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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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lepröse Mutation, die wir Lepcer nennen.«
    »Dio!«
    »Wie du sagst. Lepcer ist eine Genveränderung im Leprabazillus. Dieser mutierte Leprabazillus ist bisher nur bei der Gruppe beobachtet worden. Es gibt keine bekannte Heilbehandlung, und es dauert ein halbes Jahrhundert, bis der Erkrankte endlich unter Qualen zugrunde geht.«
    »Gibt es eine vorbeugende Behandlung?«
    »Wir wissen, daß karzinogene Stoffe in industriell hergestellten Lebensmitteln und in Industrieabgasen besonders häufig sind, darum meiden wir nach Möglichkeit die Ballungszentren und ernähren uns weitgehend biologisch. Aber es gibt andere Gefahrenquellen. Man weiß nie, welche Verletzungen, Streßsituationen und Mißbräuche einen über die Krebsschwelle tragen und die Tür für Lepcer öffnen. Wir müssen lernen, vorsichtig zu sein, und wenn du einmal gezwungen bist, ein Risiko einzugehen, weißt du wenigstens den Preis, den du möglicherweise zahlen mußt. Deshalb sind wir nicht darauf aus, ausgefallene Dinge zu essen, zu trinken oder zu atmen. Und wir gehen der Gewalt aus dem Wege.«
    »Ist Lepcer das unausweichliche Ergebnis von Verletzungen?«
    »Nein, aber du solltest nicht unbesonnen sein.«
    »Wie erkennt man die Krankheitssymptome?«
    »Rote Flecken auf der Haut, Zustände exaltierter Verzückung, dann Hals- und Kehlkopfentzündung.«
    »Plötzlich habe ich sie alle«, sagte er lächelnd. Ich war froh, daß er nach der Warnung noch scherzen konnte.
    »Du hast eine harte Zeit hinter dir, Häuptling«, sagte ich, »aber meinst du nicht, daß du lieber an die Arbeit zurückkehren solltest? Es gibt eine Menge zu tun. Ich würde auch gern ein Jahr hier herumlungern und faulenzen, aber wir sollten wirklich zurück ins Irrenhaus. Wie denkst du darüber?«
    Er nickte nachdenklich. »Einverstanden. Was könnte mich nach alledem noch aufregen?«
    Als wir wieder ins Dorf kamen, rief ich Kapitän Nemo an und bat ihn, die übrigen Mitglieder der Gruppe zu verständigen und die Suchaktion abzublasen. Die Familie versammelte sich und schnatterte in ihrer Sprache, die, offen gesagt, nicht sehr attraktiv ist; sie erinnerte mich an die beiden schlimmsten Sprachen der Welt, Gälisch und Hebräisch, sehr guttural und voll von Szik-ik-scha-Geräuschen. Nachdem Sequoia seine Erklärungen abgegeben hatte, zog ich wieder meine Schau mit den guten Manieren ab. Tiefe Verbeugung vor Papa. Küß die Hand, gnädige Frau. Und dann verleitete mich Gott (der in Jacy eine seiner Außenstellen hat) zu dem großartigsten und möglicherweise folgenschwersten Fehler meines Lebens.
    Als die Schwester an die Reihe kam, legte ich zwei Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht, daß ich es sehen konnte. Es war ein ovales Gesicht in einem langovalen Kopf auf einem Hals, der lang genug für eine Guillotine war. Sie war keine Schönheit; sie war nicht mal hübsch; sie war eine Persönlichkeit. Feinknochig, tiefe Augen, durchsichtige Haut, alles Charakter. Ich sah in dieses Gesicht und sah eine ganze Welt, von deren Existenz ich nie etwas gewußt hatte. Und dann kam der Fehler. Ich küßte sie zum Abschied.
    Alle erstarrten. Totenstille. Schwester musterte mich so lange, wie man benötigen würde, um ein Sonett zu rezitieren. Dann kniete sie vor mir nieder und strich mit den Händen über meine Füße. Die Hölle brach los. Mama schluchzte und zog Schwester an sich. Die Bengel begannen zu schreien und zu lachen. Der majestätische Papa kam zu mir, legte eine Hand auf mein Herz, ergriff dann meine Hand und legte sie an das seine. Ich blickte zum Häuptling, völlig verblüfft.
    »Du hast gerade meine Schwester geheiratet«, sagte er beiläufig.
    Ich war sprachlos.
    Er lächelte. »Tradition. Ein Kuß ist ein Heiratsantrag. Sie hat ihn angenommen, und ungefähr zwanzig junge Männer aus der Gegend werden dich deswegen hassen. Nur keine Panik, Guig. Ich kriege dich da schon heraus. Schließlich konntest du es nicht wissen.«
    Ich zog Schwester vom wogenden Busen der Mama fort und küßte sie wieder. Sie wollte von neuem niederknien, aber ich hielt sie aufrecht, damit ich in dieser neuen Welt versinken konnte. »Nein«, sagte ich.
    »Du willst es nicht rückgängig machen?«
    »Nein.«
    »Ist es dein Ernst? Zähl bis hundert.«
    »Es ist mein Ernst.«
    Er kam zu mir und knackte meine Rippen mit einer titanischen Umarmung. »Ich habe immer einen Bruder wie dich gewollt, Guig. Nun setzt euch, während wir die Zeremonien in Gang bringen.«
    »Was für Zeremonien? Ich dachte, du

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