Der Computer und die Unsterblichen
irgendwo hier auf der Erde versteckt.«
»Sie könnten in einer Umlaufbahn sein.«
»Ausgeschlossen. Nachdem die Kapsel dein Mädchen getötet hatte, flog er sie aus dem JPL-Gelände. Houdini und Valentine machten sich davon. Du warst noch Tage später im Schockzustand. Die Kapsel segelte davon, und niemand merkte es.«
»In eine Umlaufbahn?«
»Wie? Dazu hätte er eine Raketenstufe benötigt, und die hatte er nicht. Die Kapsel muß mit den bordeigenen Steuertriebwerken aufgestiegen und davongesegelt sein. Offenbar war genug Treibstoff an Bord, um sie in der Luft zu halten und zum Ziel zu steuern, wo immer es sein mag. Also ist er irgendwo auf der Erde. Nun zu unserer Strategie. Mrs. Curzon, Sie werden sich überall nach Ihrem berühmten Bruder erkundigen. Sie lieben ihn und machen sich wegen seines Verschwindens die größten Sorgen.«
»Das tue ich, Mr. Hillel.«
»Ich glaube es Ihnen. Nun, Sie werden keine Ruhe geben. Je lästiger Sie den Leuten werden, desto besser. Schicken Sie Ihrem Mann laufend Nachrichten über die Fortschritte Ihrer Suche.«
»Aber wenn es keine Fortschritte gibt?«
»Dann erfinden Sie welche. Wir können auch falsche Botschaften senden. Alles, was Sie melden, wird über das Kommunikationsnetz Ihren Bruder erreichen. Es könnte ihn veranlassen, Sie durch eine direkte Botschaft zu beruhigen.«
»Ich verstehe. Hoffen wir es.«
»Guig, deine Aufgabe ist mehr technisch. Wieviel Treibstoff war in der Kapsel? Wie weit konnte sie damit fliegen? Du solltest es unter Berücksichtigung der Windverhältnisse an jenem Tag berechnen und kartographisch festhalten. Und erkundige dich, ob Meldungen über beobachtete UFOs vorliegen; eine Raumkapsel ist ein ungewöhnlicher Anblick. Doktor Guess wird Energie benötigen, um die Bordsysteme in Betrieb zu halten. Wenn die Kapsel in einem Versteck ist, können die Sonnenbatterien nicht aufgeladen werden. Überprüfe innerhalb des in Frage kommenden Gebietes alle Energiequellen nach neuen Abnehmern. Es gibt noch einen möglichen Anhaltspunkt. Was, wenn die Kryonauten geistig nicht mit ihrer raschen körperlichen Entwicklung Schritt halten? Wenn sie körperlich reif, geistig aber infantil bleiben?«
»Daran hatte ich nie gedacht!«
»Nun, in diesem Fall wird Guess versuchen, sie zu erziehen, ihnen das Sprechen beizubringen. Darum solltest du bei allen Lieferanten von Lehrmitteln für autistische Kinder nachfragen. Alle Adressen von Neubestellungen während der letzten drei Monate müssen überprüft werden. Ich weiß, es ist ein mühsames Geschäft.«
Ich zuckte die Schultern. »Und was machst du?«
»Meine Aufgabe ist die schwierigste von allen. Warum wurden drei verschiedene Versuche unternommen, mich von meinem Aufenthaltsort wegzulocken? Vielleicht existiert der Wagen, hinter dem ich her war, überhaupt nicht. Das ist eine Möglichkeit. Vielleicht haben sie meinen Charakter falsch eingeschätzt. Das ist eine zweite Möglichkeit. Aber ich denke an eine dritte.«
»Und die ist?«
»Ich weiß es nicht. Das ist es eben; ich weiß nicht mal, ob sie existiert.«
»Was meinst du, Hillel? Ist Guess ein Ungeheuer?«
»Nein, das glaube ich nicht. Der Extro und der Abtrünnige sind die Ungeheuer. Unglücklicherweise müssen wir unseren Gegenangriff durch Guess führen, der nur ein böser Bube ist.«
»Böser Bube!«
»Jawohl. Es ist zu viel über ihn hereingebrochen. Er hat atemberaubende Entdeckungen gemacht und ist so unzurechnungsfähig wie einer, der zum ersten Mal verliebt ist. Daraus mache ich ihm keinen Vorwurf. Was er erlebt hat, ist so ungewöhnlich, daß es jedem zu Kopf steigen würde.«
»Was sollten wir nach deiner Meinung mit ihm tun?«
»Ihn ernüchtern. Im Grunde ist er ein guter Kerl; eine schreckliche Plage, ja, aber keine Quelle ständiger Gefahr. Doch jetzt müssen wir unser Gespräch leider beenden und an die Arbeit gehen, jeder für sich. Tut mir leid, Guig, aber deine Flitterwochen liegen hinter dir. Vergeßt nicht, ihr müßt euch dauernd Telegramme und Funkmeldungen schicken, aber keine abgesandte oder erhaltene Botschaft sollte glaubwürdig sein oder für bare Münze genommen werden. Ignoriert sie.«
»Aber was, wenn ...«
»Es gibt kein ›was, wenn‹. Lügt einander an. Fabriziert irgend etwas. Laßt eurer Phantasie die Zügel schießen. Das wird den Extro verrückt machen, weil er sich fragen wird, ob ihr einen Code verwendet, den er nicht knacken kann. Und denkt immer daran, daß auch er falsche Botschaften fabrizieren
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