edward Curzon.«
    »Natoma Curzon. Klingt ganz nett. Also los, lassen wir die Zeremonien über uns ergehen.«
    Sie dauerten drei Tage, und in den Nächten sorgte Natoma dafür, daß ich nicht zur Ruhe kam, obwohl es mit der Verständigung haperte. Sie schien entschlossen, alles, was sie in den letzten Jahren versäumt haben mochte, möglichst auf einmal nachzuholen. Zuerst hatte ich sie für ein ernstes, beherrschtes Mädchen ohne viel Sinn für Humor gehalten, doch nun wurde mir klar, daß das traditionelle Leben in der Reservation ihr Verhalten bestimmt hatte; sie war es nicht gewohnt, alle Facetten ihres Wesens gleichzeitig zu zeigen, aber sie lockerte sich bald auf.
    Eine große Überraschung gab es, als sie mir ihre Aussteuer zeigte. Sie öffnete den Kabinenkoffer, als erwarte sie, daß der explodiere, dann winkte sie mich näher. Ich schaute hin und sah, was ich erwartet hatte: selbstgewebte Stoffe in bunten Mustern. Dann nahm sie die Stoffe heraus, und es verschlug mir den Atem.
    In samtausgeschlagenen Koffereinsätzen ruhte ein komplettes Speiseservice der königlichen Porzellanmanufaktur Sèvres aus dem achtzehnten Jahrhundert für zwölf Personen. Seit Jahrhunderten hatte es so etwas nur in Museen gegeben, und höchstens drei Prozent der Erdbevölkerung waren reich genug, um es heutzutage zu kaufen. Das Service bestand aus zweiundsiebzig Teilen, und wie die Guess-Familie in seinen Besitz gelangt war, würde ich ein andermal in Erfahrung bringen müssen. Natoma sah die Ehrfurcht in meinem Gesicht, lachte, nahm einen Teller, warf ihn in die Luft und fing ihn auf. Ich war einer Ohnmacht nahe. Sequoia hatte recht: ich hatte über meinem Stand geheiratet.
    Ich mußte ihr sagen, daß sie ein wertvollerer Schatz sei als ihre großartige Mitgift. Also schloß ich den Koffer, setzte mich auf die Kante, nahm sie auf den Schoß und sagte es ihr so freundlich und zärtlich, daß sie zu weinen und zu lachen begann. Ich weinte und lachte schließlich selbst, und wir drückten unsere nassen Gesichter aneinander, und ich wußte, daß Jacy recht hatte. Zweihundert Jahre lang hatte ich nur für mechanisches Vergnügen gelebt. Nun war ich, wie es schien, zum ersten Mal verliebt, und die Folge war, daß ich die ganze verdammte verrückte Welt liebte und

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