Der Computer und die Unsterblichen
finden. Die ganze Gruppe scheint untergetaucht zu sein. Im letzten halben Jahr sah ich Hillel, den Griechen und dich. Das ist alles.«
»Und wie hast du den Griechen getroffen?«
»Ich suchte Doktor Guess. Bei Union Carbide wußte niemand, wo er sich derzeit aufhält. Aber ich traf einen Assistenten, der mich zu Poulos schickte; er meinte, ich könne dort mehr erfahren. Aber Poulos konnte mir auch nicht helfen.«
»Wozu die Suche?«
»Ich habe ein Problem. Weißt du, Guig, meine gegenwärtige Karriere ist in Gefahr.«
»Was für eine Karriere ist das? Bist du kein General mehr?«
»Das schon, aber jetzt habe ich das Nachrichtenwesen unter mir.«
»Verstehst du was davon?«
»Nicht viel. Darum brauche ich Hilfe von der Gruppe.«
»Und was soll ich tun?« sagte ich.
»Guig, du mußt zurück nach Spangland.«
»Was du nicht sagst! Wir sind noch keine drei Monate hier, und ich war in meinem Leben nie glücklicher als jetzt.«
»Darf ich dir erklären, worum es geht?«
»Bitte.«
»Unser Rasshyrenye-Computer.«
»Moment. Was ist Rasshyrenye?«
»Du würdest ›Expansion‹ sagen. Expansionscomputer. Entspricht ungefähr eurem Begriff Extrocomputer.«
»Verstanden. Sprich weiter.«
»Also, dieses Ding benimmt sich sehr merkwürdig. Er hatte immer einwandfrei gearbeitet, aber in letzter Zeit benimmt er sich wie ein Fohlen im Frühling. Er weist Probleme zurück oder will sich nicht einmal programmieren lassen.«
»Weist er alle Probleme zurück?«
»Nur einige, aber es scheint, als wolle er auf eigene Faust arbeiten. Und ich werde verantwortlich gemacht.«
»Ich habe eine schreckliche Ahnung.«
»Laß mich abschließen, Guig. Andere Computer in Kiew und Leningrad benehmen sich ebenso sonderbar. Außerdem ...«
»Außerdem brechen computergesteuerte Produktionsanlagen und Einrichtungen zusammen, ja? Euer Schienenverkehr, das gesamte Rechnungswesen und alle möglichen Fertigungsbetriebe versinken im Chaos. Montagebänder in den Fabriken spielen verrückt. Das Kommunikationswesen, die Banken, Lohnabrechnungen – überall das gleiche. Stimmt's?«
»Nicht immer und überall, aber allzu häufig. Und ich werde verantwortlich gemacht.«
Ich seufzte. »Erzähl weiter.«
»Auch hat die Zahl der schweren Unfälle um zweihundert Prozent zugenommen.«
»Was!«
»Die Maschinen scheinen mörderisch zu sein. Im vergangenen Monat zählten wir vierhundert Todesfälle durch unerklärliches Verhalten von Maschinen.«
Ich schüttelte betrübt den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, daß sie so weit gehen würden.«
»Sie? Wer?«
»Später. Sprich erst zu Ende.«
»Vielleicht wirst du mir nicht glauben, Guig, aber wir haben den Verdacht, daß unsere Expansionscomputer mit eurem Extro von Union Carbide in Verbindung stehen.«
»Ich glaube es, und ich bin nicht überrascht, Boris. Es gibt ein weltweites elektronisches Netz, das vom Extro gesteuert wird und Weisungen von ihm empfängt.«
»Ähnliches hatten wir vermutet.«
»Was brachte euch auf diese Vermutung?«
»Verschiedentlich druckten unsere Computer Lösungen für Probleme aus, die ihnen nicht einprogrammiert worden waren. Später entdeckten wir, daß sie für euren Extro bestimmt waren.«
»Ich verstehe. Ja, es ist ein elektronischer Aufstand.«
»Gegen wen?«
»Gegen die Menschheit.«
»Aber warum? Wie?«
Ich sah Boris in die Augen. »Die Gruppe hat ein neues Mitglied, weißt du.«
Er nickte. »Ich weiß. Doktor Sequoia Guess. Ein tüchtiger Wissenschaftler und Spezialist für elektronische Systeme. Das ist der Grund, warum ich ihn suche.«
»Meine Frau ist seine Schwester.«
Boris war verblüfft, dann verneigte er sich vor ihr. Natoma sagte: »Tut nichts zur Sache, Guig. Bitte, sprich weiter.«
»Als Guess seine Umwandlung durchmachte, geschah ein ungewöhnliches Ereignis. Der Extro trat in direkte Verbindung mit seinen zu dem Zeitpunkt isolierten Gehirnzellen. Er ist der Extro, und der Extro ist er. Es ist eine phantastische Symbiose.«
Boris ist von wachem Verstand. »Du hast noch nicht gesagt, was du sagen willst, Guig.«
»Richtig«, sagte Natoma. »Er versucht, mich zu schützen. Mein Bruder gibt die Befehle.«
»Borjemoi!« rief Boris. »Dann müssen wir uns den Mann vornehmen.«
»Ich nicht, mein Lieber.«
»Warum nicht?«
»Wenn du nicht weißt, wo er ist, wie sollte ich es wissen? Wir leben hier fast völlig abgeschlossen von der Außenwelt.«
»Du mußt ihn finden.«
»Das elektronische Netz ist für ihn wie ein System von
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