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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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hatte, hielt ich Ausschau nach dem Maybach. Er war verschwunden. Langsam fuhr ich die Straße hinunter, bremste an den Kreuzungen und starrte in die Querstraßen. Wenn der Maybach zügig weggefahren war, hatte ich ihn verloren. Sie hatten mich vorgeführt wie einen Anfänger. Ich stellte mir vor, wie die beiden Männer in dem Wagen lachten.
    Dann entdeckte ich in einer schmalen Seitenstraße weit weg einen großen Wagen. Er stand unter einer Straßenlaterne vor einem zweifarbig verputzten Haus, das Erdgeschoss war heller als die vier oberen Etagen. Ich näherte mich ihm langsam und sah, es war der Maybach. Es saß niemand drin. Ich fuhr vorbei und die nächste Querstraße hinein. Dort parkte ich den Ford und stieg aus. Es war niemand zu sehen, als ich auf den Maybach zuging. Ich beugte mich vor und schaute hinein. Da spürte ich eine harte Spitze in meinem Rücken, es tat weh.
    »Wenn Sie einen Mucks machen, steche ich zu. Autodiebe mag ich nicht.« Es war ein Mann mit einer zischenden Stimme. »In das Haus da.«
    Er packte mich hart an der Schulter und schob mich zum Hauseingang, vor dem der Maybach stand. Der Mann stieß mich in den Gang, dann eine Kellertreppe hinunter. Aus einem Kellerraum drang schwaches Licht.
    »Stehenbleiben!« zischte es. Er legte mir eine Binde über die Augen und knotete sie an meinem Hinterkopf fest zu. Dann tastete er mich ab und nahm meine Dienstpistole. Anschließend stieß er mich vorwärts in Richtung des Raums, aus dem das Licht gekommen war. Ich war wie gefühlstaub. Der Mann drückte von hinten. Plötzlich traf es mich in den Magen. Als ich zu Boden ging, dachte ich: Da ist ein zweiter Mann im Raum. Der Schlag nahm mir die Luft, ich krümmte mich, erwartete weitere Schläge. Ein Tritt traf mich im Rücken. Dann zerrten sie mich an den Achseln hoch und setzten mich auf einen Stuhl. Es folgte ein Faustschlag ins Gesicht. Ich schmeckte mein Blut. Weitere Schläge. Einer packte meinen Kopf mit beiden Händen und hielt ihn mit furchtbarer Kraft fest. Ein beißender Schmerz am Ohr. »Beim nächsten Mal schneiden wir dir den Hals ab«, zischte der Mann. Sie stießen mich auf den Boden und traten auf mich ein. Sie vermieden es, meinen Kopf zu treffen, wollten verhindern, dass ich bewusstlos wurde.
    Plötzlich war es zu Ende. Ich hörte, wie Schritte sich entfernten. Die Männer sagten nichts. Eine Tür fiel ins Schloss. Ich zog die Binde von den Augen und drehte mich vorsichtig auf den Rücken. Jede Rippe schmerzte. Ich atmete tief ein, es stach. Vorsichtig betastete ich das linke Ohr, das Ohrläppchen fehlte, es blutete stark. An der Decke hing eine Glühbirne, das Licht blendete. Ich setzte mich auf, alles tat mir weh.
    Ein dunkles Quietschen, ich spürte einen Luftzug. Die Tür zur Kellertreppe öffnete sich. Leise Schritte näherten sich. Sie kommen zurück, durchfuhr es mich. Ich hörte genau hin, es war offenbar nur eine Person. Dann versuchte ich aufzustehen, ich sah den Lichtschalter an der Wand. Ich hätte schreien können vor Schmerz. Als ich das Licht ausmachte, war nichts mehr zu hören. Ich stellte mich neben die Tür und wartete. Wie mit Nadeln stach es im Brustkorb, ich mühte mich, nicht laut zu schnaufen. Ein Schlurfen, ganz nah. Dann ein Schemen in der Tür, er betrat das Zimmer. Ich stürzte mich auf ihn und schrie vor Schmerz. Ich erwischte ihn am Hals, wir stürzten zu Boden. Es bereitete ihm wenig Mühe, sich aus meinem Schwitzkasten zu befreien. Aber er schlug mich nicht. »Ich bin Ihr Freund«, sagte er hechelnd. »Ich tue Ihnen nichts.« Er sprach einen komischen Dialekt, es klang wie Süddeutsch, ich hatte ihn schon mal gehört, wusste aber nicht, wo.
    Das Licht ging an. Ich setzte mich auf den Stuhl. Der Mann war klein und dick. Auf dem Kopf trug er eine Art Melone, schwarz und fleckig.
    Er hatte Pausbacken und einen spitzen Kinnbart. Seine Augen waren lebhaft.
    »Da haben Sie ja schön Dresche gekriegt«, sagte er.
    »Wer sind Sie?« Ich stöhnte.
    »Ein Freund.«
    »Da müsste ich Sie aber kennen.«
    »Ich bin der Freund, den Sie noch nicht kennen. Kommen Sie, ich bringe Sie zu einem Arzt. Kennen Sie einen?«
    Ich nickte.
    Er führte mich am Arm die Treppe hoch. Als ich die frische Luft einatmete, übergab ich mich. Ich lehnte mich an die Hauswand. Er wartete geduldig, dann brachte er mich zu einem Auto. Unterwegs zu Fleischer in die Levetzowstraße erbrach ich aus dem Fenster. »Sie Armer«, sagte der Mann.
    »Drücken Sie auf die Klingel über der Praxis«,

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