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Der Computer und die Unsterblichen

Der Computer und die Unsterblichen

Titel: Der Computer und die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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verstand.
     

 
6.
     
    Zu Hause erwartete uns die Gruppe, ausgenommen Poulos Poulos, dessen gegenwärtiger Aufenthalt nicht rechtzeitig ermittelt werden konnte. Ich muß offen gestehen, daß ich über seine Abwesenheit erleichtert war. Er kann jede Frau bezaubern, die ihm gefällt, und ich dachte mir, daß die Zeit mir helfen würde, meine Stellung zu festigen.
    »Liebe Freunde, diese Dame ist Sequoias Schwester, die nur Cherokee spricht. Bitte heißt sie willkommen und tröstet sie. Ihr Name ist Natoma Curzon, und sie hat das Mißgeschick, meine Frau zu sein.«
    Sie umringten Natoma und erdrückten sie fast. Edison umarmte sie so heftig, daß er ihr wahrscheinlich einen elektrischen Schlag versetzte. M'bantu verständigte Nemo, der aus dem Teich stieg und sie durchnäßte. Fee 5, schwarz vor Wut, schlug ihr zweimal ins Gesicht. Ich ging zornig auf sie los, aber Natoma hielt mich zurück, und Lucy Borgia sagte ruhig: »Eine zwanghafte Abreaktion. Laß mich nur machen. Wir müssen den Dingen ihren Lauf lassen.«
    Fee 5 tobte wie ein Wirbelsturm durch das Haus. Sie zerschmetterte meinen Bildprojektor, zertrampelte Kassetten, zerstörte die wenigen seltenen gedruckten Bücher, die ich gesammelt hatte. Sie drehte das Wasser auf und überflutete Badezimmer, Schlafzimmer, Umkleideraum und Korridor, dann demolierte sie die Eingabestation meines Computeranschlusses. Sie riß mein Bettzeug und meine Kleider in Fetzen. Alles das in einem schrecklichen, zischenden und keuchenden Stillschweigen. Schließlich lief sie in ihr Zimmer, warf sich aufs Bett und steckte einen Daumen in den Mund.
    »Ah. Gutes Zeichen«, sagte Lucy Borgia erfreut. »Wir werden sie durchbringen. Setz sie in den Sessel, Guig.«
    »Ich hab' Angst, daß sie mir den Kopf abreißt.«
    »Keine Bange, sie ist völlig dissoziiert. Sie hat auf der unbewußten Ebene funktioniert.«
    Ich hob sie auf und setzte sie in den Sessel.
    »Jetzt werden wir uns zusammensetzen und Tee trinken«, befahl Lucy Borgia. »Es dürfen auch andere Getränke dabei sein, und wichtig ist vor allem eine Normale, zwanglose Unterhaltung. Teegebäck brauchen wir auch, Guig. Reden wir über irgendwas. So ungefähr muß die Szene sein, wenn sie zu sich kommt.«
    Ich eilte in die Küche und kochte Tee und bereitete alles vor, und als ich mit beladenem Tablett zurückkehrte, war die zwanglose Konversation in vollem Gange. Natoma lachte und übte mit M'bantu Sprechen, Nemo und Borgia diskutierten über Transplantationen, und der einzige, der momentan unbeschäftigt schien, war Edison, also bediente ich ihn zuerst.
    Ed steckte zwei Kekse in den Mund (wahrscheinlich seine volle Jahresquote), und als ich den Tee eingeschenkt hatte, strahlte er schon wie ein Clown. »Ich werde jetzt«, verkündete er, »eine lustige Geschichte erzählen.«
    Die Gruppe war großartig. Keine Spur von ängstlicher Besorgnis in den Gesichtern. Alle rührten in ihren Tassen und aßen und sahen Ed erwartungsvoll an. In diesem Augenblick reckte sich Fee 5, gähnte und krächzte: »Oh, tut mir leid. Entschuldigt mich. Ich glaube, ich war eingenickt.«
    Ich gab ihr die Gebäckschale über den Tisch. »Bloß eine kleine Feier«, sagte ich.
    »Feier? Was gibt es zu feiern?« fragte sie. Dann blickte sie durch die Türöffnung in mein Zimmer, und ihre dunklen Augen weiteten sich. Sie vergaß die Gebäckschale, stand auf und ging hinüber. Ich wollte folgen, aber Borgia schüttelte den Kopf und bedeutete uns, weiterzusprechen, als ob nichts passiert wäre. Wir machten also weiter, und es blieb uns nichts übrig, als Eds komische Geschichte anzuhören. Während er redete, hörte ich Fee durch das Haus gehen und dann und wann erschrocken keuchen. Als sie zurückkehrte, sah sie aus, als ob sie einen mit dem Holzhammer vor den Kopf bekommen hätte.
    »He, Guig«, sagte sie. »Was ist mit diesem Haus passiert?«
    Borgia nahm mir die Antwort ab. »Ach, ein Kind kam 'rein und stellte alles auf den Kopf.«
    »Was für ein Kind?«
    »Ein dreijähriges.«
    »Und ihr habt es einfach machen lassen?«
    »Wir mußten, Fee.«
    »Versteh ich nicht. Warum?«
    »Weil sie eine Verwandte von dir ist.«
    »Eine Verwandte?«
    »Deine Schwester.«
    »Aber ich habe keine dreijährige Schwester!«
    »Doch, du hast. In dir selbst.«
    Fee setzte sich langsam. »Da komm ich nicht mit. Du sagst, ich hätte das getan?«
    »Hör zu, Fee. Ich habe gesehen, wie du praktisch über Nacht erwachsen wurdest. Du bist jetzt wie eine erwachsene Frau, aber ein Teil

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