Der Computer und die Unsterblichen
ließen sie mich hin.
So war ich durch Zufall am anderen Ende der Erie-Reservation gestrandet, und diesmal hatte ich Glück. Das Tor wurde von Cherokees bewacht, und einer von ihnen war ein angeheirateter Verwandter, der mich wiedererkannte. Er grinste, schlug viermal die Fäuste zusammen, steckte mich in einen Hubschrauber und landete eine halbe Stunde später direkt vor dem Haus meiner Schwiegereltern.
Ich muß schrecklich ausgesehen haben. Mama starrte mich erschrocken an, brach in Tränen aus und zog mich an ihren wogenden Busen. Dann badete sie mich, steckte mich ins Bett und setzte mir eine Kraftbrühe vor, die meine Rippen polsterte. Ich hatte nie eine solche Mutter gekannt. Ich liebte sie. Dann kam der würdige Papa, schüttelte besorgt den Kopf und schnalzte mit der Zunge. Danach mußte ich eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, war heller Vormittag, und die Tür wurde aufgestoßen. Meine Frau stürzte herein wie eine erregte Göttin, und ehe sie sich auf mich warf, konnte ich noch den Hebräer hinter ihr in der Türöffnung sehen. »Was ist, Guig? Was ist passiert? Warum bist du im Bett? Tue ich dir weh? Warum bist du hier? Wußtest du, daß wir kommen würden? Woher? Warum sagst du nichts?«
Als sie mir die Gelegenheit dazu gab, sagte ich was und fragte sie, was sie hier tue.
»Wir kamen hierher, um frei von Überwachung zu sein und die nächsten Schritte zu planen«, sagte Natoma. »Wir glauben jetzt zu wissen, wo mein Bruder ist.«
Ich brannte darauf, mehr zu erfahren, aber es war keine Zeit mehr für Gespräche. Ich mußte mich anziehen und zurechtmachen, denn das Mittagessen wartete. Papa, der Hebräer, die kleinen Brüder und ich saßen am Tisch, während Mama und Natoma uns bedienten. Meine unvergleichliche Frau hatte den Charme, in der Reservation zu den alten Bräuchen zurückzukehren. Sie trug Wildleder, hielt den Kopf gesenkt und errötete tatsächlich, wenn die ungezogenen Jungen derbe Hochzeitswitze erzählten. Anschließend mußte sie Mama mit dem Geschirr helfen, und so verging der halbe Nachmittag, ehe Hillel, Natoma und ich Mamas Fürsorge und Papas Tee- und Tabakszeremoniell entfliehen konnten.
11.
»Also, was ist?« wandte ich mich ungeduldig an Hilly. »Habt ihr den Häuptling ausfindig gemacht?«
»Ja. Mit ziemlicher Gewißheit.«
»Wo ist er?«
»Zwischen Detroit und Chicago gibt es ein Hunderte von Kilometern langes System ehemaliger Salzbergwerke. Doktor Guess und seine Kreaturen müssen irgendwo in der Mitte zwischen beiden Städten sein. Du siehst, es ist nicht weit von hier.«
»Wie könnte er die Kapsel durch die Bergwerksschächte manövriert haben?«
»Es sind keine Schächte; es gibt ebenerdige Zugänge, und viele Stollen haben die Abmessungen von Straßentunnels.«
»Und wo ist das ganze Salz geblieben?«
»Es wurde für einen Extraktionsprozeß gebraucht. Man hat daraus Natrium als Energieträger erzeugt.«
»Ah! Und Guess zapft wahrscheinlich die Kraftstromleitungen des Bergwerks für seine verdammte Kapsel an.«
»Möglicherweise.«
»Gut, Hilly. Wir müssen ihn finden. Ich möchte ihn und seine Monstren sehen.«
»Richtig.«
»Arbeiten wir gemeinsam oder von beiden Seiten aus?«
»Ich würde sagen, von beiden Seiten.«
»Gut. Ich werde Hilfe brauchen. Kannst du jemanden vorschlagen? Einen aus der Gruppe?«
»Nein. Du mußt einen Krieger von hier mitnehmen. Das Dumme ist, sie sprechen keine uns verständliche Sprache.«
»Ich werde mitkommen und dolmetschen«, erbot sich Natoma. Verdammt tapfer, das Mädchen.
»Nein«, widersprach Hillel mit Entschiedenheit. »Kommt nicht in Frage. Außerdem würde dein Vater es nicht erlauben.«
»Es ist nicht so schlimm«, sagte ich. »Ich kann mich mit Zeichensprache verständigen. Wer ist der beste Fährtensucher?«
»Lange Lanze«, sagte Natoma. »Aber als Kämpfer ist Pfeilspitze besser.«
»Wir wollen ihn nicht umbringen. Dies ist nur ein Erkundungsunternehmen. Wir werden über unseren Bruder sprechen, wenn ich zurückkomme, und es gibt viel zu besprechen. Nun sei still, Nat, und tue, was Hilly sagt. Bleib hier bei deinen Eltern.«
»Er hat recht, Mrs. Curzon«, sagte der Hebräer. »Aber bevor wir auseinandergehen, habe ich noch etwas, Guig. Ich glaube, meine Theorie wird dich faszinieren.« Er zog den Dolch aus seiner Jacke, den ich in den Ruinen meines Hauses gefunden und im Stiefel getragen hatte. »Heute morgen sah ich dies neben deinen Stiefeln liegen«, sagte er. »Kennst du den
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