Der Computer und die Unsterblichen
seien der gerissenste Mann auf der ganzen Welt.«
»Wann hat er das gesagt?« fragte der Jude wild. »Ich habe dich gewarnt, vorsichtig zu sein, Guig!«
»Er hat es nicht gesagt, Mr. Hillel. Er schrieb es auf einen Zettel. Wir haben uns meistens durch Notizen verständigt.«
Hillel war deutlich erleichtert. »Gott sei Dank«, sagte er. »Ich dachte schon, ich hätte mich für nichts hier 'rausgeschleppt.«
Ein Huhn kam in Schußweite, und ich feuerte die zweite Ladung daneben.
»Bring es über dich, ein paar zu schießen, Guig, um den Anschein zu wahren.«
Er wußte, daß ich absichtlich fehlte. Hillel ist ein scharfer Beobachter.
»Gib mir die Flinte«, sagte er. Dann schoß er in rascher Folge vier Hühner. »Das sollte den Extro zufriedenstellen. Kommen wir zur Sache.«
»Zunächst einmal, wie kommt es, daß du davon weißt?« fragte ich.
»Ich war an der Ostküste einem uralten Ford Edsel auf der Spur, einem Museumsstück, als ich Nachricht von Volk bekam – er handelt in Orleans mit seltenen Münzen und Briefmarken –, ich solle schnell kommen. Er habe einen Streifen von sechs Marken der Britisch Guyana 1 Cent von 1856 ausfindig gemacht. Alle noch zusammenhängend und ungebraucht.«
»Ich wußte nicht, daß sie damals schon Briefmarken machten.«
»Sie machten nicht viele, was der Grund ist, warum eine Britisch Guyana von 1856 unbezahlbar ist. Mindestens zweihunderttausend. Ein ungebrauchter Sechserstreifen ist wert – na, soviel wie du.«
»Was! Sammler sind verrückt.«
»Richtig. Ich war sofort mißtrauisch und bat um eine Bestätigung der Nachricht. Der Fernschreiber bestätigte. Ich schickte Volk eine briefliche Anfrage. Keine Antwort. Also flog ich nach Orleans und sprach mit Volk. Er wußte von nichts, und ich wußte, daß ich auf der Spur von etwas war.«
»Aber was machte dich sofort mißtrauisch, Hilly?«
»Bei diesen frühen Kolonialausgaben wurden die Briefmarken in Bogen zu sechzehn Stück gedruckt, vier mal vier. Ein Sechserstreifen konnte also gar nicht existieren, es sei denn als Fälschung.«
»Mein Gott! Das muß man wissen.«
»Als ich zurückfuhr, dachte ich, daß vielleicht ein anderer Sammler dahinterstecken mochte, der mit diesem Trick versuchte, mich von der Spur des Edsel abzubringen. Dann bekam ich eine fernschriftliche Entschuldigung und eine Rückerstattung meiner Reisespesen. Übermittlungsfehler. Es sollte sechzehn Marken der Britisch Guyana 1 Cent heißen, nicht sechs. Jetzt geriet mein Blut in Wallung.«
»Warum?«
»Volk und ich waren bei unserem Gespräch allein in seinem Privatbüro gewesen. Niemand sonst war da, aber wir wurden abgehört.«
»Volk wird abgehört.«
»Ohne Zweifel, aber was zum Teufel weiß die Polizei von seltenen Briefmarken?«
»Der Preis könnte sie aufmerksam gemacht haben.«
»Der wurde nie erwähnt.«
»Hm.«
»Wir waren von etwas anderem abgehört worden, und nun versuchte es einen Ausrutscher auszubügeln. Dann wurde noch ein dritter Versuch unternommen, mich von dem Ort wegzulocken, wo ich gerade war, aber ich will dir die Einzelheiten ersparen. Es war eine Herausforderung, der ich nicht widerstehen konnte. Ich spürte die Gruppe auf, deren Mitglieder durch falsche Botschaften in alle Gegenden zerstreut worden waren.«
»Warum?«
»Später. Ich erfuhr vom Kommunikationsnetz des Extrocomputers, von Doktor Guess und der ganzen verrückten Verschwörung.«
»Dann weiß die Gruppe jetzt Bescheid?«
»Mehr oder weniger. Die wichtigsten Daten bekam ich von Poulos.«
»Wo steckt er? Auch untergetaucht?«
»Nein, er versucht, den Abtrünnigen ausfindig zu machen. Ja, der Grieche hat mir davon erzählt, und ich stimme seiner Schlußfolgerung zu. Es ist eine gefährliche Situation. Er oder sie muß zerstört werden, bevor die Gruppe zerstört wird. Allein ist keiner von uns ihm oder ihr gewachsen, und darum wird er oder sie die Gruppe aufgesplittert haben – um uns einzeln zu erledigen.«
»Hast du eine Ahnung, wer es sein könnte?«
»Keinen Anhaltspunkt. Wir haben einen durchschnittlichen Anteil an charakterlosen Mitgliedern. Du kannst deine Auswahl selbst treffen.«
»Nur noch eins. Bist du der Meinung, daß der Extro Fehler machen kann?«
»Ich dachte, du wärst über die blinde Computerverehrung hinaus, Guig. Ja, der Extro kann Fehler machen, genauso wie Doktor Guess. Sogar zwischen ihnen kann es zu Mißverständnissen kommen, und auf diesem Wege werden wir Guess und seine drei Monstren finden. Er ist mit der Kapsel
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